Begeistert bis euphorisch haben die ersten Besucher auf den neuen Christmas Garden der Wilhelma reagiert. „Der Vorverkauf in Stuttgart läuft besser als in Berlin“, jubeln die Veranstalter. Eindrücke vom Rundgang der Stadtpromis.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die Baumgiganten der Wilhelma mussten über 150 Jahre alt werden, um so ein buntes Wunder zu erleben. Wenn es Nacht wird im zoologisch-botanischen Garten, geschehen neuerdings sonderbare Dinge. An höchster Stelle, wo exotische Riesen am Rande des Rosensteinparkes alles überragen, ist nichts mehr, wie es war. Hat eine Fee ihre magischen Kräfte walten lassen, auf dass ein Märchenwald geheimnisvoll in sanften Farben funkle?

 

Nein, es waren die Lichtdesigner der Deutschen Entertainment AG (Deag) aus Berlin, die für Stuttgart einen Christmas Garden geschaffen haben, wie zuvor schon in der Hauptstadt und in Dresden, wo sie Zehntausende damit anlocken. „In Stuttgart geht der Vorverkauf noch besser als in Berlin“, jubeln die Macher.

Der Wilhelma-Chef weist die Kritik der Tierschützer zurück

1864 hatte König Wilhelm I. in Kalifornien gerade mal einen Pfund Samen für Mammutbäume erworben. Daraus erwuchsen 5000 Keimlinge, für die sein Garten zu klein war. Die überzähligen Setzlinge ließ der Monarch im Königsreich verteilen, weshalb noch heute in Württemberg etwa 200 Exemplare aus der ersten Saat stolz und üppig in die Höhe ragen. Weihnachtlich glänzet der Wald: Doch nur die Exoten in der Wilhema werden täglich von 17 bis 22 Uhr in Violett, Rosa, Grün oder Orange getaucht.

Stuttgart – da sind sich die Verantwortlichen und die meisten der Stadt-Promis sicher, die zum Eröffnungsrundgang auf der zwei Kilometer langen Strecke mit 20 Lichtinstallationen eingeladen waren – hat eine neue Attraktion. Tierschützer der Organisation Peta protestieren. Ein nächtlicher Event gehöre nicht in einen Zoo, lautet die Kritik. Man stelle den Profit (Eintritt: 17 Euro, am Wochenende und feiertags 19 Euro) über das Wohl der Tiere, die nachts keine Ruhe mehr fänden.

Wilhelma-Chef Thomas Kölpin weist die Vorwürfe zurück. Von der Lichter-Show seien nur Pelikane und Pinguine betroffen. Und die hätten nix dagegen, wenn was los ist. In der Eröffnungsnacht ließen sich die Pelikane nichts anmerken. Sie gesellten sich genau an jene Seite ihres Sees, wo die Eröffnungszeremonie stattfand. Kölpin ist vom möglichen Besucherandrang mehr betroffen als die meisten seiner Tiere: Der Rundweg führt direkt am Eingang seiner Wilhelma-Dienstwohnung vorbei. Bis zum 6. Januar darf sich seine Familie darauf einstellen, dass zeitweise Massen nachts bei ihnen vorbeiziehen. Und nur wenige Meter von der Eingangstür entfernt hängt eine der Boxen, aus der die weihnachtliche Musik etwa von Chris Rea oder Coldplay rieselt.

Nicht so kitschig wie von manchen erwartet

Die Reaktionen beim Promi-Rundgang waren positiv bis euphorisch. „Wows“ und „Oohs“ waren zu vernehmen. Es sei nicht so kitschig, wie befürchtet, hörte man. „Im Europapark Rust ist mehr Brimborium und Disney“, meinte Gaby Frenzel, die Chefin des Friedrichsbau Varietés. Sänger Yahya Salman, der beim Presseball mit Boney M. aufgetreten ist, schwärmte: „Ein tolles Christmas-Gefühl! Man merkt die Kreativität und die harte Arbeit, die dahinter steckt.“

Magier Topas sah fast ein bisschen verträumt aus, behauptete aber, mit den „Verzauberten Riesen“, wie die beleuchteten Mammutbäume im Streckenplan heißen, nichts zu tun zu haben. Boxerin Alesia Graf lobte ein „weihnachliches Glanzmeer“. Moderator und „Lotto-Fee“ Chris Fleischhauer findet, „nachts im Zoo, das hat was“. Außerdem gesehen: Kinderstiftungs-Vorsitzende Maria von Sachsen-Altenburg, Galeristin Saby Lazi, die Stadträte Laura Halding-Hoppenheit, Hans H. Pfeifer, Künstlerin Iris Caren von Württemberg, Staatssekretärin Gisela Splett, Zauberkünstlerin Roxanne, der frühere Flughafen-Chef Georg Fundel, der Vorsitzende des Wilhelma-Fördervereins, SWR-Kommunikationschef Lothar Hasl und viele andere. Die Lichtinstallationen tragen Titel wie „Säulen der Erde“, „Send me an Angel“ oder „Stairway to Heaven“. Sie sollen romantische Spaziergänge fernab des weihnachtlichen Einkaufsstresses ermöglichen – für verliebte Paare wie für Familien mit Kinder.

Wir nähern uns der Adventszeit, dem Monat des Lichts. Im Advent sollen wir Erleuchtung und Besinnung finden. Die Nächte beginnen früher. Wo sich Dunkelheit ausbreitet, können Wunder leuchten oder wenigstens Mammutbäume.