Der Vorsitzende der Stuttgarter Versicherung steht den Gymnasiasten Rede und Antwort.

Rutesheim - Es ist ein besonderer Gast, der den 15  Jungen und Mädchen des Kernfachs Wirtschaft am Donnerstagvormittag gegenübersitzt. Frank Karsten heißt der weißhaarige Mann mit der Brille und der sanften Stimme, er ist Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Versicherungsgruppe. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es dem Unternehmenslenker, der für rund 700 Mitarbeiter zuständig ist, das Eis zu brechen und in einen echten Austausch mit den Jugendlichen einzutreten.

 

Auf die Frage, ob er ein gutes Abi habe, antwortet Karsten gerade heraus: „Nein, das war bestenfalls befriedigend“. Nach der Abinote frage aber im Berufsleben keiner mehr, diese sei nur wichtig für Studien mit Zulassungsbeschränkung. „Wissen ist die Basis, aber viel wichtiger ist, was ihr als Persönlichkeit mitbringt“, ermutigt er die Gymnasiasten.

Und natürlich interessiert die Schüler, was man denn mitbringen müsse, um sich bei der Stuttgarter Versicherung zu bewerben. „Eine fundierte Ausbildung“, rät Karsten. Es gebe verschiedene Bereiche zum Beispiel in der Rechtsabteilung oder im IT-Wesen. Man könne bei der Stuttgarter Versicherung auch eine Ausbildung machen, zum Beispiel zum Versicherungskaufmann oder zum Fachinformatiker. „Man muss nicht studieren, aber man muss sich sein Leben lang fortbilden, bis man den Rentenbescheid kriegt“, empfiehlt er. Er selbst bilde sich beispielsweise innerhalb des Verbandes der Versicherungswirtschaft weiter. „Oder ich besuche einen Diskussionstag an der juristischen Fakultät der Uni Mannheim und informiere mich über Cyberkriminalität“, erzählt er.

Aus seinem Gehalt macht er kein Geheimnis

Auch der Frage nach seinem Gehalt weicht er nicht aus: Rund 600 000 Euro im Jahr verdiene er. Wichtig ist ihm aber, dass man dies alles in der Relation sehe. „Der Durchschnittsverdienst bei der Stuttgarter Versicherung ist 62 000 Euro, ich verdiene also rund zehnmal so viel“, sagt er. Das Gehalt des ehemaligen VW-Managers Martin Winterkorn habe hingegen eine ganz andere Dimension. „Zweistellige Millionenbeträge sind meines Erachtens nicht angemessen und auch nicht kommunizierbar.“

Am Ende der Veranstaltung, die die Wirtschafts- und Finanzzeitung Handelsblatt organisiert, sind die Schüler sehr angetan. „Wir kriegen in der Schule ja sonst nicht so viel mit, was im Berufsleben gefordert wird“, sagt Asya Sahin. Es sei schon etwas Besonderes, einen Firmenchef direkt fragen zu können. Alexander Brink gibt zu, keine Ahnung gehabt zu haben, was eine Versicherung genau macht. „Jetzt ziehe ich es zumindest in Erwägung, dort mal ein Praktikum zu machen oder gar zu arbeiten“, erzählt er. Der Versicherungschef wiederum ist von den Schülern angetan: „Das waren sehr gute Fragen, die Schüler waren gut vorbereitet“, lobt er. Bei so einer Veranstaltung bleibe mehr hängen als bei Messen oder Berufsbildungstagen.

Das Projekt

Mit dem Projekt „Chef zu gewinnen“ will die Wirtschafts- und Finanzzeitung Handelsblatt verstärkt wirtschaftliche Themen in die Schulen bringen. Seit dem Jahr 2005 vermittelt Handelsblatt-Redakteurin Katja Stricker pro Jahr rund zehn bis 20 Unternehmenslenker und Top-Manager von Firmen aus verschiedenen Branchen in Schulen in ganz Deutschland, die sich dafür bewerben können.


Das Gymnasium Rutesheim hat mit Frank Karsten, dem Vorstandsvorsitzenden der Stuttgarter Versicherungsgruppe, zum zweiten Mal einen Chef gewonnen. Im Jahr 2015 hat sich der Hengstenberg-Geschäftsführer Steffen Hengstenberg den Fragen der Schüler gestellt.