Die Stadt will die Reste aus der Kläranlage in der geplanten Verwertungsanlage in Böblingen entsorgen und tritt daher dem Zweckverband bei.
Nicht mehr nach Stuttgart, sondern künftig nach Böblingen will die Stadt Rutesheim jene Reste bringen, die bei der Behandlung der Abwässer in der Kläranlage übrig bleiben: die Klärschlämme. Knapp 870 Tonnen waren dies im vergangenen Jahr, 899 Tonnen im Jahr 2021. Diese Mengen werden schon seit Jahren zur Verbrennungsanlage nach Stuttgart-Münster geschafft und dort entsorgt. Rund 140 Euro pro Tonne zahlt die Stadt Rutesheim inzwischen dafür, laut Stadtverwaltung Rutesheim ein Preis, der in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, aber laut Bürgermeisterin Susanne Widmaier immer noch sehr günstig sei.
Bis die Böblinger Anlage steht, dauert es noch
Weil nun in der Stuttgarter Verbrennungsanlage große Investitionen anstehen, in deren Folge sich die Preise für die Klärschlammverbrennung weiter erhöhen werden, hat der Rutesheimer Gemeinderat jetzt einstimmig beschlossen, dem Zweckverband Klärschlammverwertung Böblingen, kurz KBB, beizutreten. Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis der erste Klärschlamm von Rutesheim nach Böblingen transportiert wird.
Denn beim dortigen Restmüllheizkraftwerk muss erst noch eine Klärschlammverwertungsanlage errichtet werden. Die Planungen für eine solche Anlage, die bis zu 120 000 Tonnen entwässerten Klärschlamm jährlich verarbeiten kann, laufen bereits. Für dieses Jahr stehen die Entwurfsplanung und die Einleitung des umfangreichen Genehmigungsverfahrens zur Errichtung der Anlage an. Wenn der Baubeschluss noch 2024 gefasst werden kann, wird es wohl weitere drei Jahren dauern, bis die Anlage schließlich in Betrieb gehen kann.
„Bisher waren wir mit den Leistungen und den Preisen in Stuttgart zufrieden“, sagte die Bürgermeisterin Susanne Widmaier auf Nachfrage. Weil sich die Preise künftig aber ändern werden und parallel bereits die Planungen für eine Klärschlammverwertung in Böblingen laufen, hat sich die Stadt jetzt für einen Wechsel in den Landkreis entschieden.
Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm
Der Zweckverband KBB hat bereits 82 Mitglieder, darunter auch die Städte Leonberg – in der dortigen Kläranlage werden die Abwässer des Rutesheimer Stadtteils Heuweg entsorgt – und Weil der Stadt sowie die Gemeinde Weissach, wohin die Abwässer von Perouse fließen.
Die Zeiten, in denen Klärschlämme, und damit auch schädliche Stoffe wie etwa Nitrate oder Mikroplastik als Dünger auf Böden aufgebracht werden durften, sind schon lange vorbei. Mit der aktuellen Neufassung der Klärschlammverordnung verlangt der Gesetzgeber außerdem, dass künftig der im Klärschlamm enthaltene Phosphor als ein wichtiger Rohstoff zurückgewonnen werden muss. Dadurch werde die Nachfrage nach einer Monoverbrennung von Klärschlamm wachsen und die Schaffung von entsprechenden Kapazitäten nötig. Dementsprechend hat sich der Zweckverband KBB auch die Verwertung des Klärschlamms einschließlich Phosphorrückgewinnung als vorrangige Aufgabe gesetzt.