Auch in diesem Jahr will die Cello-Akademie ihren Teilnehmern, Dozenten und Besuchern eine intensive und spannende Mischung aus Meisterkursen und Konzerten bieten. Einer, der seit Beginn mit im Boot sitzt, ist Claudio Bohórquez.

Rutesheim - – - Claudio Bohórquez gehört seit der ersten Auflage zum Dozenten-Team der Cello-Akademie Rutesheim. Der in Deutschland geborene Cellist peruanisch-uruguayischer Abstammung zählt zu den gefragtesten Musikern seines Instrumentes. 2011 wurde er als Professur an die Musikhochschule Stuttgart berufen.
Herr Bohórquez,Sie sind seit der ersten Cello-Akademie jedes Jahr dabei – wie auch Jens Peter Maintz, Wolfgang Emanuel Schmidt und László Fenyö. Was hat Sie damals bei der ersten Akademie überzeugt, sich als Dozent Zeit dafür zu nehmen?
Zunächst hat mich das Konzept des künstlerischen Leiters Matthias Trück sofort überzeugt. Dazu gehört es, in Rutesheim die besten Voraussetzungen für parallele Kurse anzubieten. Gleichzeitig können nicht nur wir Dozenten mit Orchestern spielen, sondern auch eine Auswahl der Studenten. Für diese ist das eine hervorragende Möglichkeit der Motivation und künstlerischen Herausforderung. Zudem bleiben in unserer schnelllebigen Zeit nur wenige Möglichkeiten, sich mit Kollegen und ehemaligen Kommilitonen zusammen zu finden. In Rutesheim hat es mich besonders gefreut und inspiriert, diese dort zu treffen.
Warum hat Ihre Begeisterung über all die Jahre nicht nachgelassen? Was ist für Sie das Besondere an der Cello-Akademie?
Nach dem erfolgreichen Start der Akademie war sofort klar, dass wir alle dieses gerne wiederholen wollten ¬ alleine schon aus den oben genannten Gründen. Darüber hinaus konnte ich das Potenzial der Weiterentwicklung der Akademie erkennen und freue mich, dass viele dies entsprechend weitergeführt haben und ich ebenso meinen Anteil dazu beitragen konnte und kann. Das Einzigartige in Rutesheim ist die familiäre Atmosphäre und die regelmäßigen Uraufführungen und neue Transkriptionen für Cello. Dies setzt wichtige Impulse für die gesamte Cello-Szene.
Wie erklären Sie sich den großen und anhaltenden Erfolg der Meisterkurse?
Der Erfolg begründet sich im hohen Niveau der teilnehmenden Pädagogen, die über die Akademie hinaus viele Erfolge ihrer Studenten vorweisen können. Darum ist es für Kursteilnehmer sehr attraktiv, die Möglichkeit zu haben, diese Dozenten, teilweise zum ersten Mal, persönlich kennen zu lernen. Die passive Teilnahme, also das Zuhören bei allen Kursen, ermöglicht den Studierenden aus der ganzen Welt, alle Pädagogen intensiv zu studieren. Dadurch begründet sich auch das durchweg hohe Niveau der Studenten.
Hat sich über die Jahre hinweg etwas geändert, und wenn ja: was?
Die familiäre Atmosphäre untereinander, zwischen Studenten und Dozenten, hat sich eben nicht verändert. Dies ist ein wichtiger Sympathiewert für die Akademie. Die Akademie ist mittlerweile so gut wie jedem Cellisten ein Begriff, wohingegen es am Anfang eine Vision war, die umgesetzt wurde, ohne dass es schon Erfahrungswerte gab.
Welche besonderen Erlebnisse gab es, die sich in Ihr Gedächtnis geprägt haben?
Der Geigenbauer Cello-Contest hat mich sehr beeindruckt, weil ich so etwas selbst noch nie erlebt habe – das war ein Experiment Neubau gegen Altbau. Übrigens mit erstaunlich positiven Ergebnissen für den Neubau.
Welchen Rat würden Sie jedem Nachwuchs-Cellisten mit auf den Weg geben?
Üben, üben, üben. Spaß beiseite: Grundlagen, wie tägliches Üben von Tonleitern, Arpeggien und so weiter müssen ernst genommen werden. Zusätzlich sollte man die Cello-Legenden studieren. Dazu gibt es über Video- und Audioaufnahmen gute Möglichkeiten.
Welcher Gedanke schießt Ihnen spontan durch den Kopf, wenn Sie an die kommende Akademiewoche im Herbst denken?
Ich freue mich sehr auf alle Konzerte und auf die Neuauflage der Kurse und ganz besonders auf meinen gemeinsamen Auftritt mit meiner mit mir frisch vermählten Ehefrau, der außergewöhnlichen Pianistin Katja Skanavi, mit der ich beim Kammermusikabend die Chopin-Sonate interpretieren werde. Sie gilt als ausgewiesene Chopin-Spezialistin in der internationalen Pianistenszene.
Das Gespräch führte Gabriele Metsker.