Die Stadt bietet dem Kreis Böblingen ein Grundstück im Gewerbegebiet drei Jahre zur Miete an. Dort könnten Wohncontainer aufgestellt werden.

Rutesheim - Gebaut wird im Gewerbegebiet am Wasserturm, nahe dem Autobahnanschluss Rutesheim, ohnehin fleißig. Noch nicht lange hat die Firma Kindler dort ihr neues Heim. Das frühere Gelände des Straßenbauunternehmens wird gerade für das neue Wohngebiet Taläcker erschlossen. Doch schon bald könnten Kindler und das benachbarte Edelstahl-Unternehmen Voß sowie der Aussiedlerhof Weiß ganz andere neue Nachbarn bekommen: Asylbewerber.

 

Immer wieder hatte das Landratsamt die Kommunen um Immobilien gebeten, um Sammelunterkünfte für Flüchtlinge einzurichten. Denn die bestehenden Unterkünfte sind so gut wie alle belegt, und die Zuweisungen aus den Erstaufnahmelagern steigen weiter.

Die Stadt Rutesheim ist nun als eine der ersten Kommunen im Kreis mit einem Grundstücksangebot an die Öffentlichkeit gegangen. Kurz vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat einstimmig beschlossen, das 1250 Quadratmeter große Grundstück dem Kreis zunächst für drei Jahre zur Miete anzubieten.

Angesichts der aktuellen Flüchtlingszahlen müsse man sich darauf einstellen, „dass wir auch in den nächsten Monaten stark gefordert werden, unseren humanitären Verpflichtungen nachzukommen“, sagt Rutesheims Bürgermeister Dieter Hofmann. Eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, deren Anträge noch bearbeitet werden, gibt es bislang nicht in der 11000-Einwohner-Stadt.

Nachdem aber die bestehenden Unterkünfte in den größeren Städten bereits belegt sind, will der Landkreis weitere in kleineren Kommunen ab 9000 Einwohner schaffen. Eine entsprechende Zielplanung für Rutesheim sehe dabei 84 Plätze vor.

Ob diese nun tatsächlich in auf dem Grundstück im Gewerbegebiet geschaffen werden, ist noch offen. „Wir freuen uns, dass uns die Stadt Rutesheim das Grundstück als Standort angeboten hat. Wir prüfen derzeit intensiv, ob das Gelände für unsere Zwecke geeignet ist“, sagt Wiebke Höfer, die Pressesprecherin des Landkreises. Gegen den Standort sprach bislang die Lage im Gewerbegebiet und nahe der Autobahn, ohne Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel in der Nähe. Doch die Auflagen dafür hat der Bund vorerst gelockert.

„Der Bundesgesetzgeber hat im Zuge des starken Flüchtlingszustroms das Baugesetzbuch geändert und Erleichterungen für die Zulassung von Standorten für Flüchtlingsunterkünfte geschaffen. Diese können danach regelmäßig in Gewerbegebieten zugelassen werden“, erklärt Höfer. Was die Versorgung der Flüchtlinge, etwa mit Lebensmitteln, betreffe, so werde der Kreis diese notfalls direkt stellen.

Angesichts der vorerst befristeten Mietdauer und der für Asylbewerber-Unterkünfte eher ungünstigen Lage im Gewerbegebiet scheint es auf einen Standort für Wohncontainer hinauszulaufen. 150 von denen sollen auf einen Beschluss des Kreistages hin bestellt werden. Bislang hatten aber passende Grundstücke dafür gefehlt, weshalb sich das Landratsamt genötigt sah, eine Berufsschulturnhalle in Sindelfingen als Unterkunft freizugeben und zwei weitere, darunter eine in Leonberg, umbauen zu lassen (wir berichteten).

„Die Kreisverwaltung ist intensiv auf der Suche nach weiteren Standorten für Gemeinschaftsunterkünfte in allen Städten und Gemeinden des Landkreises“, teilt das Landratsamt mit. „Parallel dazu haben wir auf dem privaten Wohnungsmarkt inseriert, um auch hier Kapazitäten für Flüchtlinge zu schaffen“.

In Rutesheim sind bislang 60 Menschen in der sogenannten Anschlussunterbringung, die bereits eine Aufenthaltserlaubnis oder Duldung haben. Diese hat die Stadt dezentral in stadteigenen Wohnungen untergebracht. Am 23. September will die Stadt außerdem einen Informationsabend zum Thema Flüchtlinge anbieten.