Ryan Gosling hat mit dem Film „Lost River“ sein Regiedebüt vorgelegt. Im Interview erklärt der Hollywoodstar, wie er mit Verrissen umgeht.

StuttgartRyan Gosling zählt zu den angesagtesten Schauspielern, die Hollywood in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Berühmt wurde der 34-jährige Kanadier mit der Bestsellerverfilmung „Wie ein einziger Tag“, für das Drogendrama „Half Nelson“ wurde er für den Oscar nominiert wurde. Nun legt Gosling mit „Lost River“ sein Regiedebüt vor. Wir haben ihn interviewt.

 
Mr. Gosling, bei der Premiere im vergangenen Jahr in Cannes wurde „Lost River“ von vielen Kritikern nicht gerade freundlich aufgenommen. Wie ist es Ihnen da ergangen?
Ach, wissen Sie, ich hatte zum Glück schon aus dem Vorjahr Erfahrungen mit Verrissen. Da war es Nicolas Winding Refn und mir für „Only God Forgives“ ganz schön an den Kragen gegangen. Aber das ist auch okay. Kein Film hat auf alle Zuschauer die gleiche Wirkung und nicht jeder muss jeden Film lieben. Das ist ja gerade das Tolle an Filmen: Die Rezeption ist immer subjektiv. Manchmal liebt man einen Film und Jahre später kann man ihn nicht mehr leiden. Oder andersherum. In jedem Fall kann ich gut damit leben, wenn meine Arbeit leidenschaftliche Reaktionen hervorruft.
Glauben Sie, dass man besonders hart mit Ihnen ins Gericht ging, weil Sie als Darsteller ein erfolgreicher Hollywoodstar sind?
Wahrscheinlich schon. So läuft das nun einmal, daran kann man nichts ändern.
Sie seien zu offensichtlich von Winding Refn oder auch David Lynch beeinflusst, lautete einer der Kritikpunkte.
Dem würde ich noch nicht einmal widersprechen, denn selbstverständlich bin ich von ihnen beeinflusst. Wie doch jeder von uns doch von allen Erfahrungen und Begegnungen im Leben beeinflusst ist. Ob man es nun will oder nicht. Aber viel mehr ist „Lost River“ eigentlich beeinflusst von den Menschen, mit denen ich ihn gedreht habe. Denn egal wie viele Vorbilder und Referenzen man hat – sobald man tatsächlich mit der Arbeit beginnt, muss man plötzlich die eigene Vision den praktischen Gegebenheiten anpassen.
War es wirklich so, dass Sie Ihre Vorstellung von manchen Szenen komplett über den Haufen werfen mussten?
Anpassen trifft die Sache besser. Aber ich war darauf vorbereitet, denn fast alle Regisseure, mit denen ich als Schauspieler zusammengearbeitet hatte, haben stets Hindernisse auch als Chance gesehen. Im Falle von „Lost River“ mussten wir bei den Dreharbeiten feststellen, dass der kleine Junge, den wir für eine entscheidende Rolle ausgesucht hatten, die Kamera nicht mochte. Also mussten wir uns gewissermaßen in Tierfilmer verwandeln und saßen mit langen Objektiven unter Wäschebergen, darauf wartend, dass er hoffentlich ins Zimmer kommt. Das war mühsam und kostete Zeit. Aber am Ende hatten wir dadurch von ihm Aufnahmen, die nie so natürlich und selbstverständlich gewirkt hätten, wenn wir sie wie geplant gedreht hätten.
War die Regiearbeit befriedigend für Sie?
Oh ja, absolut. Am meisten hat mich beeindruckt, wie intensiv und anregend die Zusammenarbeit mit diesen tollen Schauspielern war. Und mindestens genauso mit dem Kameramann Benoît Debie, der meist mit Gaspard Noe arbeitet und auch „Spring Breakers“ gedreht hat. Ein echtes cineastisches Idol von mir! Eine besondere Erfahrung war obendrein die Arbeit in Detroit und mit den Menschen dort. Immer wieder strömten die Menschen aus der Nachbarschaft zu unseren Dreharbeiten, wo wir sie manchmal in den Film integrierten.