Das zu Ende gehende Jahr im Rutesheimer Forst ist ein recht bewegtes gewesen. Der Winter 2014/15 ist bis auf ein paar wenige kurze Frostperioden windig und mild verlaufen – dann folgten einige Stürme.

Rutesheim - Wir wollen lieber weniger als zu viel einschlagen, denn nachhaltig wirtschaften hat immer noch Priorität“, hat der Rutesheimer Revierförster Ulrich Neumann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates gesagt. Er hat dem Gremium den Betriebsplan für 2016 vorgelegt, der vorsieht, dass im kommenden Jahr rund 4000 Festmeter Holz im Stadtwald gefällt werden sollen.

 

Dabei ist und bleibt auch der Rutesheimer Forst ein Zuschussbetrieb. Den geplanten Einnahmen in Höhe von 272 000 Euro werden im kommenden Jahr 321 000 Euro auf der Ausgabenseite entgegen stehen. Für die 49 000 Euro Zuschüsse muss die Stadt aufkommen.

Dabei ist das zu Ende gehende Jahr im Rutesheimer Forst ein recht bewegtes gewesen. Der Winter 2014/15 ist bis auf ein paar wenige kurze Frostperioden windig und mild verlaufen. „Bereits am 10. Januar hatten wir den ersten Sturm“, sagte Neumann im Rückblick. Dem recht trockenen Winter folgte ein trockenes und warmes Frühjahr mit dem zweiten Sturm „Niklas“ am 31. März. „Daraufhin folgte ein extrem heißer und trockener Sommer, der mit 2003 verglichen werden kann. Aber auch 2006, 2010 und 2012 war es viel zu warm für den Wald“, bilanzierte der Förster

Erhebliche Sturmschäden

Der heiße Sommer brachte den dritten Sturm Mitte August mit sich. „Der hatte es ganz lokal im Rutesheimer Wald in sich“, so Neumann. „Es hat sich eine Windhose gebildet, die auf einer 150 Meter breiten Schneise durch den Wald fast bis nach Weissach gefegt ist und erheblichen Schaden angerichtet hat.“ Die geernteten etwa 1100 Festmeter Holz aus Sturm-, Insekten- und Dürreschäden lassen sich auf die Stürme und den extremen Sommer zurückführen. Weil die Schadhölzer sehr verstreut im gesamten Wald verteilt waren, erwies sich die Aufarbeitung und das Beseitigen des Kronenmaterials als sehr zeitintensiv.

Weil deshalb bereits bis zum Oktober fast 400 Festmeter Holz mehr eingeschlagen werden mussten als geplant, solle 2016 die Menge unter dem jährlichen Durchschnitt von 4500 Festmetren liegen. Im kommenden Jahr greift zum letzten Mal das sogenannte Forsteinrichtungswerk 2007 bis 2016. Das gilt für den Rutesheimer und die anderen kommunalen Wälder im Umland. „Das ist so etwas wie die Grundlage für die jährliche Nutzung. Darin ist der Zustand erfasst und die Flächen, woraus sich dann die Menge errechnen lässt, die geerntet werden kann, ohne dem Wald zu schaden“, erläuterte Neumann dem Gremium. Das neue Forsteinrichtungswerk für die kommende Dekade sei bereits in der Mache und werde dem Gemeinderat voraussichtlich im April 2016 vorgelegt.

Wer verkauft das Holz?

Neumann konnte auch mit einer Neuerung aufwarten: Im Landkreis Böblingen ist seit dem 1. September für den Holzverkauf aus Körperschafts- und Privatwald eine eigene kommunale Holzverkaufsstelle eingerichtet worden. Diese Stelle sei organisatorisch, personell und räumlich vom Fachbereich Forst im Landratsamt getrennt und als Holzverkaufsstelle im Amt für Finanzen organisiert, erläuterte Inge Hormel vom Forstamt des Landkreises den Stadträten. Hier werden auf Wunsch der Waldbesitzer aus Körperschafts- und Privatwäldern sowohl das Stammholz als auch das Industrieholz verkauft.

„Damit haben wir mal wieder Doppelstrukturen, die keiner wollte. Denn Hölzer aus dem Staatswald sowie Brenn- und Energieholz verkauft weiterhin die untere Forstbehörde, also bei uns Revierförster Ulrich Neumann“, kritisierte der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann. „Die Brennholznachfrage hat sich mit etwa 1000 Festmeter im Vergleich zum Winter 2013/2014 auf hohem Niveau stabilisiert“, sagte dazu der Revierförster.

„Das Ganze ist auf einen Rechtsstreit zwischen dem Bundeskartellamt und dem Land Baden-Württemberg zurückzuführen“, so Hormel. Das Kartellamt verlangt nämlich eine konsequente Trennung der Holzvermarktung und der Waldbewirtschaftung zwischen dem Staatswald einerseits und dem kommunalen und privaten Wald andererseits.

Das lehnt die Landesregierung ab und meint, dass die Waldbewirtschaftung sich auch am Gemeinwohl orientieren müsse und nicht dem privatwirtschaftlichen Wettbewerb preisgegeben werden dürfe. Dies abzulehnen bedeute eine Zerschlagung der baden-württembergischen Forststruktur. Das Land wird gegen den Beschluss rechtlich vorgehen. „In der Übergangsphase bis zur Klärung durch einen Gerichtsentscheid ist mit dieser Stelle bis auf weiteres die Kernforderung des Bundeskartellamtes über die Trennung des Holzverkaufs umgesetzt“, so Hormel.