Fahrbahn und Parkplätze sollen Klosterstraße nicht länger dominieren. Der etwa 35 000 Euro teure Architektenwettbewerb ergibt reizvolle Ausblicke in die Zukunft – und soll offenbar zügig umgesetzt werden.

Stetten - Um eine Vision für die Ortsmitte von Stetten zu entwickeln hat die Gemeinde Kernen eine so genannte Planungskonkurrenz für die Klosterstraße veranstaltet. Der etwa 35 000 Euro teure Architektenwettbewerb ergibt reizvolle Ausblicke in die Zukunft – und soll offenbar zügig umgesetzt werden. Wie es heißt, will sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am 27. Oktober dem Votum der Wettbewerbsjury anschließen und das Siegerbüro Elke Ukas aus Karlsruhe zügig mit der Weiterarbeit an dem Entwurf beauftragen.

 

„Stetten wird runderneuert“, kündigt der Beigeordnete und Bauamtsleiter Horst Schaal vollmundig an

„Stetten wird runderneuert“, kündigt der Beigeordnete und Bauamtsleiter Horst Schaal vollmundig an. Die bisher „zer-klüftete Klosterstraße“ sieht er neben dem St. Pierre-Platz als „prägend für die Ortsmitte“ an. Bis im Frühjahr 2019 die Remstal-Gartenschau startet soll aus der von Fahrbahnen und Parkplätzen dominierten Straße ein Schmuckstück und ein Lebensraum für die Bürger entstehen.

Ein vielseitig nutzbarer Platz ist für ihre Mitte vorgesehen, von der heutigen Kreissparkasse bis zur Einmündung der Bachstraße. Der im Straßenbereich verdolte Haldenbach soll einen aufgeweiteten Auslauf erhalten und von der Rückseite des Buswarte-Pavillons in die Aufmerksamkeit der Menschen zurückgeholt werden. Geplant ist, dass steinerne Sitzstufen künftig zum Verweilen am Wasserlauf einladen.

Der Bus soll statt in der künftigen Platzmitte schon vor der Volksbank an einem so genannten Hochbord halten

Der Bus soll statt in der künftigen Platzmitte schon vor der Volksbank an einem so genannten Hochbord halten. Der 20 Zentimeter hohe Randstein soll barrierefreies Einsteigen ermöglichen. Die Straße selbst erhält durchgängig einen Pflasterbelag. Das beim Wettbewerb siegreiche Büro stellt sich graues, kostengünstiges Betonpflaster vor, das bis in die privaten Flächen hereinreichen soll. Die Auswahl muss vom Gemeinderat allerdings erst noch getroffen werden. Nach der Vorstellung von Bauamtsleiter Horst Schaal soll der Belag in Zukunft in der ganzen Ortsmitte zum Standard werden und auch im angrenzenden Schulhof verwendet werden.

Um die täglich bis zu 5000 Fahrzeuge über den Platz zu leiten ist in der Platzmitte ein Versatz mit nur zwei Zentimeter hohen Randsteinen geplant. Teilweise sollen auch Poller oder ein Wasserbecken zum Einsatz kommen. Für den Verkehr bleibt zwischen sechs Meter bis 6,50 Meter Platz. Laut Horst Schaal reicht das auch für den Begegnungsverkehr mit Bussen aus. Die Parkplätze werden nach den Plänen künftig senkrecht zur Straße angelegt und daher von beiden Seiten gleich gut anfahrbar sein. Die Autos sollen unter Bäumen stehen.

Landschaftsarchitektin Sonja Kosina, Sprecherin für das Büro Elke Ukas bei der Vorstellung des Siegerentwurfs am Samstag, nannte die Themen „Wein und Wasser“ als Leitlinie ihrer Planung. Außer dem Haldenbach ist der verdolte Hardtwiesenbach berücksichtigt worden. Dessen ungefährer Verlauf wird in der Klosterstraße durch Wasserbecken symbolisiert. Das Thema Wein schlägt sich im Material nieder. Mit dem für die Trockenmauern in den Weinbergen verwendeten Sandsteinen sollen Sitzgelegenheiten, die Vorzonen der Gebäude sowie ein „Rebenplatz“ auf dem Grundstück Klosterstraße 20 gestaltet werden. Den Abriss des dortigen Gebäudes sahen alle fünf Entwürfe vor, um einen weiteren Zugang zum Schlosspark gestalten zu können. Die Idee des Wasserbeckens neben der mit ungefähr 11 000 Autos täglich befahrenen Ortsdurchfahrt stieß allerdings auf Vorbehalte in der Jury.

Die Architekten sahen nicht ein, die stattlichen Bäume auf der Fläche vor der Sparkasse zu entfernen

Ablehnend reagierten die Preisrichter auch auf Vorschläge in anderen Entwürfen: So sahen die Architekten nicht ein, die stattlichen Bäume auf der Fläche vor der Sparkasse zu entfernen. Ein teilnehmendes Büro hatte vorgeschlagen, etwas versetzt neue Stämme zu pflanzen. Auch die Wiederkehr von Pavillons auf dem zentralen Platz wurde abgelehnt. Eine streng barocke Gestaltung der Klosterstraße mit zu Quadern geschnittenen Lindenbäumen gefiel ebenfalls nicht. Auf Widerspruch stieß außerdem, dass sich die Klosterstraße künftig schlängeln soll – private Parkplätze hätten bei dieser Variante auf die andere Straßenseite wechseln müssen. Bei einem Entwurf mit zahlreichen neu gepflanzten Bäumen, die die Fahrbahn in zwei Einbahnstraßen teilen, sagten die Jurymitglieder zusätzlichen Parksuchverkehr und Schwierigkeiten beim Wenden voraus.

Zeitgleich wie die Klosterstraße soll auch der Schlosspark hergerichtet werden. Zuvor erhält die Lange Straße einen neuen Belag. Der offenkundig enge Zeitplan weckt bei Bürgern gewisse Zweifel. Bauamtsleiter Horst Schaal sieht das anders: „Es gibt keinen Grund, mit dem Tempo nachzulassen“, sagte er. „Das Geld liegt im Sanierungstopf bereit“ Schon am Ende des ersten Quartals 2017 sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden. Den Baustart stellt sich Horst Schaal im Spätsommer vor.

Befürchtungen wecken bei der Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse auch auf der Straße haltende Busse

Befürchtungen weckten am Samstag bei der Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse auch auf der Straße haltende Busse. Da oft gleich drei Gefährte, darunter auch ein Gliederbus, Passagiere aufnehmen, halten Zweifler die Hochbord-Haltestelle vor der Volksbank für zu kurz . „Warum ein neues Problem schaffen?“ fragte ein Bürger. Horst Schaal sieht dies allerdings nur als eine Frage der Organisation und der Fahrpläne an. Ist der Entwurf überarbeitet, will der Beigeordnete Kontakt mit allen Grundstücksbesitzern aufnehmen und ausloten, ob sie sich mit ihren privaten Flächen bei der Sanierung beteiligen wollen.