FDP-Chef Lindner will einen Neustart mit Russland. Das kann nicht um jeden Preis geschehen, kommentiert unser Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Christian Lindner hat es geschafft: Der FDP-Vorsitzende ist wieder einmal in den Schlagzeilen. Der Grund: er hat einen Neustart der Beziehungen mit Russland gefordert. Deshalb müsse man die Besetzung der Krim als dauerhaftes Provisorium ansehen. Der Mann, der im Wahlkampf immer wieder Liberalität fordert und für Freiheitswerte eintritt, will im Fall von Russland, das diese Werte auf der Krim mit Füßen tritt, also ein Auge zudrücken. Das ist kein Tabubruch, das ist gefährlicher Unsinn.

 

Ein Autokrat im Kreml

Der Einwand, dass die Annexion der Krim realpolitisch ein längst anerkannter Fakt sei, ist eine bedenkliche Strategie gegenüber einem Autokraten im Kreml, der mehr als einmal bewiesen hat, dass er Vertreter einer rücksichtslosen Expansions- und Machtpolitik ist. Hat Christian Lindner vergessen, dass es Wladimir Putin war, der eine jahrzehntealte europäische Friedensordnung zerstört hat? Und will er wirklich einem Mann entgegen kommen, der unbeirrt versucht, einen Keil in die Europäische Union zu treiben? In dieser Situation ein Einlenken bei den Sanktionen zu signalisieren, ist der völlig falsche Weg. Damit schadet der Liberale der westlichen Verhandlungsposition. Christian Lindner ist das offensichtlich egal. Es ist Wahlkampf, der FDP-Chef will in die Schlagzeilen – um jeden Preis.