Mit „Viva la Vida“ feierte der Pop-Chor Rutesheim sein Konzertdebüt – und zeigte eindrucksvoll, was entstehen kann, wenn Musik, Erzählung und Gemeinschaft sich verbinden.
Es gibt Konzertabende, die unterhalten. Und es gibt solche, die berühren.
Der Pop-Chor des Sängerbunds Rutesheim hat mit seinem ersten abendfüllenden Konzert „Viva la Vida“ am vergangenen Samstag beides geschafft – vor ausverkaufter Bühlhalle 2, vor einem generationsübergreifenden, begeisterten Publikum und mit einem Schlussmoment, den man nicht so schnell vergisst.
Dabei ist dieser Chor noch jung. Erst im Januar 2024 gegründet, hat er sich in wenigen Monaten zu einer lebendigen Gemeinschaft von über 70 Sängerinnen und Sängern entwickelt – musikalisch geleitet von Monika Wallner, die mit ihrem Gespür für Klang, Energie und Dramaturgie spürbar prägend wirkt. Mit „Viva la Vida“ legte der Chor die Messlatte für künftige Auftritte hoch – und es ist spannend zu beobachten, wie sich dieses Ensemble weiterentwickeln wird. Man darf mehr erwarten.
Schon der Auftakt des Abends hatte es in sich: Mit kraftvollen Choreografien und mitreißender Präsenz katapultierte sich der Chor mit einem Queen-Medley auf die Bühne – und mit ihm auch das Publikum mitten hinein in eine spannungsgeladene Straßenszene. Zwei rivalisierende Gruppen stehen sich gegenüber, Streit liegt in der Luft, Bewegung, Energie, Aufbruch.
Spätestens bei Bohemian Rhapsody war klar: Dieser Abend würde kein gewöhnlicher werden.
Und er blieb durchgehend in Bewegung – musikalisch, szenisch und emotional. Das Konzert folgte einer dramaturgisch durchdachten Erzählung, eingebettet in Songs, Spielszenen, Lichtstimmungen und fein gesetzte Übergänge. Im Mittelpunkt: zwei Menschen, die sich aus den Augen verloren haben – und Schritt für Schritt aufeinander zugehen.
Die Erzählung wurde durch Briefwechsel getragen, die zwischen den Liedern szenisch dargestellt wurden. Mal schrieb er, mal schrieb sie – mal kämpferisch, mal verzweifelt, mal hoffnungsvoll. Der Chor spiegelte die inneren Spannungen der Figuren, verwandelte sich vom chaotischen Straßenbild in geordnete Formationen, nahm Anteil, hielt inne, drängte nach vorn. Die Musik war nie Selbstzweck, sondern immer Träger der Geschichte: Better Place, Shallow, Viva la Vida, Only Time, Best Day of My Life – jeder Titel ein emotionales Kapitel.
Begleitet wurde der Chor von einer Live-Band und – bei ausgewählten Liedern – von einer Cellistin, die den Arrangements zusätzliche Tiefe verlieh. Mehrere Soloparts bereicherten das Konzert mit starken Stimmen und feinfühligem Ausdruck, und auch das Schauspiel zwischen den Liedern fügte sich nahtlos in das musikalische Geschehen.
Besonders eindrucksvoll: Der Moment, in dem sich die beiden Figuren auf der Bühne wieder begegnen. Keine großen Worte, nur ein kurzer Dialog – und dann: Thank You for the Music. Während der Chor singt, beginnen in den Händen der Sängerinnen und Sänger Knicklichter zu leuchten. Die Bühne wird in warmes Licht getaucht, der Chor rückt zusammen, das Paar steht in der Mitte. Ein stilles, leuchtendes Finale für einen Abend voller Bewegung, Gefühl und Begegnung.
Zum Abschluss richtete der Chor das Wort ans Publikum – und sprach über das, was an diesem Abend spürbar wurde: Dass ein Chor nicht nur Klang ist, sondern auch Haltung. Dass gemeinsames Singen Rücksicht braucht, Zuhören, Geduld – und dass es vielleicht gerade deshalb heute wichtiger ist denn je.
Ein Chor, so die Botschaft, sei fast ein Akt der Rebellion. Gegen das Gegeneinander. Für das Miteinander.
„Viva la Vida“ – das war nicht nur der Titel des Konzerts.
Es war eine Einladung.
Zum Zuhören.
Zum Mitfühlen.
Zum Erinnern an das, was uns verbindet.
Ein Abend, der bleibt.
Nicht nur im Ohr,
sondern im Herzen.
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