Der Verkauf von Antonio Rüdiger vergrößert den finanziellen Spielraum des VfB Stuttgart. Nun rückt auch der Dortmunder Abwehrspieler Matthias Ginter in den Fokus.

Stuttgart - Natürlich sind zum Schluss auch diesmal die üblichen Freundlichkeiten ausgetauscht worden. Man wünsche Antonio Rüdiger „viel Erfolg bei seinem neuen Verein“, teilte der VfB-Manager Robin Dutt mit. Und ganz ähnlich klangen die Abschiedsworte, mit denen sich der Abwehrspieler anlässlich seines nun endgültig feststehenden Transfers zum AS Rom zitieren ließ: „Es war für mich immer etwas Besonderes, das VfB-Trikot zu tragen. Ich wünsche dem Verein und seinen Fans für die Zukunft alles Gute.“

 

Nun ist es also endlich beendet, das wochenlange Wechseltheater, und hat zu einer für beiden Seiten zufriedenstellenden Lösung geführt. Beim Champions-League-Teilnehmer aus der italienischen Hauptstadt darf Rüdiger (22) fortan beweisen, dass er tatsächlich der Innenverteidiger von internationalem Format ist, für den er sich selbst hält. Und im Gegenzug bekommt der VfB für den aufgrund des Financial Fairplays zunächst als Leihgeschäft deklarierten Transfer vier Millionen Euro sofort, ehe im nächsten Sommer weitere neun Millionen folgen werden. Viel Geld für einen Spieler, der Anfang 2011 als unberechenbarer Heißsporn ablösefrei aus der Jugend von Borussia Dortmund nach Stuttgart gekommen ist.

Der Millionentransfer verschafft dem VfB Luft

Robin Dutt hat zwar stets betont, dass die Zukunft Rüdigers keinen Einfluss auf die Kaderplanung habe. Doch steht auch fest, dass der Millionentransfer dem VfB Luft verschafft und dem Manager die Möglichkeit gibt, bei der Suche nach neuem Personal in größeren Dimensionen zu denken. Und so kann er sich nun neben anderen Verteidigern wie dem Franzosen Kalidou Koulibaly (24) vom SSC Neapel auch mit einer Verpflichtung von Matthias Ginter (21) beschäftigen, einem seiner einstigen Lieblingsschüler beim SC Freiburg. Ein deutscher Nationalspieler mit guter Ausbildung und Entwicklungspotenzial, einer, der die Bundesliga kennt und über einen klaren Kopf verfügt, einer, der beweisen will, dass er mehr kann, als er zuletzt zeigen durfte – ins Anforderungsprofil des VfB würde der gebürtige Freiburger bestens passen.

Als jüngster Weltmeister der DFB-Geschichte ist Ginter im Sommer 2014 für zehn Millionen Euro von Freiburg nach Dortmund gewechselt. Groß war seine Hoffnung – groß dann auch die Ernüchterung. Nur neunmal stand er in der Bundesliga unter Jürgen Klopp in der Startformation – und muss nun fürchten, dass sich an seiner Rolle des Dauerreservisten auch unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel wenig ändern wird. An Mats Hummels und Sokratis gibt es kein Vorbeikommen, dahinter wartet auch noch Neven Subotic. Noch größer ist beim BVB die Auswahl im zentralen defensiven Mittelfeld, wo Ginter in der Vergangenheit ebenfalls gespielt hat. Zum Saisonauftakt gegen Gladbach (4:0) spielte dort der 19-Jährige Julian Weigl, während der Elf-Millionen-Neuzugang Gonzalo Castro und der Nationalspieler Sven Bender auf der Bank saßen.

Ginter benötigt dringend Spielpraxis

Schlechte Karten also für Matthias Ginter, der es sich eigentlich nicht erlauben kann, ein weiteres Jahr zu verlieren. Er benötigt Spielpraxis, um sich weiterzuentwickeln und seine Chancen in der Nationalmannschaft aufrecht erhalten zu können. Im Oktober vergangenen Jahres hat er sein letztes von bislang fünf Länderspielen bestritten. Seither stagniert die Karriere, weshalb Ginter in der Sommerpause nicht abgeneigt gewesen wäre, nach Mönchengladbach zu wechseln. Damals wollte ihn Dortmund nicht freigeben. Nun erscheint zumindest ein Ausleihgeschäft möglich, da es auch der Borussia wenig nützt, wenn ein 21-Jähriger auf der Bank versauert.

Knapp zwei Wochen bleiben noch, dann endet die Sommertransferperiode. Robin Dutt wird bis dahin noch viel zu tun haben, zumindest so viel steht fest.