John le Carré wird 80. Mit Büchern wie "Der Spion, der aus der Kälte kam" beweist er immer wieder, dass er ein Großmeister der Spannung ist.

Stuttgart - Dass er selbst mal britischer Geheimagent war, darf in keiner Beschreibung des britischen Autors John le Carré fehlen. Aber der am Mittwoch vor achtzig Jahren als David Cornwell Geborene betreibt seit fünfzig Jahren weit mehr als Geheimnisverrat auf hohem Niveau und die böse Abrechnung mit Vorgesetzten von früher.

 

Seine Romane, frühe wie "Der Spion, der aus der Kälte kam" von 1963 und auch der aktuellste, "Verräter wie wir" von 2010, werfen die Frage auf, was unsere freien Gesellschaften eigentlich auszeichnet, wie ernst sie es mit ihren Werten nehmen. Früher ging es John le Carré vor allem um das intrigante Treiben innerhalb der Geheimdienste, um den tödlichen Verrat an den eigenen Leuten, wenn er nur diesem oder jenem Augenblicksziel dienlich war.

Mittlerweile analysiert Le Carré Geopolitik, Konzerninteressen und die Erzeugung von Medienphantomen, hinter denen reale Entwicklungen verschleiert bleiben. Dass seine Romane großartige Liebesgeschichten sein können wie "Das Russlandhaus", dass sie intensive Porträts von Einsamkeit und Sinnverlust liefern, dass sie das Spionagegewerbe zum Bild menschlichen Selbstverlusts hinter vielen Masken nutzen, das alles macht Le Carré zu einem großen Autor der Moderne. Er bleibt aber vor allem ein Großmeister der Spannungserzeugung.