Macht eine „Raser- und Poserszene“ die Stadt Leinfelden-Echterdingen unsicher? Anwohner klagen über Krach und illegale Straßenrennen. Anzeigen bei der Polizei wurden aber bisher nicht verstärkt gestellt.

Er hat genug. „Es hat sich massiv verschlimmert, die Leute rasen wie die Verrückten“, sagt Eberhard Wächter. Der Leinfelden-Echterdinger Stadtrat der Freien Wähler betreibt eine Apotheke an der Hauptstraße in Echterdingen. Aus vielen Gesprächen weiß er, dass er mit seiner Wahrnehmung nicht allein ist. Immer wieder hat er gehört, wie Autofahrer die Motoren ihrer Fahrzeuge aufheulen lassen. Beabsichtigte Fehlzündungen sorgten regelmäßig für lautes Knallen. Und zwischen den Teilorten werde vor allem nachts und am Wochenende das Gaspedal der Autos durchgetreten, sodass die Motoren besonders laut aufheulen. „Da finden regelmäßig Rennen statt. Das reißt die Leute aus dem Schlaf. Es knattert die ganze Nacht“, sagt Wächter.

 

Ungefähr seit dem Jahreswechsel gebe es eine Zunahme von Autos in der Stadt, die für Verstimmungen sorgten. Beim Blick auf die Kennzeichen werde deutlich, dass es vor allem Menschen aus der näheren Umgebung sind, die mit ihren speziellen Autos nach Leinfelden-Echterdingen kommen.

„Sie sind aus der Gegend“, sagt Eberhard Wächter. Oft seien es Esslinger, Stuttgarter oder Reutlinger Kennzeichen. Auf der Gemarkung von Leinfelden-Echterdingen gebe es inzwischen mehrere Strecken, die besonders belastet seien, beispielsweise zwischen Musberg und Oberaichen, in der Rohrer Straße (Oberaichen) oder in Echterdingen auf einem kurzen Abschnitt der Kanalstraße. „Das ist kein normales Fahren mehr“, ärgert sich der Stadtrat Wächter. Es werde gerast und mit dem Lärm würden Passanten erschreckt.

Wie die Polizei die Raserei kontrolliert

Die beschriebenen Verhaltensweisen wären ein Fall für die Polizei. Die Kontrolle ist allerdings oft mühsam. Bei zu hoher Geschwindigkeit ist es noch vergleichsweise einfach, Bußgelder oder sogar Fahrverbote zu verhängen.

Schwieriger wird es bei einem genauen Blick auf die Fahrzeuge. Sind Modifikationen an einem Fahrzeug vorgenommen worden? Sind die Tuningelemente in den Papieren eingetragen? Wie laut ist das Gefährt und ist die Lautstärke noch erlaubt? Diese Fragen müssen Experten klären, die nicht bei jeder Fahrzeugkontrolle vor Ort sein können. Zur Kultur der Tuningszene gehört erfahrungsgemäß das Ausreizen von Zulassungsvorschriften sowie die lautstarke Präsentation von Motor- oder Auspuffleistung.

Der Polizei sind die Probleme bislang nicht in dem von Stadtrat Eberhard Wächter geschilderten Umfang bekannt. Auf Nachfrage erklärt der Sprecher des zuständigen Präsidiums Reutlingen, Johannes Pfeffer, dass es kein vermehrtes Anzeigenaufkommen in den vergangenen Monaten gegeben habe. Und: „Illegale Kraftfahrzeugrennen sind uns derzeit nicht bekannt“, heißt es schriftlich. Ungeachtet dessen werde auch in Leinfelden-Echterdingen regelmäßig kontrolliert. In den vergangenen sechs Monaten seien aber lediglich Verstöße „im einstelligen Bereich“ festgestellt worden.

Durch gezielte und wiederholte Kontrollen solle verhindert werden, dass sich überhaupt erst eine Raserszene irgendwo etabliert. Im Fokus der Kontrollen stünden auch nicht erlaubte technische und optische Veränderungen an den Fahrzeugen, beispielsweise am Auspuff, am Fahrwerk oder den Rädern. Bei unzulässigen Veränderungen drohe ein Erlöschen der Betriebserlaubnis, so Pfeffer. Würden die Verstöße bei Kontrollen festgestellt, werde regelmäßig die Weiterfahrt untersagt.

Zur Feststellung von Verstößen im beschriebenen Bereich hat die Polizei eigens ein Kompetenzteam „Posing, illegales Tuning, Eventszene“ aufgebaut. Das Kompetenzteam besteht aus sechs Beamtinnen und Beamten der Verkehrspolizeiinspektion mit seinen Standorten in Tübingen, Esslingen und Balingen.

Diese Bußgelder werden fällig

Lärmbelästigung
Verursachen sogenannte Poser mit ihrem Auto unnötigen Lärm, müssen sie 80 Euro zahlen. Fahren sie innerorts unnütz hin und her und belästigen dabei andere Personen, werden 100 Euro fällig.

Gefährdung
Sind sie trotz erloschener Betriebserlaubnis mit ihrem Fahrzeug unterwegs und beeinträchtigen damit wesentlich die Verkehrssicherheit, müssen sie sich auf ein Bußgeld von 90 Euro sowie einen Punkt in Flensburg einstellen.