Seit Jahrzehnten gibt es dank ehrenamtlich tätiger Frauen immer wieder internationale Kochabende in der Stadt. Hier lernen Frauen aus unterschiedlichsten Kulturen und Ländern sich und die internationale Küche besser kennen.

Rutesheim - Erwartungsvoll sitzen beim Kochabend des Internationalen Frauentreffs fast 20 Frauen am Tisch jenseits der Schulküche der Theodor-Heuss-Schule. Auf dem Tisch dampfen das Fleischgericht Bulgogi und Reis, scharfe Würzpaste, knusprig frittiertes Gemüse und gewaschene Salatblätter zum Einwickeln des Essens stehen bereit. Nur das Kimchi, fermentiertes Gemüse, in diesem Fall Chinakohl, wirkt mit seinem labbrigen Aussehen eher gewöhnungsbedürftig. Dabei ist für Koreaner ein Essen ohne Kimchi fast undenkbar.

 

Lim Hae Sook plaudert vor dem Essen noch ein bisschen über koreanische Sitten, erzählt, dass Kinder Eltern und ältere Geschwister siezen und dass man sich beim Schnapstrinken dezent wegdreht. Das Essen wird langsam kalt, doch das macht nichts, denn Koreaner essen ihr mit viel Knoblauch und Paprika gewürztes Essen gern auch so. Bevor die Frauen zulangen, erzählt die frühere Bundesliga-Volleyballerin vom CJD Feuerbach noch eine letzte Geschichte: Sojapaste sei früher in großen Töpfen angerührt worden und musste liegen, bis sie schimmelte. Anschließend wurde sie getrocknet und lieferte dann eine so würzige Grundlage, dass das Essen kaum noch gesalzen werden musste. „Nicht das Gesicht verziehen“, warnt Lim Hae Sook eine der Frauen, der die Geschichte nahe geht, „ich habe zwar kleine Augen, sehe aber alles!“

Am Ende sieht die Asiatin mit dem rustikalen Humor und dem dezent schwäbischen Zungenschlag vor allem eins: Den Frauen schmeckt, was sie zuvor in der Schulküche gerührt, gesotten und gebraten haben. Heruntergespült wird das Essen mit Maistee oder einem Schluck Schnaps aus Gerste und Süßkartoffeln. Genauso wie beim Essen ist es zuvor auch in der Küche zugegangen: Beim Schneiden, Rühren und Frittieren ist genug Zeit gewesen, nebenher zu plaudern. Das ist auch die Grundidee beim Internationalen Frauentreff. An diesem Abend sind Frauen aus acht Nationen der Einladung zum Kochen gefolgt: Ainur Di Miro kommt aus Kasachstan und frittiert mit der Kenianerin Maggie Dekorsy flott die Gemüsehäufchen aus Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Marietta Gutacker ist aus Ungarn, Gail McCoutcheon aus England und Louisa Bitou mit Tochter Anastasia kommt aus Griechenland. Leni Khalsi führt eine binationale Ehe mit ihrem tunesischen Mann und Xhyzide Sandikou spricht daheim Albanisch.

Internationale Kochabende sind als Integrationshilfe und Kontaktbörse perfekt, findet Karin Momberger, die hier 1979 den Arbeitskreis Sprachhilfe mitbegründet hat. 30 Jahre lang hat sie den Deutsch-Türkischen Frauentreff geleitet, der nun im Internationalen Frauentreff aufgegangen ist. Schon früh wurde ab und an gemeinsam gekocht. Schließlich gilt: Essen muss und mag jeder. So entsteht Gemeinschaft, man kennt sich im Ort, grüßt sich und verliert Vorurteile, bestätigen auch Monika Gschwend und Marga Keller, die schon oft dabei waren und sich an diesem Abend gemeinsam mit den anderen über den köstlichen Humor der Koreanerin amüsieren. Zwischenzeitlich hat Karin Momberger, die beim Frauentreff für die Koch- und Backevents zuständig ist und vor Kurzem das Buch „Treffpunkt Küche“ mit Gerichten und Geschichten aus 19 Ländern herausgegeben hat, einen „Fundus“ aus rund 70 Frauen, die immer wieder dabei sind.