Seit 1978 sind sie im S-Bahnnetz der Region unterwegs gewesen, am Freitag war die letzte Fahrt: Die Züge der Baureihe ET 420 werden ausrangiert, nun verkehren nur noch moderne ET 423 und ET 430.

Plochingen - Eigentlich sollte die Abschiedsfeier für die Baureihe ET 420 um 10.15 Uhr in der S-Bahnwerkstatt im Plochinger Hafen beginnen, doch – kein Fahrgast wird sich wundern – es ging ein bisschen später los. Und als dann noch ein Zauberer auftrat, mochte sich mancher gewünscht haben, der Illusionist könne die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wieder herbeizaubern, die die S-Bahn in ihren Anfangsjahren, als der ET 420 fuhr, auszeichnete und die in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist.

 

Auf solch aktuelle Probleme, wozu auch der malade Schiebetritt gehört, ging aber der Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) nur kurz ein, der einerseits die Anstrengungen für die Modernisierung der Fahrzeugflotte hervorhob, andererseits aber mahnte, dass alle Bahntöchter an einem Strang ziehen müssten, um die vertraglich mit dem Regionalverband vereinbarten Pünktlichkeitswerte wieder zu erreichen: „Da hat die Bahn noch einiges vor sich.“

Mahnung an Bahn: pünktlichere Züge

Zunächst freilich ging der Blick zurück – oder besser zur Seite, wo eine der beiden letzten S-Bahnen der Baureihe ET 420 stand, die am Freitag zum letzten Mal auf den Gleisen im Stuttgarter Netz verkehrten. Nach der offiziellen Abschiedsfahrt von Plochingen über die Schusterbahn nach Ludwigsburg und zum Stuttgarter Hauptbahnhof, gab es am Nachmittag noch fünf Fahrten für die Öffentlichkeit von und nach Ludwigsburg, Stuttgart-Vaihingen und Plochingen. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte Dirk Rothenstein, Sprecher der Geschäftsleitung der S-Bahn, „38 Jahre war der 420er im Einsatz, er geht nach weit mehr als hundert Millionen Kilometern in den wohlverdienten Ruhestand.“

Die Baureihe fuhr seit dem Jahr 1978, dem Start der S-Bahn in der Region – damals in der Farbkombination Kieselgrau-Orange, ab Mitte der 90er Jahre nach der Bahnprivatisierung bis heute im schlichten Rot-Weiß. Zuvor verkehrten die Züge in München, dort übrigens kieselgrau-blau, bei den Olympischen Spielen. Deswegen werden sie unter Fans noch immer als „Olympiatriebwagen“ bezeichnet, so der Experte Markus Robold, der wie Rothenstein und Bopp angesichts des Abschieds von einem „historischen Moment in der Geschichte des Stuttgarter Nahverkehrs“ sprach. Allerdings wurde auch an die Sitze aus Kunstleder erinnert, auf denen sich in den Sommermonaten in den nichtklimatisierten Zügen wahre Schweißlachen bildeten. Später gab es Veloursbezüge.

Kommt bald Wlan?

Im Stuttgarter S-Bahnnetz, das täglich 400 000 Fahrgäste nutzen, fahren nun nur noch 157 Fahrzeuge der modernisierten Baureihe ET 423 und der neuen Serie ET 430. „Da gibt es keinen Unterschied“, lobte Rothenstein das Re-Design der 423er, für das pro Fahrzeug 500 000 Euro aufgewendet, insgesamt 60 Kilometer Kabel verlegt, 11 300 Sitze ausgetauscht und 480 Monitore eingebaut wurden. „Wir haben damit eine der modernsten S-Bahn-Flotten Deutschlands“, sagte Bopp. Nach einem erfolgreichen Testlauf sei geplant, die Züge mit WLAN auszustatten, kündigte Regionaldirektorin Nicola Schelling an.