Die Stadt baut ein Mehrfamilienhaus, das für Asylbewerber, aber auch für Sozialwohnungen genutzt werden kann.

Rutesheim - Zwischen den grauen Containern sind Sonnensegel gespannt, die in der Augustsonne ein wenig Schatten spenden. Über allem liegt jedoch das Rattern der Klimaanlagen, die das Leben der Asylsuchenenden in den Wohncontainern an der Margarethe-Steiff-Straße im Hochsommer erträglicher machen. In starkem Kontrast dazu steht das Holzhaus, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite wächst. Auch dort sollen bald Flüchtlinge einziehen.

 

Allerdings handelt es sich bei dem Bau nicht um ein Projekt des Landkreises Böblingen, der für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig ist. Vielmehr hat die Stadt Rutesheim selbst die Initiative ergriffen und vorausschauend geplant. „Wir haben einen Mietvertrag mit dem Landkreis abgeschlossen. Falls dieser die Wohnungen nicht mehr benötigt oder nicht alle, dann können wir als Stadt sie als Sozialwohnungen nutzen“, erklärt Markus Sattler vom Rutesheimer Bauamt.

Höhere Anforderungen erfüllt

Acht Wohneinheiten auf zwei Etagen entstehen seit Mai hier. „Jede Wohnung verfügt über ein kombiniertes Wohn-Esszimmer, ein Bad plus zusätzlicher Toilette und drei Schlafzimmer“, erklärt Markus Sattler, während er durch die Räume führt. Bei einer Erstunterbringung könnten bis zu 70 Menschen untergebracht werden, die Zimmer entsprechen den Maßen für drei Personen pro Schlafzimmer. Bei einer Nutzung als Sozialwohnung oder als Anschlussunterbringung, also wenn der Asylantrag positiv beschieden wurde, wird mit zwei Personen pro Schlafzimmer gerechnet, also insgesamt 48 Menschen. „Wir erfüllen alle Anforderungen an Sozialwohnungen“, betont der Bauamt-Mitarbeiter. Denn die sind wesentlich höher als bei Asylunterkünften.

„Wir bauen hier keine billige Flüchtlingsunterkunft, sondern ein multifunktionales hochwertiges Mehrfamilienhaus, das alle Vorgaben für modernes Bauen erfüllt“, sagt der Bauamtsmitarbeiter. Aber auch die Maßgaben der Energiesparverordnung seien mehr als erfüllt. „Wir möchten die Betriebskosten so niedrig wie möglich halten“, erklärt Sattler. Im März hatte der Gemeinderat grünes Licht gegeben, Mitte Mai ging es los mit den Arbeiten.

Innerhalb von sechs Monaten fertig

Errichtet wird das Gebäude in Holzständerbauweise. Damit geht es so schnell, dass die ersten Bewohner hier schon Mitte November einziehen sollen. 850 000 Euro kostet das Projekt, dazu kommen noch die Ausgaben für die Außenanlage. So sind etwa Parkplätze geplant, ein Unterstand für Fahrräder sowie ein Spielplatz, den alle in der Umgebung nutzen können. Zwar liegt das Gebäude am Rand eines Gewerbegebietes. Aber die nächsten Wohnhäuser sind nicht weit.

Sobald das Gebäude fertig ist, kann der Landkreis darauf zugreifen. Im Moment gibt es im Kreis aber mehr Kapazitäten als Asylbewerber. Leer bleiben wird die Unterkunft aber keineswegs. „Der Bedarf an Sozialwohnungen ist sehr hoch, weil sich viele Familien die hohen Mieten nicht mehr leisten können“, sagt Sattler.