Die S-Bahnen fahren seit einiger Zeit auch nachts. An jedem Wochenende fahren im Schnitt 15 000 Nachtschwärmer mit – ein großer Erfolg. Zum Vergleich: In den regionalen Nachtbussen saßen zuvor nur 4000 Fahrgäste.

Stuttgart - Schon bisher ist die Entwicklung der Nachtbusse seit ihrer Einführung in der Stadt Stuttgart (1990) und in der Region (2000) eine Erfolgsgeschichte gewesen – mit jährlich stark steigenden Fahrgastzahlen. Seit Dezember 2012 fahren die Nacht-S-Bahnen statt der regionalen Nachtbusse – mit dieser Umstellung wird ein neues Rekordkapitel aufgeschlagen. Nach einer Erhebung, die der Verband Region Stuttgart (VRS) heute im regionalen Verkehrsausschuss vorstellt, ist die Zahl der Fahrgäste von durchschnittlich 4000 an einem Wochenende im ersten Halbjahr 2013 auf 15 000 gestiegen. „Die neuen Nacht-S-Bahnlinien sind auf Anhieb Fahrgastmagnete“, jubelt Jürgen Wurmthaler, der für den Nahverkehr zuständige Wirtschaftsdirektor des Verbands.

 

Die S-Bahnen fahren im Stundentakt dreimal in den Nächten von Freitag auf Samstag, Samstag auf Sonntag und vor Feiertagen. Ihr Einsatz, der rund 1,6 Millionen Euro im Jahr kostet, bedeutet auch eine erhebliche Kapazitätsausweitung: Ein Bus hat rund 50 Sitzplätze, ein normaler S-Bahn-Zug 176. „Die Nachfrage ist dem größeren Angebot gefolgt“, heißt es in dem Bericht. So sind im ersten Halbjahr in mehr als die Hälfte der Züge zwischen 200 und 300 Fahrgäste eingestiegen, in rund ein Drittel der Züge zwischen 100 und 200. In elf Prozent der S-Bahnen saßen sogar mehr 300 Nachtschwärmer, in acht Prozent weniger als 100 (siehe Grafik).

Diese Linien sind besonders gefragt

Besonders gefragt sind die S-Bahnen auf den Linien S 1 (Herrenberg–Kirchheim/Teck), S 2 (Filderstadt–Schorndorf) und S 5 (Schwabstraße–Bietigheim). Schon jetzt reichen in einem Teil dieser Züge, wenn sie am Hauptbahnhof abfahren, die Sitzplätze nicht aus. Auffallend ist, dass die S-Bahnen – im Gegensatz zu den Nachtbussen – auch für die Fahrt nach Stuttgart „rege in Anspruch“ genommen werden, so der Verband. Durchschnittlich sind es 120 Fahrgäste, ein Aufkommen, das insgesamt 70 Prozent des Verkehrs erreicht, der von Stuttgart in die Region führt. Hinzu kommt: im letzten Nachtumlauf wird der Flughafen um 4.12 oder 4.32 Uhr angefahren, womit die Frühflieger erreicht werden; dies haben durchschnittlich 120 Fahrgäste pro Nacht genutzt.

Doch die Verbindungen von und nach Stuttgart werden regional unterschiedlich wahrgenommen. Knapp 3900 Fahrgäste pro Wochenende nutzen durchschnittlich die Nacht-S-Bahnen im Kreis Ludwigsburg, dahinter rangieren der Rems-Murr-Kreis mit 3500, der Kreis Esslingen mit 3000 und der Kreis Böblingen mit 2000. Rund 2600 Fahrgäste steigen an Haltestellen der S-Bahn auf Markung Stuttgart ein und aus. Der Einsatz der S-Bahnen hat deshalb auch die zuvor oft überfüllten Nachtbusse der SSB entlastet, die auf zehn Linien verkehren und ihr Angebot auf die Nacht von Donnerstag auf Freitag ausgedehnt haben. Der SSB liegen nach Auskunft ihrer Pressesprecherin Susanne Schupp erst zum Jahresende verlässliche Zahlen vor. Allerdings rechnet man beim städtischen Verkehrsbetrieb damit, dass die Fahrgastzahlen um rund ein Fünftel zurückgehen, weil ein Teil der Nachtschwärmer auf manchen Strecken – durchaus gewollt – die S-Bahn benutzt. In Spitzenzeiten würden 600 Fahrgäste pro Nacht transportiert, normal seien 350 bis 400. „Wir haben die Situation noch nicht bewertet“, sagt Schupp, aber die Busse seien nicht mehr so überfüllt und pünktlicher unterwegs.

Unisono: Zufriedenheit

Auch in den Kreisen wird – so das Ergebnis einer Umfrage der StZ bei den Landratsämtern – ein positives Fazit gezogen. Unisono erklären die Sprecher, dass das Angebot gut angenommen würde und sich die Nacht-S-Bahnen mit ihrem Anschlussverkehr bewährt hätten. Im Kreis Ludwigsburg, wo zwölf Nachtbuslinien angeboten werden, stieg das Fahrgastaufkommen um rund 60 Prozent. Der Bahnhof Ludwigsburg ist mit 90 Aussteigern pro Ankunft der S 4 und der S 5 der attraktivste Haltepunkt (siehe Tabelle). Wie der Kreis Ludwigsburg bietet auch der Kreis Böblingen ein Nachtbusnetz mit sechs Linien an.

Im Kreis Esslingen und im Rems-Murr-Kreis werden Ruftaxis eingesetzt, was dort als ausreichend gilt. „Wir planen keinen Ausbau“, heißt es im Waiblinger Kreishaus. „Wir sehen keinen Zusatzbedarf“, sekundiert Peter Keck, Sprecher im Landratsamt Esslingen. Auch die Region, die diese Lösungen kritisiert hatte, sieht keine Kapazitätsengpässe. In beiden Kreisen gibt es Bestrebungen, diese Angebote, für die teilweise zusätzliche Fahrpreise bezahlt werden müssen, in den VVS-Tarif zu integrieren. Ob sie erfolgreich sind, ist offen.