Mit einem neuen Gutachten soll wieder Bewegung in die Diskussion um einen S-Bahn-Anschluss kommen. Schon 2016 könnte der Traum wahr werden.
Göppingen - Bereits vom Jahr 2016 an soll eine S-Bahn im Stundentakt von Stuttgart aus in den Landkreis Göppingen fahren. Das ist der erklärte Wille des Göppinger Kreistags. Das Gremium gab dazu einstimmig ein entsprechendes Gutachten in Auftrag, das ausdrücklich auch einen so genannten Vorlaufbetrieb prüfen soll. Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und der damit einhergehenden Verlegung der ICE-Züge auf die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm könnte nach dem Jahr 2020 der Verkehr dann auf einen regulären Halbstundentakt erweitert werden.
„Die S-Bahn ist ein Gütesiegel. Wer sie nicht hat, ist im Nachteil“, sagte der Präsident des Verbands Region Stuttgart, Thomas Bopp (CDU), der persönlich zu der richtungsweisenden Sitzung gekommen war. Der Anschluss sei nicht nur eine verkehrspolitische, sondern auch eine wirtschaftspolitische Frage. „Große Unternehmen ziehen Orte mit S-Bahn-Anschluss bei ihren Standortentscheidungen vor.“
Erste Studie wird wieder einkassiert
Seit 1971 hatte sich der Kreis vor allem aus finanziellen Gründen immer wieder gegen die S-Bahn entschieden. Im Jahr 2007 kam dann durch eine Initiative der Industrie- und Handelskammer (IHK) wieder Bewegung in die Diskussion. Seit dem Jahr 2009 liegt eine Machbarkeitsstudie zum S-Bahn-Anschluss vor. Doch ihre Ergebnisse erhielten, obgleich mehrfach in Aussicht gestellt, nicht die erforderliche Bestätigung der Deutschen Bahn. Die Entwicklungen rund um das Projekt Stuttgart 21, die Schlichtung und schließlich der Stresstest hätten die Voraussetzungen grundlegend geändert, hieß es.
Die Hängepartie hat den Kreis ins Hintertreffen gebracht. „Wir hinken unserer Railmap um eineinhalb Jahre hinterher“, bekannte der Landrat Edgar Wolff (Freie Wähler). Verantwortlich sei dafür aber nicht der Kreis, betonte auch der CDU-Fraktionschef Wolfgang Rapp. „Der Ball lag nicht in unserem Spielfeld.“ Vielmehr habe man auf das Testat der Bahn gewartet. Für die Grünen erklärte die Kreisrätin Dorothee Kraus-Prause hingegen, dass es „die Flaute seit dem Jahr 2009 nicht hätte geben müssen“. Schließlich hätte man sich unabhängig von Stuttgart 21 um den nun angestrebten Vorlaufbetrieb bemühen können. „Jetzt ist es höchste Eisenbahn“, sagte Kraus-Prause. Der SPD-Kreis- und Regionalrat Jürgen Lämmle verwies auf fünf S-Bahn-Projekte in der Region und darüber hinaus, mit denen Göppingen mittlerweile konkurriere. Auch Neuhausen auf den Fildern, Vaihingen/Enz, Kirchheim/Neckar, Calw und Nagold buhlten um einen Anschluss. „Wir benötigen heute ein nachdrückliches Bekenntnis“, sagte Lämmle.
Der Auftrag geht an DB-Netz
Die Forderung der SPD nach einer noch deutlicheren Formulierung des Göppinger Wunschs wurde zwar abgelehnt. Am Ende setzte ein einstimmiger Beschluss jedoch ein deutliches Zeichen. Nachdem man im Jahr 2009 zwei unabhängige Büros beauftragt hatte, soll diesmal die DB Netz höchstpersönlich die Machbarkeit einer Verlängerung der S-Bahn nach Göppingen und Geislingen prüfen. Er wolle ja nicht unterstellen, dass die Bahn die Studie nur mache, weil sie honorarbewehrt sei, sagte der Fraktionschef der Freien Wähler, Werner Stöckle. Es sei aber doch wichtig zu wissen, ob die Ergebnisse am Ende „wenigstens annähernd Testatsqualität“ besäßen.
Es gehe zumindest in diese Richtung, antwortete der Verkehrsdirektor der Region, Jürgen Wurmthaler. Allerdings könne momentan niemand sicher sagen, was in fünf Jahren sei. Ende Juli sollen die Ergebnisse des Gutachtens vorliegen. Bis zum Jahresende will der Kreistag dann den Weg für die S-Bahn frei machen.