Die Latin Night vereint zündende Rhythmen und coolen Jazz auf das Schönste.

Rutesheim - Eine Premiere und eine Uraufführung in einem ist die Latin Night im Vereinsheim des MV Rutesheim gewesen. Erstmals haben sich die Rutesheimer Musiker in dieser Form Gäste ins Haus geholt – und sie hatten volles Haus.

 

Die Idee dazu hatte Michael Kraft, der im Musikverein das Jugendorchester seit etwa einem Jahr leitet und beim Nachwuchs für ziemlich große Begeisterung sorgt. Am Montagabend war er als Bassist eines international besetzten Quartetts zu erleben, das sich in Sachen Virtuosität und Stimmung wahrlich nicht lumpen ließ. Eine Uraufführung war es deswegen, weil sämtliche Arrangements aus der Feder von Michael Kraft stammten. Geschrieben hat er sie vor etwa zehn Jahren während seiner Zeit als Student an der University of Northern Colorade (USA). Nun waren sie erstmals auch zu hören.

Hochkarätige Besetzung

Für das Konzert hat sich Michael Kraft hochkarätige Kollegen an die Seite geholt. Der aus Argentinien stammende Drummer Daniel Messina ist in der Stuttgarter Jazz-Szene kein Unbekannter. Ihn und Kraft verbindet eine langjährige Freundschaft. Messina entfachte am Montagabend nicht nur einmal ein fulminantes Feuerwerk mit Sticks und Jazzbesen. „Wenn die Wände einstürzen, bist du schuld“, witzelte eine Zuhörerin, was der Schlagzeuger mit einem schelmischen Lächeln und dem Kommentar „aber mit Freude!“ kommentierte und sein Temperament – glücklicherweise – keineswegs bremste. Äußerlich fast unbewegt stand der bolivianische Gitarrist Antonio Cuadros de Bejar auf der Bühne. Er spielt unter anderem mit Messina in der Formation Latin Affairs. Seine Akkorde und Akzente hatten jedoch stets den perfekten Sound und eine wunderschöne Intensität. Insbesondere den sanfteren Stücken verlieh dieses Timbre der Musik einen wunderbaren Schmelz – ein Meister der leisen Töne. Mit jeder Faser war er bei der Sache und sang hin und wieder leise mit.

Aus Luzern in der Schweiz war Trompeter Nolan Quinn angereist, ein Studienkollege von Kraft. Cool und beweglich zeichnete sein Instrument freie Linien, skizzierte lässige Glissandi oder setzte kantige Riffs. Und dann war da natürlich Michael Kraft selbst, der immer wieder zwischen Kontrabass und E-Bass wechselte und im Verlaufe des Abends immer mehr aus vollem Herzen groovte. Dass etliche Familienmitglieder aus den USA angereist waren und ihn an diesem Abend erleben konnten, war für ihn dabei sicher ein besonderes Geschenk. Auf jeden Fall waren nach seiner Darbietung alle Zweifel beseitigt, ob ein Bass-Solo spannend sein kann – unbedingt!

Musiker überzeugen auch solo

Wie es sich im Jazz gehört, hatte jeder der Musiker immer wieder Raum für Solo-Improvisationen, die vom Publikum immer mit begeistertem Zwischenapplaus honoriert wurden. Zum Tanzen konnte Kraft die Rutesheimer zwar schlussendlich nicht motivieren – trotz seiner Drohung, sie würden sonst eine Stunde Free-Jazz spielen. Wippende Füße und wiegende Köpfe waren aber dennoch allenthalben zu entdecken. Dem Feuer und der Lebensfreude der lateinamerikanischen Rhythmen konnte sich kaum einer entziehen: da waren die Caylpsos, die einfach gute Laune machen, wie etwa der „Calypso for children of all ages“. Cha-Cha-Power kam bei „Una Mas !“ über die Bühne, frech, ironisch und trocken gab sich die „Fiesta Mojo“, bekannt vor allem durch den Musiker Dizzy Gillespie. Als schnelle Rumba ließen sie „You gotta shake that thing“ von Horace Silver grooven – mit einer Menge musikalischem Pfeffer und einer ordentlichen Portion Blue Notes.

Natürlich durfte das Quartett nicht ohne Zugabe ziehen. Und mit „Little Sunflower“ kamen dann besonders eingefleischte Jazz-Fans nochmals voll auf ihre Kosten.