Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zieht Konsequenzen aus der hitzigen Debatte um sein jüngstes Facebook-Posting und kündigt den Rückzug aus dem sozialen Netzwerk an – zumindest vorerst.

Tübingen - Boris Palmer zieht die Reißleine. „Ich poste von 0 Uhr bis zur Kommunalwahl nichts mehr auf Facebook“, sagte der Tübinger Oberbürgermeister gegenüber unserer Zeitung.

 

Palmer hatte in einem Facebook-Posting eine Werbe-Kampagne der Deutschen Bahn kritisiert, auf der Personen unterschiedlicher Hautfarben abgebildet sind. „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“, fragte er und provozierte damit entsprechende Reaktionen.

„Ich habe den üblichen Facebook-Shitstorm erwartet“, so Palmer, aber „ich hätte nicht gedacht, dass ich einen nationalen Notstand auslöse“. Mit seinem Posting war der Oberbürgermeister nicht nur in zahlreichen Facebook-Kommentaren, sondern auch von der eigenen Partei, dem grünen Gemeinderat und Stadtverband, massiv kritisiert worden. Er sei nach eigenen Angaben entsetzt über die Reaktionen, in denen er vielfach als rassistisch bezeichnet wurde. „Ich wurde falsch verstanden und jetzt wird auf mich eingeprügelt“, so der 46-Jährige. Nach eigener Aussage habe er lediglich über linke Identitätspolitik debattieren wollen.

Aus diesem Grund entschied er sich für den vorübergehenden Rückzug aus dem sozialen Netzwerk, bei dem er sonst sehr aktiv ist. „Ich mache es wie Habeck“, nahm er Bezug auf den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck, der sich Anfang des Jahres bewusst aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen hatte.