Die Streiks bei Ryanair kommen für Urlauber zur Unzeit, aber sie zeigen, dass das Geschäftsmodell nicht nur auf niedrigen Kosten basieren kann, meint Wirtschaftskorrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Michael O’Leary gibt sich gern smart. Der Gründer und Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair trägt gern Jeans, Turmschuhe und offene Hemden. Für Arbeitnehmer klingt das im ersten Moment nach einem umgänglichen Chef. Für Passagiere sind vor allem die Preise interessant, mit denen Ryanair in den vergangenen Jahren immer mehr Marktanteile gewonnen hat. Inzwischen aber zeigt sich, dass Billigpreise nicht unbedingt ein langfristig erfolgreiches Geschäftsmodell sind. Ryanair hat immer versucht, die Kosten an den Flughäfen so weit wie möglich zu drücken. Und die Gesellschaft ist auch vorne dabei, wenn es darum geht, die Flugsicherung oder die Politik für Probleme bei der Infrastruktur anzuprangern.

 

Doch die Iren sind als Arbeitgeber offenbar doch nicht so nett, wie der smarte Chef vermuten lässt. Knallhart sei das Management, urteilen nun die ersten Gewerkschaftssprecher, die sich nach und nach ihren Platz in dem Unternehmen suchen. Die Flugbegleiter etwa wollen nicht für die Getränke bezahlen müssen, die sie während ihrer Arbeit an Bord trinken. Und sie möchten auch nicht zur Arbeit antreten, wenn sie krank sind, um vor Ort zu beweisen, dass sie wirklich krank sind.

Billigairline könnte in Strudel von Streiks rutschen

Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die nun dazu führen, dass Ryanair womöglich in einen Strudel von Streiks abgleitet. Auch in Deutschland wird die Belegschaft über kurz oder lang auf die Barrikaden gehen, nachdem das Management immerhin bereit ist, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi als Tarifpartner anzuerkennen.

Die Streiks waren absehbar, der Unmut der Belegschaft wuchs kontinuierlich. Umso ärgerlicher ist es für betroffene Passagiere, dass nun ausgerechnet ihre Urlaubsreise platzt oder zumindest verschoben werden muss. Noch gibt sich Michael O’Leary eher gelassen, verweist darauf, dass er die Probleme im Griff habe: Die deutliche Mehrheit der Mitarbeiter stehe zum Unternehmen und arbeite weiter. Man darf aber Zweifel haben, dass das noch lange so weitergeht, sollten die Missstände andauern.