Viele Betroffene und Beteiligte mahnen nach dem S-Bahn-Gipfel, dass die von der Bahn präsentierten Vorschläge zur Beseitigung nun rasch umgesetzt werden müssten. Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn fordert nun Taten.

Stuttgart - Der S-Bahn-Gipfel, also die mehr als dreistündige Sondersitzung des regionalen Verkehrsausschusses mit Vertretern der Bahn und des Zugherstellers Bombardier am Mittwoch, ist auf ein überwiegend positives Echo gestoßen. Allerdings mahnen viele Betroffene und Beteiligte, dass nach der Bestandsaufnahme der Probleme die von der Bahn präsentierten Vorschläge zur Beseitigung nun rasch umgesetzt werden müssten.In diese Richtung argumentiert auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), der vor der Sitzung konkrete Maßnahmen gefordert und damit den Druck auf die Verantwortlichen von Bahn und Verband Region Stuttgart erhöht hatte. „Nach den Absichtserklärungen müssen jetzt rasch Taten folgen – technisch und organisatorisch“, sagte Kuhn. Die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung von Pünktlichkeit und Verlässlichkeit müssten schnell bei den Kunden ankommen. Kuhn begrüßte es, dass es „nach Monaten der Klagen und Beschwerden einen offenen Austausch im Verkehrsausschuss über die Probleme im S-Bahn-Verkehr gab“.

 

Auch der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub Deutschland (VCD) wertet die „neue Ehrlichkeit der Beteiligten bei den Problemen der S-Bahn“ positiv. Er sieht sich in einigen Punkten in seiner vor dem Gipfel vorgebrachten Kritik bestätigt – etwa in seiner Forderung nach einer zentralen Türschließung und nach größeren Anstrengungen zur Instandhaltung von Stellwerken, Weichen und Signalen. Für den VCD-Landesvorsitzenden Matthias Lieb harren die langfristigen Probleme der S-Bahn aber noch einer Lösung. Dazu gehöre auch eine „schonungslosen Analyse der gravierenden Schwierigkeiten“, die durch Stuttgart 21 auf die S-Bahn zukämen.

Ob der Gipfel erfolgreich gewesen ist, zeigt sich in einem Jahr

Kritik übte der VCD daran, dass sich die Bahn weiterhin weigert, Pendlern bei Verspätungen das Fahrgeld zurückzuerstatten. Dies bemängelt auch Andreas Kegreiß vom Fahrgastverband Pro Bahn. Die Sitzung habe gezeigt, dass „die Bahn und der Verband Region Stuttgart die mit den Bauarbeiten für S 21 in Zusammenhang stehende Unpünktlichkeit der S-Bahnen nicht in den Griff bekommt“, sagte er. Die Gegenmaßnahmen kämen zu spät und seien nicht energisch genug. „Ich teile die Befürchtung mancher Regionalräte, dass es sich erneut um Vertröstungen handelt“, sagte Kegreiß.

In diesem Sinn hatte sich am Ende der Sitzung beispielsweise die Grüne Eva Mannhardt geäußert. „Wir haben einige Festlegungen der Bahn, aber auch viele schöne Worte gehört“, sagte sie. Ob der Gipfel erfolgreich gewesen sei, könne erst in einem Jahr gesagt werden. Zwar wertete SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz die Sitzung als Erfolg, aber auch er beantragte ein Treffen in einem Jahr, um die Maßnahmen zu bewerten, die rascher umgesetzt werden müssten. Auch bei der Bahn gebe es wohl „behördlichen Schwergang“, nahm er einen Begriff auf, den die Bahn bei S 21 als Vorwurf an Stadt und Land verwendet. CDU, Freie Wähler und FDP werteten den Gipfel als Erfolg. „Wir haben ein Grundvertrauen in die S-Bahn und ihren Chef Hans-Albrecht Krause“, sagten Helmut Noë (CDU) und Alfred Bachofer (FW). Und Kai Buschmann (FDP) entdeckte sogar „das Licht am Ende des Tunnels“.

Die Ergebnisse des Gipfels

ET 430
Der neue S-Bahn-Zug soll nach und nach von Mitte Dezember an eingesetzt werden. Das störanfällige Türschließ- und Trittbrettsystem ist zunächst deaktiviert.

Pünktlichkeit
Um die Ein- und Ausstiegszeiten auf der Stammstrecke in den Griff zu bekommen, werden bis Mitte 2014 in den unterirdischen Haltestellen Hauptbahnhof und Stadtmitte zentrale Türöffnungs- und -schließsysteme eingeführt. Zudem werden von Dezember an in der Rushhour S-Bahn-Helfer eingesetzt.

Zuverlässigkeit
Damit Störungen in Stellwerken, Weichen und in der Leitungstechnik nicht mehr so häufig auftreten, investiert die Bahn in diesem Bereich zusätzlich bis Ende 2014.

Information
Die Fahrgäste sollen bei Störungen rascher und gezielter informiert werden. Dafür werden in den nächsten Monaten neue Techniken und zusätzliche Ansager eingesetzt.