Kulturamt und Kulturverband setzen sich zusammen, um Veranstaltungen künftig besser zu koordinieren.

Leonberg - „Neulich wurde bei einer Veranstaltung die Lautsprecheranlage vom Friedhof für die Begräbnisse geholt, weil sie besser ist als die in der Gäublickhalle“, sagt Harald Lutz. Er ist der Ex-Chef des Karnevalvereins Leonberg, der am Samstag sein Ordensfest in eben jener Halle in Gebersheim feiert. Und zudem Beisitzer im Stadtverband Kultur. Mit zahlreichen anderen Vereinsvertretern sitzt er im Ratsaal des Leonberger Rathauses. Zum ersten Mal findet hier der sogenannte „Runde Tisch“ statt. Alexa Heyder, Leiterin des Kulturamts, und Rainer Weller, der in selbigem für die Vereine zuständig ist, führen durch den Abend. Ziel des Treffens ist die Planung des Veranstaltungskalenders 2019. Aber nicht nur deshalb sind die Vereine hier, auch die hausgemachte Konkurrenz soll endlich beendet werden: keine zwei Vereinsfeste mehr an einem Tag. Außerdem will die Leiterin des Kulturamts wissen, was den Vereinen unter den Fingernägeln brennt. Und da gibt es einiges.

 

Trainingsausfall durch Veranstaltungen

Harald Lutz schlägt mit seinem Beitrag in die gleiche Kerbe wie der SV Gebersheim. Denn auch wenn sich Jürgen Sienel über das große Interesse der anderen Vereine an der Gäublickhalle freut, schlägt ihm etwas auf den Magen. „Die Halle muss am Abend vorher entsprechend vorbereitet werden und das heißt dann Trainingsausfall für unsere Sportler. Da sollte man eine Lösung finden, die das ganze entzerrt“, sagt er. Alexa Heyder pflichtet ihm sofort bei und verspricht, die Sportstättenplanung im nächsten Jahr in Angriff zu nehmen.

Womit das Problem mit der Lautsprecheranlage in der Gäublickhalle, die leider die Hälfte der Wortbeiträge der Redner verschluckt, immer noch nicht geklärt wäre. „Wir haben einen ehemaligen Tontechniker, der sich die Halle anschauen würde. Mit dem Bürgermeister Klaus Brenner haben wir auch schon gesprochen, er wäre auch bereit, da mitzuwirken“, sagt Harald Lutz vom Stadtverband Kultur. Die Gäublickhalle sei für die Vereine so wichtig, weil es kaum Alternativen gebe.

Bei Veranstaltungen in der Leonberger Stadthalle könne zwar die Grundmiete von der Stadt übernommen werden, aber die Nebenkosten müssten selbst bezahlt werden. Und die lägen im vierstelligen Bereich. Das könnten sich viele Vereine nicht leisten. „Das Problem ist ja auch, dass man die Kosten nicht über den Verkauf von Getränken reinholen kann, weil der Wirt hier das Bewirtungsrecht hat“, fügt Harald Lutz an und erntet dafür Applaus. Übrigens der einzige an diesem Abend.

Stadthalle zurück in die Verwaltung?

Die Leiterin des Kulturamts setzt auf Oberbürgermeister Martin Kaufmann. „Herr Kaufmann hat geäußert, dass er die Stadthalle wieder in die Stadtverwaltung integrieren möchte. Wenn das so kommen sollte, wird vieles einfacher“, sagt sie. Damit spielt sie auf die Miete der Stadthalle an. Bisher haben die Vereine diese überwiesen und dann die Zuschüsse von der Stadt wieder zurückbekommen. „Wir könnten die Preise dann gleich anpassen und würden uns nicht mehr im Kreis drehen“, sagt Heyder.

Eine Terminüberschneidung gibt es dann doch, aber erst 2020: 100 Jahre Obst-, Garten und Weinbauverein Eltingen-Leonberg sowie die Nacht der offenen Kirchen. „Wir können den Termin nicht verschieben, die Stadthalle ist nur noch am 17. Oktober frei“, sagt Albert Kaspari, Vorsitzender des OGWV. Nach der Sitzung setzt er sich mit Dekan Wolfgang Vögele zusammen. Der will versuchen, die Kirchennacht zu verschieben. „Ich bin froh, dass es diesen Abend gibt, sonst hätten wir gar nicht gewusst, dass es eine Überschneidung gibt“, sagt Kaspari. Die Vereine schicken ihre Termine an das Kulturamt. Erst hier wird der Veranstaltungskalender erstellt. Das heißt, bevor dieser fertig ist, weiß niemand, wann wer feiert. Das erklärt wohl auch die Termindopplungen.

Kommentar: Gut gedacht, schlecht gemacht

Von Ulrike Otto

Eine gemeinsame Bühne, um Probleme gebündelt loswerden zu können? Aber sicher. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und wenn Vereine ihr Anliegen zusammen vorbringen anstatt einzeln bei der Stadtverwaltung vorstellig zu werden oder verschiedene Gemeinderatsvertreter anzusprechen, hat das sicher mehr Aussicht auf Erfolg. Und ein Runder Tisch ist auch hilfreich, um Kontakte untereinander zu knüpfen. Zumindest dieser Teil der Veranstaltung hat Potenzial und die Vereine sollten davon in Zukunft noch stärker Gebrauch machen.

Der andere Teil des Abends sollte jedoch dringend überarbeitet werden. Erstmals sollten sich die Vereine zusammensetzen, um den Veranstaltungskalender zu besprechen und somit Terminkollisionen frühzeitig zu vermeiden. Dieser eigentlich gut gedachte Ansatz ging am Montagabend gründlich in die Hose. Stupides Aufzählen einzelner Veranstaltungshöhepunkte, das war’s. Den endgültigen Kalender wird ein Mitarbeiter im Kulturamt dann erstellen, wenn alle Vereine ihre sämtlichen Termine geschickt haben.

Auch wenn das mittlerweile per E-Mail funktioniert, so ist es doch dermaßen aus der Zeit. Internet und Computer bieten mittlerweile so viele Möglichkeiten, sich auszutauschen. Eine Tabelle oder einen Kalender vorab befüllen und allen Teilnehmern elektronisch zur Verfügung stellen, und schon hätte man wirklich planen können. Stattdessen werden am Ende wieder alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Kulturamt war zudem mehr als schlecht vorbereitet. In einer Zeit, in der Ehrenamtliche nur schwer für leitende Funktionen zu gewinnen sind, war das schlicht verplemperte Zeit.