Mindestens 1000 Menschen aus der Ukraine sind schon im Landkreis Ludwigsburg angekommen. Markus Arand, Ärztlicher Direktor am Ludwigsburger Klinikum, ist zum landesweiten Koordinator für die Behandlung kriegsverletzter Geflüchteter ernannt worden.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Wahrscheinlich müssen bald wieder Turnhallen für Menschen auf der Flucht vorbereitet werden: Das sagte am Freitag der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier im Sozialausschuss. „Wir erleben eine große Welle der Hilfsbereitschaft und hoffen, dass das so bleibt.“ Durch persönliches Engagement und private Unterkünfte könne die Unterbringung und Versorgung von Kriegsflüchtlingen aber nicht mehr bewältigt werden. Knapp 600 Geflüchtete – vor allem Frauen und Kinder – seien vergangene Woche in 35 Kommunen im Kreis gemeldet gewesen, „für diese Woche gehen wir von bis zu 1000 aus“, informierte Jürgen Vogt, Leiter des Dezernats Recht, Ordnung, Verkehr. Am Freitag kamen auch die ersten 70 Geflüchteten an, die dem Landkreis über das Land zugewiesen wurden.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Viele Helfer wollen Kinder aufnehmen

Die 70 seien nur der Anfang, sagte Vogt. Die Kreisbehörde rechnet durch die Aufnahmeverpflichtung für den Landkreis mit bis zu 100 Geflüchteten täglich. In Ditzingen hat der Kreis 130 Zimmer in einem Hotel angemietet – das sind rund 270 Unterkunftsplätze – , ein Teil der Menschen aus der Ukraine komme zudem in der Ludwigsburger Jugendherberge unter. „Wir haben auch noch andere Optionen in petto“, sagte Vogt, „aber auch diese Plätze werden bald belegt sein.“ Es müssten große Herausforderungen bewältigt werden: „Wir brauchen Schulplätze und Kitaplätze, die sowieso knapp sind und wo der Personalmangel groß ist, wir brauchen Sprachkurse. Es gibt in jeder Hinsicht sehr viele Folgefragen zu klären, wir führen auf allen Ebenen Gespräche, mit Kommunen, Land, Bund und mit Vertretern der Flüchtlingsarbeit.“ In der Kreisbehörde habe sich eine Arbeitsgruppe Ukraine gegründet. „Europa war auf einen Krieg nicht vorbereitet“, so Dietmar Allgaier. „Jetzt ist eine Verknüpfung aller gesellschaftlichen Strukturen und politischen Ebenen nötig.“ Zusätzliche Herausforderung: Neben den Geflüchteten aus der Ukraine müssen auch andere Flüchtlingsgruppen, etwa Ortskräfte aus Afghanistan, untergebracht werden.

Ein weiterer Aspekt der schwierigen Situation: Man müsse sich auf die Versorgung von Kriegsverletzungen einstellen, sagte der Landrat. Zum landesweiten Koordinator für Kriegsverletzte aus der Ukraine wurde Markus Arand, Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie im RKH-Klinikum Ludwigsburg, ernannt.