Sowohl Schüler als auch Lehrer dürfen bald ihre Drahtesel gratis dort abstellen, es genügt eine Anmeldung. Die Anbieterfirma will die Anlage für fünf Jahre als kostenloses Referenzprojekt betreiben. Danach wird über die Zukunft entschieden.

Rutesheim - Das Rutesheimer Schulzentrum bekommt nun doch den höheren Fahrradturm mit 122 Abstellplätzen und nicht die Variante, bei der nur 90 Zweiräder sicher und geschützt untergebracht werden können. Darauf haben sich die Stadtverwaltung und der Gemeinderat geeinigt. Mit dem Bau soll in den Sommerferien 2016 begonnen werden.

 

Von den rund 2000 Schülern im örtlichen Schulzentrum an der Robert-Bosch-Straße kommen bis zu einem Viertel mit dem Fahrrad zum Unterricht. Da sind die etwa 400 Stellplätze, die hier zur Verfügung stehen, schnell belegt. Und so hat die Firma Otto Wöhr aus Friolzheim sowohl bei den Schulen als auch bei der Stadt und dem Gemeinderat offene Türen mit einem automatischen Fahrradparksystem eingerannt. Die Firma will dieses praktisch kostenlos als Referenzprojekt hinstellen.

Der Turm beinhaltet ein System, das sich auch für hochwertige Fahrräder wie beispielsweise E-Bikes eignet. In der einen Variante ist er 8,60 Meter hoch und bietet auf sechs Ebenen Platz für 90 Räder. Auf dieses Modell hatte sich ursprünglich der Verwaltungsausschuss geeinigt.

Rutesheim zahlt nur das Fundament

In Variante zwei hat der Turm sogar acht Geschosse und ist 11,40 Meter hoch. Dabei bietet er Platz für 122 Räder. Er soll zusätzlich zu den etwa 400 vorhandenen Abstellplätzen für Fahrräder zur Verfügung stehen. Und für diese Variante hat sich jetzt der Technische Ausschuss einen Monat später entschieden.

Das Attraktive für die Stadt liegt darin, dass sie nur für die Kosten aufkommen muss, die für die Herstellung des Fundaments anfallen. Diese liegen bei rund 38 000 Euro. Hinzu kommt, dass der Stadt ein kostenfreier Miet- und Wartungsvertrag von der Firma Wöhr für zunächst fünf Jahre angeboten wird. Danach können Verwaltung und Gemeinderat frei entscheiden, ob der Turm weiterbetrieben oder durch die Firma Wöhr abgebaut werden soll. Ist die Stadt zufrieden und will den Turm weiter nutzen, ist dann mit einer jährlichen Wartungsgebühr von rund 2000 Euro zu rechnen.

Wie funktioniert der Fahrradturm, von dem ein Modell auf dem Gelände der Firma in Friolzheim zu sehen ist? Wer sein Radl dort parken will, schiebt es in eine dafür vorgesehene Schiene vor der Aufzugtür. Jeder Nutzer bekommt einen Chip, auf dem der persönliche Stellplatz hinterlegt ist. Wenn man den Chip einwirft, wird das Rad automatisch eingezogen, auf die entsprechende Etage befördert und dort abgestellt. Um es abzuholen, muss der Radler wieder nur den Chip einwerfen und das System befördert es wieder zurück zu seinem Besitzer. Vorgesehen sind zwei Stellen, an denen die Schüler ihr Rad sowohl aufgeben als auch abholen können.

Turm wird nur an zwei Stellen verglast

Wegen des geringeren Bedarfs am Wochenende und mit Blick auf eventuelle Störungen bei der Fahrradrückgabe soll der Turm nur montags bis freitags Fahrräder aufnehmen können. Für die Firma Wöhr ist ein solches Projekt in unmittelbarerer Nähe als Vorzeigeobjekt sehr interessant.

In den Sitzungen der zuständigen Ausschüsse des Gemeinderates kam der Vorschlag auf zu prüfen, ob das Gelände an der vorgesehenen Stelle abgetragen werden kann, um möglichst auf das gleiche Niveau wie die vorhandenen Radabstellplätze zu kommen. Aus statischen und Kostengründen hat die Firma Wöhr allerdings den Rutesheimer Wunsch nach einer reinen Glasverkleidung des Turms abgelehnt. Zwei vertikal verlaufende Elemente müssen dennoch mit Glas verkleidet werden, damit die Technik sichtbar ist.

Die Frage, die die Ausschussmitglieder im Februar am meisten beschäftigt hatte, war die, wer den Radparkturm nutzen darf. „Das Angebot ist für Schüler von zwölf Jahren an, aber auch für Lehrer gedacht und kostenlos“, hatte der Erste Beigeordnete Martin Killinger damals erläutert. Bislang sei das „Windhundprinzip“ angedacht: Wer sich zuerst für einen Fahrradparkplatz anmeldet, erhält auch einen. Diese Diskussion in den Ausschüssen hatte letztendlich dazu geführt, dass der Variante mit 122 Plätzen Vorrang gegeben wurde.

Rutesheim wäre nicht Rutesheim, wenn nicht bereits ein Förderantrag über 50 Prozent der Baukosten beim Bundesumweltministerium gestellt worden wäre. Es geht dabei um die Summe von 19 000 Euro.