Ein interaktiver Workshop soll Gymnasiasten für eine Laufbahn in der Industrie begeistern. Im doppelstöckigen Ausstellungsfahrzeug „Discover Industry“, ist zu sehen, was Ingenieure heute leisten und wie ein Produkt entsteht.

Rutesheim - Nach wenigen Augenblicken poppt das digitale Abbild von Yannick auf dem Bildschirm auf. Mit einem Kurzhaarschnitt allerdings. „Die Kopfhaare werden nicht gescannt“, sagt Nikolaus Bauer und zoomt in das Bild hinein. Schaut man genauer hin, erkennt man lauter kleine Dreiecke. Es sind mehr als 200 000, um genau zu sein. „Je mehr Dreiecke, desto feiner auch das Abbild“, sagt der Workshop-Leiter.

 

Nikolaus Bauer erklärt, dass der 3D-Scanner unter anderem bei der Qualitätskontrolle in der Automobilindustrie zur Anwendung kommt. „Jede fertiggestellte Motorhaube wird eingescannt, dann vergleicht der Computer diese mit der Muster-Haube und kann somit Abweichungen feststellen.“ Einer der Schüler hat aber noch eine andere Idee. „Das wäre doch ein cooles Feature für Fifa, wenn man sich selbst einscannen und dann aufs Spielfeld schicken könnte“, befindet er und meint damit das Fußballspiel für die Playstation oder den Computer.

Coaching-Team gibt Antworten auf Fragen der Gymnasiasten

Warum sind Sportwagen windschnittiger als Laster, wozu ist Mathe noch gut und was haben eigentlich Playmobil-Männchen mit Ingenieurwissenschaften zu tun? Antworten auf diese Fragen gibt das Coaching-Team um die Physikerin Katinka Ballmann, den Maschinenbau-Ingenieur Nikolaus Bauer und den Chemiker Peter Hörtz am Rutesheimer Gymnasium. Bei dem gemeinsamen Angebot der Baden-Württemberg Stiftung, des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit zeigte das Trio im Rahmen des Programms „Coaching4Future“ in dem doppelstöckigen Ausstellungsfahrzeug „Discover Industry“, was Ingenieure heute leisten und wie ein Produkt entsteht.

Nikolaus Bauer erklärt: „Egal ob Flugzeug oder Lippenstift – der Produktentstehungsprozess beginnt immer mit einer Idee, dann wird ein Prototyp erstellt, die Optik optimiert und erst, wenn alles passt, beginnt man mit der Serienproduktion.“ Dann bekommen die Elftklässler an interaktiven Arbeitsstationen und Exponaten einen Einblick in die Branche: Neben dem 3D-Scanners testen sie die physikalischen Eigenschaften von Werkstoffen und untersuchen an Plexiglasmodellen das Spannungsverhalten bei mechanischen Belastungen. Sie programmieren einen Industrieroboter, erstellen eine Logikschaltung und erfahren, wie komplex eine intelligente Lagerhaltung ist.

Keine Frage, mit seiner Automobilindustrie und dem Maschinenbau sind gerade der Südwesten und Baden-Württemberg spitze. „Doch damit auch in der Zukunft Fachkräfte aus den MINT-Bereichen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, nicht ausbleiben, muss qualifizierter Nachwuchs her“, erklärt Katinka Ballmann die Intension der Veranstaltung. Dabei wüssten viele gar nicht so richtig, was hinter dem Beruf Ingenieur stecke. „Doch wir sprechen von vielfältigen Jobs mit sehr guten Karrierechancen“, sagt die Physikerin.

Schon immer an Autos interessiert

Zumindest bei Tim muss sie keine Überzeugungsarbeit mehr leisten. Der 16-Jährige fasst ein Studium der Fahrzeug- und Motorentechnik ins Auge. „Ich war schon immer an Autos interessiert“, sagt der Mönsheimer, der mit seinem Vater oft auf Automessen unterwegs ist.

Mit ihrem beruflichen Hintergrund ist Katinka Ballmann zwar das beste Beispiel dafür, dass Frauen und Technik kein Widerspruch sind. Dennoch sagt sie, dass das Interesse nach wie vor überwiegend bei den Jungen liegt. „Die Schülerinnen in den niedrigen Jahrgangsstufen haben Spaß daran, sich auszuprobieren“, berichtet sie. „Bei den Älteren ist es dann aber schon mal so, dass sie direkt sagen, Technik ist nicht meins.“ Doch nicht selten fänden diese gerade durch den Workshop einen neuen Zugang dazu.

Und was hat es mit dem Playmobil-Männchen auf sich? Peter Hörtz zeigte in einer kurzen Filmsequenz, wie die Arme der Figur an einer Vorrichtung ständig um die eigene Achse gedreht werden. „Damit diese durch die Dreh-Bewegungen nicht abfallen, muss das Material von Versuchsingenieuren getestet werden“, erklärt er in seinem Vortrag und sorgt für das ein oder andere Schmunzeln.