Die S-Bahn transportiert werktäglich mehr als 420 000 Menschen in der Region Stuttgart. Doch immer wieder gibt es Klagen wegen Ausfällen und Unpünktlichkeiten. Nun wirken sich Instandhaltungs- und S-21-Arbeiten immer stärker auf den Fahrplan aus. Wir kennen die Details.

Stuttgart - Um Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der S-Bahn ist es ohnehin nicht gut bestellt. Nun könnte sich die Situation nochmals verschärfen, warnt der Verband Region Stuttgart, der für den S-Bahnverkehr zuständig ist. Der Grund: einerseits reguläre Instandhaltungsarbeiten auf den Schienenstrecken rund um Stuttgart und andererseits die Bauarbeiten für Stuttgart 21. Viel Hoffnung auf Besserung macht der Regionalverband nicht: baubedingte Einschränkungen werde es auch in den kommenden Jahren in „hohem Umfang“ geben, „kurz- und mittelfristig“ seien die Spielräume für eine bessere Pünktlichkeit begrenzt.

 

Die Regionalräte im Verkehrsausschuss äußerten dafür Verständnis. Jahrelang habe man Investitionen in die Infrastruktur gefordert, nun passiere endlich etwas. Die Bauarbeiten müssten positiv dargestellt werden, forderte CDU-Regionalrat Rainer Ganske. Eva Mannhardt (Grüne) fragte sich, warum „wir trotz der uns seit Jahren zugesagten Instandhaltung fast jeden Tag im S-Bahnnetz eine Weichenstörung haben“. Harald Raß (SPD) und Armin Serwani (FDP) wiesen derartige Kritik zurück: „Jetzt macht die Bahn mal was, dann ist es auch wieder nicht gut“. Raß forderte aber eine bessere Kommunikation von der Bahn, Serwani glaubt, dass in „ zwei Jahren das Netz in Ordnung ist.“

Entlastung erst Mitte des kommenden Jahrzehnts zu erwarten

An deutlichen Worten fehlt es in der Sitzungsvorlage freilich nicht. Die Überlagerung der regulären Instandhaltungs- und der S-21-Arbeiten habe inzwischen ein Ausmaß erreicht, „bei dem es nahezu an jedem Wochenende und darüber hinaus auch in den Ferien zu geplanten Betriebseinschränkungen im S-Bahnverkehr kommt“, heißt es. Auch wenn bisher nur die Arbeiten im ersten Halbjahr 2019 bekannt seien, rechnet der Verband damit, dass „über das Jahr hinweg an einem Drittel aller Tage vom Fahrplan abgewichen“ werde. „Das sind massive Investitionen der Bahn, die Einschränkungen sind an rund 100 Tagen spürbar“, sagte der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler. Ein Drittel bis die Hälfte davon sei „direkt durch S 21 bedingt“. Und auch nach 2019 bessere sich die Situation nicht. Eine Entlastung ist wohl erst Mitte des kommenden Jahrzehnts zu erwarten, wenn S 21 in Betrieb geht, als Termin nennt die Bahn Dezember 2025.

Das sind die Einschränkungen

Stammstrecke Die Rampe für die S-Bahnzüge vom Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs in die unterirdische Haltestelle war bereits an sechs Wochenenden voll gesperrt, nun ist bis 25. März an Samstagen und Sonntagen zumindest ein eingleisiger Betrieb möglich. Doch auch der führt zu zahlreichen Einschränkungen im S-Bahnverkehr. Doch damit nicht genug: Erst durch den Regionalverband wird bekannt, dass ein geplanter Umbau der Weichen und Signaltechnik wegen der niedrigen Temperaturen abgesagt wurde. Dieser Umbau ist nötig, damit die heute dreigleisige Tunnelzufahrt auf zwei Gleise reduziert werden kann. Die Arbeiten dafür müssen nun nachgeholt werden, wann ist noch offen. Sicher aber ist, dass es dann wieder Einschränkungen gibt. Urteil des Verbands: „Die insgesamt wenig befriedigende Situation wird zusätzlich verschärft.“ Wie schon in den Vorjahren werden auch 2019 und 2020 in 28 Nächten von Montag auf Dienstag Wartungsarbeiten auf der Stammstrecke erledigt, die zu Behinderungen führen.

S 1, S 2 und S 3

Im Rahmen der regulären Instandhaltung werden in Bahnhof Stuttgart-Vaihingen und auf seinen Zulaufstrecken Gleise und Weichen vom 29. Juli bis 15. September erneuert. Dabei wird es zu Vollsperrungen voraussichtlich zwischen Rohr und Böblingen an den letzten beiden Ferienwochenenden kommen, zeitweise auch zu einem eingleisigen Betrieb im Tunnel bis zur Schwabstraße. Die Linien S 1, S 2 und S 3 sollen über die Panoramabahn umgeleitet werden, manche Züge fallen aus.

S 1 (Stuttgart-Kirchheim)

Der Bau des S-21-Tunnels Obertürkheim sorgt dafür, dass an den Wochenenden 30./31. März, 6./7. /8. April und von 8. bis 10. Juni (Pfingsten) die S-Bahnen nicht an den Stationen Neckarpark, Unter- und Obertürkheim halten können. An diesen und an weiteren Wochenenden wird nur im Halbstundentakt gefahren.

S 1 (Böblingen-Herrenberg)

Weil die Eisenbahnunterführungen in Ehningen erneuert wird, ist die Gäubahn zwischen Böblingen und Herrenberg vom 12. bis 16. Juni gesperrt. Statt der S-Bahnen und Züge fahren Busse.

S 2

Im April und Mai werden auf der Remsbahn Weichen und Oberleitungen erneuert. Deshalb wird der Abschnitt zwischen Waiblingen und Grunbach vom 13. bis 20. April gesperrt. Es fahren Ersatzbusse. Bis zum 6. Mai ist der Abschnitt dann nur eingleisig befahrbar, die S 2 verkehrt im Halbstundentakt. Bis zum Beginn der Landesgartenschau (10. Mai) sollen die Arbeiten beendet sein.

S 4, S 5 und S 6/60

Am 1./2. Juni und am 29./30. Juni gibt es wegen Arbeiten am Tunnel Feuerbach Einschränkungen. Der Halt Feuerbach entfällt, von Zuffenhausen aus fahren Ersatzbusse. Vom 11. bis 15. Juli und 20. bis 22. Juli müssen Fern- und Regionalzüge die S-Bahngleise in Feuerbach mitnutzen, was Auswirkungen auf S 4 und S 6/60 hat. An den Wochenenden 30./31. März und 6./7. April ist die Strecke Ditzingen-Leonberg wegen Weichenerneuerungen gesperrt. Es fahren Busse, die S 60 fährt nur zwischen Böblingen und Renningen.

Besserer Takt

Es gibt auch Verbesserungen. Zum Fahrplanwechsel am 9. Juni wird der Viertelstundentakt an Samstagen auf der S 60 zwischen Renningen und Stuttgart um drei Stunden ausgeweitet. Ende des Jahres wird dann der 15-Minuten-Takt auf allen Linien bereits ab 12 Uhr angeboten. Das sind werktäglich fast 70 Fahrten mehr.

S 3-Sperrung am Flughafen

Für die Anbindung der Gäubahn an S 21 am Flughafen soll die S 3 ein Jahr lang nicht zum Flughafen und zwei Monate länger nicht nach Filderstadt-Bernhausen fahren. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. Dies sei besser als eine längere Bauphase mit unregelmäßigen Sperrungen über drei Jahre hinweg, folgte eine klare Mehrheit im Verkehrsausschuss den Argumenten der Bahn. Allerdings wird ein Interimshalt am Messe-Eingang West gefordert.