Ein Spaßvogel und harter Kämpfer: Wolfgang Schaal, Chef der Freien Wähler, wird 70.

Leonberg - Ob nun als Bademeister in Rainer Zacherts närrischer Bäckerei-Bütt, als vermeintlicher Patient in einem Bett des Leonberger Krankenhauses beim Pferdemarktumzug, ob als Kommentator der Cohn’schen Seilbahn-Pläne auf einem imaginären stillen Örtchen oder als wackerer Maßkrug-Stemmer beim Maibockfest des THW: Für einen oder ganz viele Späße ist sich Wolfgang Schaal nie zu schade. Am heutigen Dienstag feiert der Chef der Leonberger Freien Wähler, der langjährige Stadtrat und ehemaliger Kreisrat seinen 70. Geburtstag.

 

Bühnenreife Büttenreden

Sein Gespür für Situationskomik und seine Gabe, aus dem Stegreif bühnenreife Büttenreden zu schreiben, sind es denn auch, die der Gesamtbetrachtung die Schärfe nehmen, wenn es um Schaals Persönlichkeit geht. Denn in der Sache ist dem Kommunalpolitiker längst nicht immer zum Scherzen zumute. Der Freie Wähler ist ein harter Streiter. Ist ihm ein Vorhaben sehr wichtig, kann er Anflüge einer Wadenbeißer-Mentalität zeigen.

Lange hat Wolfgang Schaal gegen ein Wohnviertel längs der Berliner Straße opponiert und immer wieder auf andere Flächen für neue Quartiere hingewiesen. Der Kampf für ein zukunftsfähiges Krankenhaus ist noch lange nicht ausgestanden. Und ganz neu hat Schaal gemeinsam mit seinem Ratskollegen Johannes Frey das Thema Stadtumfahrung wiederbelebt.

Keine Angst im politischen Nahkampf

Angst zeigt der Eltinger im politischen Nahkampf nicht. Als vor mehr als einem Jahrzehnt der Streit um die Bebauung der Kirschgärten auf dem Höhepunkt war, trat er den Bebauungsgegnern entgegen.

Fast schon visionäre Züge hatte er in der Bäderdiskussion. Schaal war für ein Allwetterbad auf dem Gelände des heutigen Leobades als Alternative zur Hallenbadsanierung. Im Gemeinderat wurde die Diskussion vor acht Jahren in ungewöhnlicher Schärfe geführt. Erst ein Bürgerentscheid beendete den Streit: Die Mehrheit stimmte für die Sanierung.

Erfolgreiches Unternehmen aufgebaut

Kostenmäßig behielten die Kritiker um Wolfgang Schaal recht. Die Verjüngungskur für das Hallenbad kostete zwölf Millionen Euro und war von zahlreichen Pannen begleitet. Nimmt man die 15 Millionen Euro dazu, mit denen jetzt die Sanierung des Leobades zu Buche schlägt, wäre dafür ein neues Allwetterbad gewiss zu haben gewesen.

Obwohl der Freie Wähler sich damals nicht durchsetzen konnte, brachte er dennoch stets seine Expertise als Fachmann für Bäder und Sanitäranlagen ein. Denn das ist die zweite Säule des öffentlichen Wolfgang Schaal. Der gelernte Flaschner-meister hat den kleinen elterlichen Betrieb zu einem erfolgreichen Unternehmen für modernes Bäderdesign mit einem markanten Geschäftshaus in der Brennerstraße gemacht – ohne dabei den handwerklichen Zweig seines Unternehmens zu vernachlässigen. Gibt es Probleme mit Rohren oder Toiletten, sind die Schaal-Mitarbeiter bei vielen Kunden gefragt. Dem Chef hat es den Spitznamen „Dr. WC“ eingebracht.

Opernsänger im Geschäft

Mit ausgefallenen Marketingaktionen zeigte der Eltinger Handwerkermeister, dass es nicht unbedingt eine hippe Werbeagentur braucht, um den eigenen Laden zu verkaufen. Legendär sind die Auftritte von Stuttgarter Opernsängern, die auf der Treppe der Verkaufsräume bei Kundenveranstaltungen vor einem begeisterten Publikum mal eben ein paar Arien zum Besten gaben.

Mittlerweile hat Schaal das operative Geschäft seinen Nachfolgern Tilo Kraus und Stefan Schraitle übergeben, hat aber immer noch ein Büro in der Brennerstraße. Das allerdings nutzt er vor allem, um für seine Freien Wähler zu arbeiten. Den vergangenen Kommunalwahlkampf hat er akribisch geplant, die Neujahrsempfänge des politischen Vereins sind längst zum gesellschaftlichen Ereignis geworden.

Neujahrsempfänge sehr populär

Der Chef des Stadtverbandes spielt dabei auf die kommunale Karte, präsentierte in der Zeit, da die Krankenhaus-Diskussion besonders heftig war, die Chefärzte Barbara John und Michael Sarkar und zuletzt den Leonberger Bosch-Chef Thomas Irawan. Mittlerweile ist das Interesse so groß, dass das Neujahrstreffen vom Hotel Hirsch in die Stadthalle umgezogen ist.

Der Unruhestand des Jubilars ist freilich nicht so groß, dass er das Leben vergisst. Ob Fuerteventura, Ägypten oder Griechenland: Zwischen den einzeln Sitzungsperioden ist Wolfgang Schaal oft auf Reisen. Noch öfter ist er aber bei Tochter und Enkelkind in München.