Die Fahrgäste mit Urlaubsplänen müssen in der Nacht auf Dienstag wohl auf heißen Kohlen gesessen haben. Nach einem Oberleitungsschaden harrten sie in der S 2 Richtung Filderstadt rund drei Stunden aus.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Wer in der Nacht auf Dienstag mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Vaihingen oder der Innenstadt aus zum Flughafen fahren wollte, musste aufs Taxi umsteigen: Wegen eines Oberleitungsschadens war die S-Bahn-Strecke von Rohr in Richtung Flughafen von Montagabend um 21.50 Uhr bis Dienstagmorgen gegen 4 Uhr gesperrt. In der Gegenrichtung konnten nach Angaben der Bahn bis 23.35 Uhr keine S-Bahnen mehr fahren.

 

Äste waren auf die Oberleitung gefallen, es kam zu einem Kurzschluss, und das Tragseil brannte ab. Die S 2 Richtung Filderstadt, die gerade auf der Strecke unterwegs war, stoppte einen halben Kilometer vor Oberaichen. Ein Fahrgast schildert die Ereignisse so: „Es gab zwei heftige Schläge, vermutlich waren das die Äste, dann sprühten wie verrückt die Funken.“ Relativ bald habe der Zugführer die Passagiere darüber informiert, dass er wegen des Oberleitungsschadens Hilfe angefordert habe, berichtet der Betroffene. Danach seien die Informationen jedoch relativ dürftig gewesen. Dass er fast drei Stunden in der S-Bahn ausharren würde, damit hatte er nicht gerechnet. Erst um 0.15 Uhr wurde der Zug nach und nach evakuiert, sie stiegen über Metallbrücken in einen Ersatzzug um, der auf dem Nachbargleis stand. Die meisten hätten relativ gelassen reagiert, berichtet der Fahrgast. „Wir haben uns nur gewundert, wie lange das alles gedauert hat.“

Fahrgäste durften wegen Unfallrisiko nicht aussteigen

Die Bahn erklärt das damit, dass der Hilfszug mit Diesellok sowie der Notfallmanager in Plochingen stationiert sind. „Der Hilfszug ist um kurz nach 22.30 Uhr losgefahren“, so ein Bahn-Sprecher. Vaihingen habe er gegen 23.30 Uhr erreicht. „Nachdem das stromtechnisch wieder möglich war, ist dann der Ersatzzug gekommen“, sagt er.

Weil die S-Bahn auf freier Strecke stand, durften die Fahrgäste nicht vorher aussteigen. „Es war dunkel, das Unfallrisiko war zudem wegen fehlender Trittstufen und des Schotteruntergrundes zu hoch“, erläutert der Sprecher. Ein Ausstieg auf freier Strecke sei immer die „allerallerletzte Lösung“.

Insgesamt waren seinen Angaben zufolge elf S-Bahnen der Linien 2 und 3 von der Streckensperrung betroffen, davon fiel eine komplett aus. Darüber hinaus fuhren 19 S-Bahnen mit durchschnittlich zehnminütiger Verspätung. Wegen des Nachtflugverbots von 23 bis 6 Uhr seien vermutlich nur wenige Fluggäste von der Streckensperrung betroffen gewesen, so der Sprecher weiter.

Ohnehin startet die letzte S-Bahn vom Hauptbahnhof zum Flughafen um 0.30 Uhr, die erste am Morgen um 4.55 Uhr. Vom Flughafen aus kann man um 0.08 Uhr mit der letzten Bahn zum Bahnhof fahren und dann erst wieder um 5.08 Uhr.

Die Menschen, die in der S 2 festsaßen, kamen allerdings spät ins Bett: Der Fahrgast, der um 22 Uhr in Filderstadt sein wollte, traf dort erst gegen 1 Uhr nachts ein.