Seit diesem Wochenende lässt das Landratsamt die Waiblinger Rundsporthalle umbauen. Ihre am Freitag gestartete groß angelegte Personal-Akquise hat die Kreisbehörde aber vorerst wieder gestoppt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Die Vorbereitungen im Hintergrund laufen laut Angaben des Landratsamts schon seit mehreren Wochen. Seit diesem Wochenende sind Handwerker dabei, das Corona-Impfzentrums in der Waiblinger Rundsporthalle auch physisch einzurichten. Der Landrat Richard Sigel und der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky haben „zum Beweis“ am Montag eigens zum Pressefoto geladen. Insgesamt soll es in Baden-Württemberg ähnliche Einrichtungen an insgesamt 50 Standorten geben.

 

Was genau muss umgebaut werden?

Die Sportgeräte sind bereits abgebaut und eingelagert, ein neuer Boden ist zumindest teilweise verlegt worden. Zurzeit installiert ein Messebauer Impfkabinen, Anmeldestationen sowie Ruheräume und Büros. Bis Silvester will man damit fertig sein. In den ersten beiden Januarwochen sollen dann die Einbauten vollendet, die umfangreiche IT-Ausstattung eingebaut und die zukünftigen Mitarbeiter des Impfzentrums geschult werden.

Wer betreibt das Impfzentrum?

Die Umsetzung der Impfstrategie ist als eine Aufgabe des Landes definiert worden. Der Landkreis übernimmt die Einrichtung und die mit dem Betrieb verbundenen administrativen und organisatorischen Aufgaben, also etwa die Registrierung und Dokumentation. Das Land sichert den gesamten medizinischen Betrieb und stellt das dafür benötigte Personal und Equipment zur Verfügung.

War das schon immer so geplant?

Nein. Der Kreis war bis vor Kurzem davon ausgegangen, den Betrieb zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst und den Rems-Murr-Kliniken zu übernehmen. Dafür hatte man mit einem groß angelegten Aufruf am Freitag auch eigens Personal gesucht. Am Wochenende habe das Land nun, wie es in einer Mitteilung der Kreisbehörde heißt, „überraschend die verbindliche Zusage gemacht“, das medizinische Fachpersonal in Eigenregie sicherstellen zu wollen. Die bereits gestartete Personal-Akquise des Kreises wurde daraufhin wieder gestoppt. Freiwillige, die sich bereits zahlreich gemeldet hätten, sollen nun an das Land weitervermittelt werden.

Wer wird geimpft?

Die Reihenfolge, wer zuerst geimpft wird, gibt der Bund vor. Die Entscheidung basiert auf Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deutschen Ethikkommission. Die Verordnung priorisiert in drei Gruppen, heißt es erläuternd aus dem Bundesgesundheitsministerium. In die Gruppe mit der höchsten Priorität fallen unter anderem die über 80-Jährigen, die Höchstbetagten, die Pflegebedürftigen. Zu dieser ersten Gruppe gehören aber auch medizinisches Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, im Rettungsdienst sowie das Personal im Pflegebereich. „Die Bundesländer haben sich angesichts der besonderen Verwundbarkeit der Hochbetagten darauf verständigt, mit den Impfungen in Alten- und Pflegeheimen zu beginnen“, so das Ministerium.

Kommen Impfungen auch vor Ort?

Pro Impfzentrum sind bisher zwei mobile Teams geplant, welche die Bewohner der Pflegeeinrichtungen behandeln. Die nötigen Details müssen allerdings noch vom Sozialministerium festgelegt werden, heißt es aus dem Landratsamt.

Wie meldet man sich an?

Geplant ist, dass man sich telefonisch über die ärztliche Notdienst-Nummer 116117 anmelden kann. Auch eine Handy-App ist im Gespräch.

Wann kann es losgehen?

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die bedingte Zulassung des Corona-Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer in der EU mittlerweile empfohlen. Das hat die Behörde laut der Nachrichtenagentur dpa am Montag in Amsterdam mitgeteilt. Nun muss die EU-Kommission über die Verwendung des Präparats für alle Mitgliedsländer entscheiden – das gilt allerdings als Formsache und soll noch vor Weihnachten geschehen. Das Bundesgesundheitsministerium geht deshalb davon aus, dass am 27. Dezember rein theoretisch mit dem Impfen begonnen werden könnte. Die Umsetzung sei dann Ländersache, so das Ministerium.

Laut dem Landratsamt ist man im Rems-Murr-Kreis Mitte Januar startbereit – wenn bis dahin der Impfstoff da sei und – kleiner Seitenhieb auf die übergeordnete Instanz – die offenen Fragen seitens des Landes geklärt seien. Der Landrat Richard Sigel dämpft aber vorsorglich die Erwartungen: „Ich habe meine Zweifel, dass pünktlich Mitte Januar ausreichend Impfstoff im Kühlschrank liegen wird, damit wir auch die angedachten rund 750 Impfungen am Tag umsetzen können.“