Für den Verband Region Stuttgart (VRS) fehlt es auf S-Bahn-Strecken noch an Erfahrungen für ein vielversprechendes neues Zugsteuerungssystem. Ein Vorreiter für den elektronischen Lotsen möchte der VRS aber nicht sein, meint StZ-Autor Wolfgang Schulz-Braunschmidt.
Stuttgart - Gute Nachrichten zu dem Reizthema S-Bahn hat es schon lange nicht mehr gegeben. Seit Jahren nerven unpünktliche Züge sowie ständige Signal-, Weichen- und Stellwerkpannen die frustrierten Fahrgäste. Aber nun zeigen Wissenschaftler in einer Studie, dass es dem Rückgrat des Nahverkehrs in der Region dank einer modernen Zugsteuerung mittelfristig wieder besser gehen könnte – doch der Verband Region Stuttgart (VRS) wiegelt ab. Die Bahn hat ihm schließlich versichert, dass auch künftig 24 Züge die Stammstrecke passieren könnten. Dabei ist das schon heute nicht immer der Fall.
Blindes Vertrauen ist fehl am Platz. Denn die Bahn hat schon nach dem ersten S-Bahn-Gipfel im Herbst 2013 versichert, dass alles besser wird. Aber beim zweiten Krisentreffen im Sommer 2014 war noch mehr viel schlechter. Und beim dritten S-Bahn-Gipfel im April droht das nächste Waterloo.
Noch keine Erfahrungen mit dem ETCS-Lotsen
Doch das flexible Zugsystem ETCS ist für den VRS kein eigenes Thema. Er glaubt fest an die Bahn. Für die Verantwortlichen gilt wörtlich eine „vertraglich fixierte Erwartungshaltung“, dass 24 S-Bahn-Züge pro Richtung und Stunde zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße pünktlich unterwegs sein können. Schön wär’s.
Dass es noch keine Erfahrungen mit dem ETCS-Lotsen gibt, liegt nicht zuletzt daran, dass der Verband offenbar gar keine machen möchte. Dass man Vorreiter sein muss, um Verhältnisse zu verbessern, scheint den VRS-Verantwortlichen gar nicht in den Sinn zu kommen. Statt Erwartungshaltungen sind aber Taten gefragt.