Die Serie der archäologisch interessanten Funde im Zuge der S-21-Bauarbeiten im Mittleren Schlossgarten reißt nicht ab. Trotz der Entdeckungen ist eine ständige Begleitung der Stuttgart-21-Aushubarbeiten nicht geplant.

Stuttgart - Vor fast zwei Jahren ein Steinkopf, Anfang August eine Reihe Steinplatten, die vermutlich zu einem Kanal für den Nesenbach gehören, jetzt historische Öfen – die Serie der archäologisch interessanten Funde im Zuge der S-21-Bauarbeiten im Mittleren Schlossgarten reißt nicht ab. Momentan sind Experten des Landesdenkmalamts dabei, die Struktur der Öfen freizulegen, sie zu dokumentieren und dann ihre Bedeutung abzuschätzen. Frühestens Ende der Woche wollen die Fachleute Näheres zu Datierung und Herkunft mitteilen.

 

Eine intensivere archäologische Begleitung der Aushubarbeiten am Bahnhofstrog sei trotz der aktuellen Funde nicht im Gespräch, sagte Nadine Hilber, die Sprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, zu dem das Landesamt für Denkmalpflege gehört. Auch die Stadt hält sich bedeckt: Man werde auf die Sicherung und Dokumentation der neuen Funde hinwirken. „Weitere Schritte hängen von der Bewertung ab“, teilte ein Sprecher der Stadt am Dienstag mit.

Auch die Bahn sieht keinen Grund für neue Abläufe

Momentan beraten die Deutsche Bahn als Bauherr, das Bauunternehmen Züblin, die Stadt Stuttgart als untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart über das weitere Vorgehen. Dabei geht es dem Vernehmen nach nur darum, wie verfahren wird, falls sich die Erwartungen der Fachleute des Denkmalamts bestätigen und in dem Baufeld östlich des Hauptbahnhofs in den nächsten Tagen weitere Funde entdeckt werden. „Wir wollen die weiteren Schritte koordinieren und führen Abstimmungsgespräche“, sagte Nadine Hilber. Es bleibe aber bei dem Vorgehen, wonach die Experten des Landesdenkmalamts nur dann auf der Baustelle am Hauptbahnhof erscheinen, wenn sie über Funde unterrichtet werden. Eine ständige Begleitung der Arbeiten, wie sie beispielsweise der Stadthistoriker Harald Schukraft und andere Experten gefordert hatten, sei nicht geplant, betonte Hilber. „Am grundsätzlichen Vorgehen ändert sich nichts“, sagte die Sprecherin des Regierungspräsidiums.

Auch die Bahn sieht keinen Grund für neue Abläufe – zumal sie rechtlich dazu nicht verpflichtet wäre. „Der Planfeststellungsbeschluss sieht baubegleitende archäologische Arbeiten im Mittleren Schlossgarten nicht vor“, betonte ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros. In der Tat heißt es in der Genehmigung aus dem Jahr 2005, dass Auswirkungen auf drei archäologische Fundstellen, damit sind ein römisches Gebäude und zwei alemannische Gräber gemeint, nicht zu erwarten seien. Die Bahn wird zudem verpflichtet, „sofern im Zuge der Baumaßnahmen Sachen oder Teile von Sachen entdeckt werden, von denen anzunehmen ist, dass an ihrer Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht, dies unverzüglich einer Denkmalschutzbehörde anzuzeigen“, so der Text.

Die Bahn, der die Anliegen der Landesdenkmalpflege wichtig seien, halte sich „selbstverständlich“ an die gesetzlichen Bestimmungen, betonte der Sprecher und sagte: „Unter Einhaltung des Bauablaufs bietet die Bahn dem Landesamt die Baustellenflächen gerne an.“ Was eine „mögliche Fortsetzung der laufenden archäologischen Arbeiten“ im Schlossgarten angehe, stehe die Bahn deshalb auch in Abstimmungsgesprächen mit ihrem Auftragnehmer. Auch wenn es nicht direkt gesagt wird, deuten diese Aussagen darauf hin, dass die Bahn zeitliche Verzögerungen der ohnehin eng getakteten Bauarbeiten für den Bahnhofstrog unbedingt vermeiden will. Schließlich hatte Ottmar Bögel vom Bauunternehmen Züblin erst Anfang August auf den „relativ knapp“ kalkulierten Zeitplan hingewiesen.