Adolf Singer wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt. Er ist in 16 Vereinen – und lädt alle Vorstände zu einem Umtrunk ein.

Gerlingen - D er Achtziger ist ein Einschnitt“, meint Adolf Singer, „aber das kann’s ja auch sein. Warum nicht?“ An diesem Donnerstag feiert der Mann, den in Gerlingen fast jeder kennt, seinen runden Geburtstag. Ein bisschen wie Spitzgras ist ihm das schon. Das sagt er zwar so deutlich nicht, weil man das nicht tut. Als Mitglied in 16 Vereinen aber kann man sich an so einem Tag nicht verstecken.

 

Diesen Vereinen wie allen anderen sowie der ganzen Stadt als solches macht der Mann, der auch eine große Liebe für die Heimatgeschichte hat, ein Geschenk: ein Buch über Gerlingens Vereine. Das erscheint im Herbst, und es wird auch nicht verkauft – jeder, den es interessiert, soll es umsonst bekommen. 80 Vereine immerhin stehen im Manuskript. „Andere gehen mit ihrer Frau auf Kreuzfahrt, ich mach’ halt so was“, hat Singer schon gesagt, als er im Januar den zweiten Band seiner Lebenserinnerungen vorlegte. Die Kosten seien dieselben – kein Wunder bei Auflagen um die 2000 Stück.

Bedürfnis zum Aufschreiben

Apropos Sinn für Heimatgeschichte. Woher dieser kommt? „Das ist doch eine logische Sache als gebürtiger Gerlinger“, meint Singer, „mich interessiert’s einfach. Ich weiß, wer wo gelebt hat, wo der Friseur war.“ Und er habe das Bedürfnis, aufzuschreiben und zu hinterlassen, was er wisse. Gerlinger sei er auch in den drei Jahrzehnten geblieben, als er beruflich unterwegs war, ob in Schleswig, Dresden, Garmisch-Partenkirchen oder 200 anderen Orten. Das begann 1982, nachdem er seine Selbstständigkeit in der Gerlinger Adler-Apotheke aufgab – nach einem großen Fehler, den er sehr bereut. Er übernahm dann, um weiter als Apotheker arbeiten und für die Familie sorgen zu können, bis 2011 Vertretungen von Kollegen. Und das bis 75.

Die Vereine gab er in dieser Zeit nicht auf, er ist Mitglied in 16 – alphabetisch vom Bürgertreff bis zur Volkshochschule. Ist er also ein typischer Vereinsmeier? Er lächelt und meint „natürlich“. Er will keinen benachteiligen, ist deshalb als Protestant in einem evangelischen (CVJM) wie in einem katholischen Verein (Kolping), in beiden Faschingsklubs, in der Chorvereinigung wie dem Männergesangverein. Aber Vorstand, das wollte er nirgends werden, „ich bin oft genug gefragt worden“. Sein Lieblingsverein? „Das kann ich nicht sagen, jeder Verein hat seinen eigenen Schwerpunkt.“ Zusammenfassend meint er zu diesem Thema „die Vereine sind mein Leben“.

Ein wichtigstes Ereignis gibt es nicht für ihn

Gemeinhin wird ein Jubilar gefragt, was ihm das Wichtigste im Leben war – bis jetzt. Also, Herr Singer? Auch da kommt wieder eine dieser Antworten, mit der man so nicht gerechnet hat. „Ein Wichtigstes“ gebe es nicht, meint Singer. Dann nennt er seine beiden Töchter, Heidi (51) und Karin (46) samt seinen fünf Enkelinnen, und natürlich seine Frau Lore. Er lächelt. Und seine Bücher. „Da hast du noch in 30 Jahren was davon, eine Kreuzfahrt ist vorbei.“

Sein Leben sei immer ein Auf und Ab gewesen, meint der Jubilar. Wegen der beruflichen Sache, vor 35 Jahren, sei er „ganz unten“ gewesen. „Im Moment ist die Zacke ganz oben – so hoch, dass ich es mit der Angst zu tun bekomme.“ Singer freut sich, meint aber dennoch: „Mit 80 kann mir ja eigentlich alles wurst sein.“ Er hat aber ein Ziel. „Ich will noch fünf oder zehn Jahre rumkriegen. Ach was, schreiben Sie zehn.“