Als Endstation hat Bietigheim womöglich bald ausgedient. Die Region stellt 50.000 Euro bereit, um eine Durchbindung bis Vaihingen zu untersuchen.

Vaihingen/Enz - Die Zeit des Belauerns dürfte bald vorbei sein. Monatelang schien es beim Thema S-5-Verlängerung bis Vaihingen/Enz zuzugehen, wie beim Beamten-Mikado: entscheidend ist, wer sich zuerst bewegt. Die Region wartete auf ein Signal von den Anrainerkommunen Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim, Sersheim und Vaihingen/Enz. Und die Kommunen warteten ab, ob die Region aktiv wird.

 

Jetzt bewegen sich beide Seiten beinahe gleichzeitig. Die Region hat in ihrem Haushaltsplan für dieses Jahr 50.000Euro für ein erstes Gutachten reserviert. Und die vier Verwaltungsspitzen haben sich, auf Initiative des Vaihinger Oberbürgermeisters Gerd Maisch, getroffen und auf eine gemeinsame Linie verständigt.

Investitionskosten müssen gering bleiben

Sein Kollege in Bietigheim-Bissingen, Jürgen Kessing (SPD), der auch in der Regionalversammlung sitzt, wolle die Ergebnisse demnächst der Region vorlegen, kündigt Maisch an. Wichtig sei den Verwaltungschefs, dass mit der S-Bahn auch eine Taktverdichtung komme und nicht gleichzeitig die Regionalzugverbindungen gekürzt werden. Zudem müssten die Investitionskosten gering bleiben und der Betrieb dürfe für die Kommunen nicht zu teuer werden. „Allzu hohe Zuschüsse werden wir uns nicht leisten können“, sagt Maisch.

Neuerdings können sich die Rathauschefs offenbar sogar eine Mitfinanzierung der ersten Verkehrsstudie vorstellen–ob mit oder ohne die Variante bis Enzweihingen, müsse sich zeigen. Wenn man von 100.000 Euro Kosten ausgehe und die Region die Hälfte übernehme, blieben für die Kommunen noch 50 Cent pro Einwohner übrig. Bietigheim-Bissingen würde dann 20.000 Euro bezahlen, Sersheim und Sachsenheim zusammen knapp 15.000 Euro und Vaihingen ebenfalls 15.000 Euro. „Das Geld wär’s mir wert, um Gewissheit zu haben“, sagt Maisch.

Gutachten zeigt Finanzierbarkeit

Jürgen Wurmthaler, Verkehrsdirektor beim Verband Region Stuttgart, ist „zuversichtlich, dass wir das dieses Jahr noch auf den Weg bringen können“. Eine Verbesserung des S-Bahn-Netzes stehe „nicht automatisch in Konkurrenz zu den Regionalzügen“. Wie die genaue Finanzierung aussieht, könne erst das Gutachten zeigen. Das Land geht bislang noch davon aus, dass auch für die gelben Karlsruher Stadtbahnzüge, die–übrigens auch als S5–zurzeit noch bis Bietigheim fahren, bei der Ausschreibung in zwei Jahren ebenfalls weiter berücksichtigt werden. Eine Verlängerung der S-Bahn-Linie erscheint Experten jedoch als sinnvoller, weil in die Stadtbahnen deutlich weniger Fahrgäste passen. „Mit der Region haben noch keine Gespräche stattgefunden“, sagt ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Es sei möglich, die Stadtbahnen abzubestellen, „dafür muss man nur frühzeitig wissen, woran man ist“.

Der Verkehrsverbund Stuttgart VVS hält die S-5-Verlängerung für „eine sinnvolle Abrundung des S-Bahn-Angebots“, sagt der Geschäftsführer Thomas Hachenberger. Es gebe damit eine durchgehende, verlässliche Vertaktung und wesentlich mehr Fahrtmöglichkeiten, etwa bis nach Feuerbach, zur S6 ins Strohgäu oder bis Stuttgart-Stadtmitte. Zudem sei in den kommenden Jahren im öffentlichen Nahverkehr „eine steigende Nachfrage aus dem Großraum Vaihingen“ zu erwarten.

Große Pläne, kleine Details

Expansion: Im Auftrag der Region hat das Verkehrswissenschaftliche Institut der Uni Stuttgart (VWI) ein Gutachten über die Erweiterungsmöglichkeiten im regionalen S-Bahn-Netz erstellt. Die Verlängerung der S5 zählt darin zu den günstigsten Optionen. Ebenfalls nahe gelegt wird eine Verlängerung der S2 bis nach Neuhausen/Filder. Der Verkehrsausschuss der Region legt zudem großen Wert auf eine Verlängerung des 15-Minuten-Taktes auf mehreren Linien und einem S-Bahn-Zweig bis Göppingen.

Varianten: Für die S5 hat das VWI noch zwei weitere Varianten untersucht: eine Verlängerung bis zum Vaihinger Stadtteil Enzweihingen und eine Verlängerung der S-Bahn-Linie nach Norden bis nach Lauffen (Kreis Heilbronn). Haltestellen dieser Variante wären Besigheim, Walheim, Kirchheim und Lauffen. Diese Option gilt aber als unwirtschaftlich.