Die Bahn hat immer wieder mit defekten Aufzügen und Rolltreppen an ihren Bahnhöfen in der Region zu kämpfen. Zwar dauerten die Reparaturen zuletzt nicht mehr so lang, doch die Kritik bleibt.

Stuttgart - Defekte Aufzüge und Rolltreppen haben zu Beginn des Jahres für viel Ärger bei den S-Bahn-Kunden gesorgt. Und nicht nur bei diesen: Am Montag stellten sich zwei Bahnverantwortliche der Kritik der Stuttgarter Stadträte. Diese bemängelten lange Reparaturzeiten und eine mangelhafte Kommunikation. Angeregt hatte die Debatte im Sozial- und Gesundheitsausschuss die Behindertenbeauftragte der Stadt Ursula Marx. „Wenn ein behinderter Mensch vor einem kaputten Aufzug steht, hat er ein riesiges Problem.“ Zu Beginn des Jahres hatten sich die Beschwerden auf ihrem Schreibtisch gehäuft.

 

Die Bahn hat auf die technischen Probleme der vergangenen Monate mit einigen Sofortmaßnahmen reagiert. So wurde beispielsweise der Bereitschaftsdienst an den Wochenenden ausgeweitet. „Wenn am Freitagabend eine Störungsmeldung hereinkommt, dann wird diese nicht mehr erst am Montagmorgen begutachtet“, erläuterte Sven Hantel, der bei der Bahn-Tochter Station und Service für die Bahnhöfe im Land zuständig ist. Außerdem würde inzwischen eine tägliche Zustandsliste aller Aufzüge und Fahrtreppen erstellt. Desweiteren sei man dazu übergegangen, präventiv Bauteile auszutauschen, wenn ein Aufzug oder eine Fahrtreppe ein gewisses Alter erreicht hätten. Zudem bestelle man jetzt mehr Ersatzteile auf Vorrat, damit diese im Schadensfall schnell eingebaut werden können. Allerdings gab Sven Hantel zu bedenken, dass dies nur bis zu einem gewissen Maß möglich sei: „Jede Komponente auf Lager vorzuhalten, ist nicht finanzierbar“, sagte er.

Langes Warten auf Ersatzteile

Hintergrund für diese Maßnahme ist, dass einige Aufzüge wochenlang ausgefallen waren, weil ein Ersatzteil bestellt werden musste. „Die Aufzüge im S-Bahn-Bereich sind derzeit fast alles Einzelstücke“, erläuterte Hantel. Das erschwere die Beschaffung von Ersatzteilen. Aber auch das solle sich langfristig ändern: „Bei neuen Aufzügen versuchen wir stärker zu standardisieren.“ Im Bereich des Verkehrs-und Tarifverbunds Stuttgart betreibt die Bahn 108 Aufzüge und 68 Fahrtreppen, in deren Wartung 1,2 Millionen Euro jedes Jahr fließen. Bei der Bahn gehen im Schnitt am Tag sieben bis zehn Störmeldungen ein. „Seit Januar haben wir es geschafft, die Verfügbarkeit der Aufzüge von 68 auf 90 Prozent zu erhöhen“, berichtete Hantel.

Die Stadträte allerdings überzeugten die Ausführungen des Bahnverantwortlichen nur bedingt. Jochen Stopper (Grüne) etwa wollte wissen, wann die S-Bahnpassagiere erfahren, dass ein Aufzug nicht funktioniert. Laut Sven Hantel liefert die Bahn dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) einmal die Woche einen Überblick, welche Aufzüge und Treppen außer Betrieb seien und wann diese voraussichtlich wieder anlaufen werden. Diese Informationen können dann auf der Internetseite des VVS abgerufen werden. Einen Überblick einmal in der Woche allerdings hielt Philipp Hill von der CDU für längst nicht ausreichend: „Man muss alles, was möglich ist ausreizen und alle Informationen sofort ins Netz stellen.“ Auch Ulrike Küstler (Linke/SÖS) bemerkte trocken: „Ich würde mir wünschen, dass die Bahn bei der Informationsvermittlung etwas ehrgeiziger wäre.“ Die Stadträtin kritisierte außerdem lange Ausfallzeiten einzelner Aufzüge und nannte Untertürkheim als Beispiel: „Als Mensch ohne Auto habe leidvoll erlebt, dass dort ein Aufzug mindestens ein halbes Jahr lang ausgefallen ist.“

In diesen Fällen habe es die Bahn häufig mit Vandalismus zu tun, wie Sven Hantel erläuterte. „Bei mutwilligen Beschädigungen brauchen wir dann meist Ersatzteile und deren Lieferung kann dauern.“ Bei dem Aufzug im Nachbarstadtbezirk Obertürkheim, der im März beschädigt wurde, hat sich die Bahn mit einem Provisorium beholfen, das vom Tüv abgenommen worden ist. „Vielleicht ist dieses Modell auch auf andere Aufzüge übertragbar“, sagte Nikolaus Hebding, der Leiter des Bahnhofsmanagements in Stuttgart am Rande der Sitzung.

Stadträte kritisieren die Bahn

Behindertenbeauftragte mahnt Verbesserungen an

Die Behindertenbeauftragte Ursula Marx erkennt die Bemühungen der Bahn an, sagt aber dennoch: „Im Sinne der Behinderten kann ich damit nicht zufrieden sein.“ Marx wies auch auf den Kirchentag 2015 hin: „Da werden viele Rollstuhlfahrer anreisen und wir sollten alles dafür tun, dass diese gut vorankommen.“