Bei der Hauptversammlung der RWE ruft der Konzern die Politik nach Hilfe an. Die Energiewende sei schuld an kräftigen Gewinn-Einbrüchen. Die Branche sei in einem gefährlichen Ausnahmezustand. Umweltschützer stürmen die Bühne.

Essen - Der kriselnde Stromriese RWE ruft angesichts kräftiger Einbrüche wegen der Energiewende die Politik um Hilfe. „Weitere, massive Verluste unseres Kraftwerksgeschäftes können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagte Vorstandschef Peter Terium am Mittwoch bei der Hauptversammlung des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns in Essen laut Manuskript. „Wir haben nicht viel Zeit. Unsere finanzielle Situation ist angespannt“, sagte er.

 

Börsenstrompreise von nur noch rund 20 Euro bedeuteten den Ausnahmezustand. Damit sei die Versorgungssicherheit in Deutschland in „höchster Gefahr“. Die Bundesregierung müsse handeln.

Der Ökostrom-Boom hat die im Großhandel erzielbaren Strompreise auch dramatisch gedrückt. Die großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke verdienen kaum noch Geld.

Puffer gegen Schwankungen bei den Erneuerbaren

Die Energiekonzerne verlangen von der Politik eine Entschädigung dafür, dass sie die großen konventionellen Kraftwerke als Puffer gegen die Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom bereithalten. Das wird unter dem Stichwort „Kapazitätsmarkt“ diskutiert. Bislang lehnt die Bundesregierung solche Hilfen ab.

Die Hauptversammlung fand unter starken Sicherheitsauflagen statt. Aktionäre mussten auf dem Weg zur Essener Grugahalle an einer Polizeikette vorbei. Klimaschützer forderten mit Plakaten und Flugblättern einen Ausstieg aus der Kohle.

Vertreter der kommunalen RWE-Aktionäre hatten vorab diskutiert, den RWE-Vorstand nicht zu entlasten. Das wäre ein heftiger öffentlicher Denkzettel für Terium gewesen. Die Kommunalaktionäre sind mit rund 24 Prozent Anteil am Unternehmen die größte Aktionärsgruppe. Unmittelbar vor der Versammlung erklärte der Geschäftsführer des Verbandes der Kommunalaktionäre, Ernst Gerlach, aber im WDR-Hörfunk, die Mehrheit der Kommunen stehe hinter Terium.

Der RWE-Chef will die Zukunftsbereiche des Unternehmens in eine neue Firma ausgliedern, diese an die Börse bringen und so an frisches Geld für Investitionen kommen.

Umweltschützer protestieren bei Versammlung

Umweltschützer haben am Mittwoch die Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE gestört. Bei der Rede von Vorstandschef Peter Terium stürmten mehrere Demonstranten auf die Bühne der Essener Grugahalle. „Eure Zeit ist abgelaufen“, skandierten sie. Ein Demonstrant klammerte sich an ein Geländer vor der Bühne. Er wurde von der Polizei abgeführt. Es dauerte mehrere Minuten, bis die Sicherheitskräfte die Lage im Griff hatten. Einige Demonstranten wurden zu Boden gerissen und weggetragen. „Ich bedauere das sehr“, sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider. Diese Leute sollten sich überlegen, ob sie ihre Ziele nicht auf andere Art und Weise besser erreichen können.

RWE-Chef Terium gab sich unbeeindruckt: „Ich habe überhaupt kein Problem mit solchen Kundgebungen. Ich habe ja auch Kinder im protestfähigen Alter“, sagte er. Die RWE-Hauptversammlung fand unter starken Sicherheitsauflagen statt. Aktionäre mussten auf dem Weg zur Essener Grugahalle an einer Polizeikette vorbei. Vor der Halle wurde laut Polizei vier Demonstranten zur Feststellung der Personalien vorübergehend in Gewahrsam genommen.