Rundwanderung bei Mettingen Schöne Perspektiven aufs Weinparadies

, aktualisiert am 13.06.2025 - 14:48 Uhr
Von den Höhen der Weinberge bietet sich ein malerischer Blick auf den Mettinger Ortskern und die Liebfrauenkirche. Foto: Roberto Bulgrin

Wer gerne den Blick übers Neckartal schweifen lässt, findet dazu bei einer kleinen Wanderung durch die Weinberge oberhalb des Esslinger Stadtteils Mettingen interessante Möglichkeiten. Unterwegs lässt sich auch Historisches entdecken.

Der Weinbau hat in Esslingen eine lange Tradition – seine Anbauflächen prägen das Bild der Stadt. Besonders gilt das für den Stadtteil Mettingen, an dessen östlichen Teil sich malerische Weinberge anschließen. Es lohnt sich gerade in der wärmeren Jahreszeit, den Mettinger Ortskern hinter sich zu lassen und den Blick bergauf zu richten, wo sich reizvolle Ausblicke übers Neckartal hinweg und bis nach Stuttgart eröffnen. Historisch Interessierte finden unterwegs Gelegenheit, den einen oder anderen geschichtsträchtigen Ort zu erkunden. Was die kleine Wanderung noch interessanter macht: Unterwegs bieten sich entlang des Wegs durch die Weinberge immer wieder Möglichkeiten, die Strecke spontan zu verlängern oder abzukürzen.

 

Bahnhof Die Stippvisite in der Ortsgeschichte beginnt bereits am Ausgangspunkt der kleinen Wanderung: Gebaut wurde der Mettinger Bahnhof in den Jahren 1922/23 im Geiste des legendären Paul Bonatz, der unter anderem den stadtbildprägenden Stuttgarter Hauptbahnhof geplant hatte. Auch wenn der Mettinger Bahnhof schon bessere Tage gesehen hat, atmet das markante Gebäude immer noch historisches Flair.

Alter Bahnhof Will man noch weiter in jene Zeit zurückgehen, als Mettingen an den Schienenverkehr angebunden wurde, kann man in der Burgunderstraße 6 den ersten Mettinger Bahnhof entdecken, der 1904 gebaut worden war. Damals soll häufiger auch der württembergische König mit der Bahn nach Esslingen angereist sein. Seine Majestät unterhielt im Nachbarstadtteil Weil eine Pferderennbahn von internationalem Format. Wer sich auf dem Weg zum alten Bahnhof umschaut, dürfte auf eine Wohnanlage mit historischem Flair aufmerksam werden, die gern als „Bethlehem-Areal“ bezeichnet wird – eine frühere Arbeiterkolonie, die rund 100 Jahre nach ihrer Entstehung Neubauten weichen sollte. Nachdem sich nicht zuletzt der Bürgerausschuss für den Erhalt stark gemacht hatte, wurde das Gebäudeensemble schmuck herausgeputzt.

Staffelsteiger-Plätzle Über den Gayernweg geht es dann vom Ortskern aus hinauf in die Weinberge. Ein bisschen Puste braucht es auf diesem Streckenabschnitt schon, doch an der nächsten Station wartet mit dem Staffelsteiger-Plätzle ein Ort, der zum Ausruhen einlädt. Von dort aus bietet sich ein grandioser Blick übers Neckartal in Richtung Fildern und zur Innenstadt. Der liebevoll angelegte Platz ist zudem Teil des Weinerlebniswegs, der an 20 Stationen viel Wissenswertes um den Weinbau in Esslingen vermittelt.

Schöne Aussichten Vom Staffelsteiger-Plätzle aus gibt es diverse Möglichkeiten, den Weg fortzusetzen. Man kann zurück über den Gayernweg in Richtung Ortskern und dann weiter hinunter zur Kelter der Esslinger Weingärtner in der Lerchenbergstraße gehen. Man kann den Rückweg aber auch oberhalb des Staffelsteiger-Plätzles einschlagen. Zwischen liebevoll gehegten und gepflegten Weinbergen geht es zurück in die entgegengesetzte Richtung. Unterwegs kommt der geneigte Wanderer unter anderem an der Gravitationskelter des Weinguts Kusterer vorbei. Der Blick weitet sich, und wer nicht allzu bald den Weg wieder bergab einschlägt, kann früher oder später sogar die Aussicht in Richtung der Stuttgarter Vororte Uhlbach und Obertürkheim genießen.

Wein- und Gartenfreuden Doch irgendwann geht auch die schönste Wanderung zu Ende, und es wird Zeit, den Weg in Richtung der Weingärtner-Kelter einzuschlagen. Ortskundige machen oberhalb der Kelter der Weingärtner, die sich mittlerweile „Teamwerk“ nennen, noch rasch einen Abstecher nach links zum Lehr- und Schaugarten des Obst- und Gartenbauvereins Mettingen, der dort ein kleines Paradies geschaffen hat.

Kurz gesagt Rund eineinhalb Stunden sollte man veranschlagen für diese leichte Wanderung. Die 5,3 Kilometer lange Strecke geht über leicht begehbare Wege – vom niedrigsten zum höchsten Punkt der Strecke beträgt die Differenz 110 Höhenmeter. Der Mettinger Bahnhof ist mit der S-Bahn oder dem Bus erreichbar – die Anreise empfiehlt sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, was den großen Vorteil hat, dass man sich zur Abrundung der entspannten Tour mit einem Gläschen Esslinger Wein verwöhnen kann.

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Ein Stadtteil-Trio mit Charakter

Mettingen
Im Neckartal liegt diesseits und jenseits der Bahnlinie der Stadtteil Mettingen, der 1229 erstmals erwähnt wurde. Mit der Ansiedelung der Maschinenfabrik hielt die Industrialisierung 1912 Einzug. 1965 übernahm Mercedes-Benz die Maschinenfabrik. Eine gute Anbindung an den Nahverkehr, eine breit aufgestellte Infrastruktur und die Nähe zu den Weinbergen, die zu Spaziergängen im Grünen einladen, machen vor allem den älteren Teil von Mettingen zu einer interessanten Wohnlage.

Weil
Unterhalb des Weiler Bergs liegt Weil, wo 1230 ein Dominikanerinnen-Kloster gegründet worden war. Später wurde daraus eine Staatsdomäne mit einem königlichen Privatgestüt, zu dem noch eine Rennbahn kam, auf der internationale Pferderennen ausgetragen wurden. Heute prägen eine Wohnsiedlung, die Lukaskirche, die Kleingartenanlage „Domäne Weil“ und das Neckar Center das Bild.

Brühl
Zwischen Neckar und Weil liegt der Brühl. Dort entstand 1856 die Württembergische Baumwollspinnerei. Heute prägt Mercedes-Benz das Bild des Stadtteils. Die einstige Arbeitersiedlung wurde später ergänzt durch größere Wohnblocks.

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