Massive Raketenangriffe erschütterten am Montag Kiew und andere ukrainische Städte. Russland rechtfertigt das Vorgehen mit den Explosionen auf der Krim-Brücke. Welcher Zusammenhang besteht? Unser Überblick über die Lage.

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Russland hat mehr als 80 Raketen auf Kiew und andere Städte in der Ukraine gefeuert. Die Angriffe am Montagmorgen töteten mindestens 14 Menschen landesweit, mindestens 97 wurden verletzt, wie das ukrainische Innenministerium mitteilte. Allein in Kiew kamen nach Angaben von Bürgermeister Witali Klitschko fünf Menschen ums Leben, mindestens 52 wurden verletzt. Viele Menschen waren gerade auf dem Weg zu Arbeit.

 

Kremlchef Wladimir Putin nannte den Angriff eine Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet. Am Samstag hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Krim-Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Russland macht den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich.

Ziele der Präzisionswaffen seien die Energieinfrastruktur, militärische Anlagen und das Fernmeldewesen gewesen, sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates und drohte mit noch härterem Vorgehen. „Daran sollte niemand irgendwelche Zweifel haben.“

Zweifel am Zusammenhang seitens der USA

Ob es wirklich einen Zusammenhang mit den Explosionen auf die Brücke gibt, daran besteht Zweifel. Nach Ansicht der US-Regierung sind die Raketenangriffe vermutlich schon vor längerer Zeit vorbereitet worden. „Wahrscheinlich hatten sie das vor geraumer Zeit geplant“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag dem Sender CNN. Allerdings sei es möglich, dass die Explosion auf der Krim-Brücke einige Planungen beschleunigt haben könnte, ergänzte er.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat eine Beteiligung an der Explosion auf der Krim-Brücke nicht eingeräumt. Die SBU-Zentrale liegt im Zentrum Kiews. Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt zu beschießen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre.

So reagiert der Außenminister der Ukraine

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies dies scharf zurück. „Nein, Putin wurde nicht von der Krim-Brücke zum Raketenterror „provoziert““, teilte er per Twitter mit. „Russland hatte die Ukraine auch vor der Brücke ständig mit Raketen getroffen. Putin ist verzweifelt wegen der Niederlagen auf dem Schlachtfeld und versucht mit Raketenterror, das Kriegstempo zu seinen Gunsten zu ändern.“

Die Brücke zur Krim ist als Nachschubroute für den russischen Angriff wichtig. Das Bauwerk hat zudem einen hohen symbolischen Wert für die Führung in Moskau. Putin hatte den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar befohlen. Der Krieg dauert nun bald acht Monate.

Die Raketenschläge sind nach russischen Angaben Teil der Kriegsführung. „Das alles geschieht im Rahmen der militärischen Spezialoperation“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

„Sie sind Kriegsverbrechen“

„Die beste Antwort auf den russischen Raketenterror ist die Lieferung von Flugabwehr- und Raketenabwehrsystemen an die Ukraine“, betonte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow. Russland halte Raketenangriffe für ein wirksames Mittel zur Einschüchterung. Das seien sie nicht. „Sie sind Kriegsverbrechen.“

Die Regierung der Republik Moldau beschuldigte Russland, bei den Raketenangriffen den moldauischen Luftraum verletzt zu haben. In Belarus kündigte Machthaber Alexander Lukaschenko die Bildung einer regionalen Militäreinheit der Streitkräfte des Landes mit der russischen Armee an. Dies habe er mit Putin vereinbart, sagte Lukaschenko am Montag nach Angaben der Staatsagentur Belta.