Eine Bürgerinitiative aus Echterdingen und der Esslinger Finanz-Bürgermeister Bertram Schiebel üben Kritik an den Plänen zum Ausbau der Stadtbahn und der S-Bahn auf den Fildern.

Leinfelden-Echterdingen - Vor der Entscheidung des Gemeinderats am 8. Oktober über die Stadtbahnpläne in Leinfelden-Echterdingen wie auch zur S-Bahn – Ausbau der Linie U 6 zum Flughafen und der U 5 zur Markomannenstraße in Leinfelden, Streckenneubau von Bernhausen nach Neuhausen – mehren sich die kritischen Stimmen zu diesem unter Zeitdruck stehenden Nahverkehrsprojekt. Als Mahner treten nicht mehr nur die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler und der Landwirtschaftliche Ortsverein Echterdingen in Erscheinung. Nun haben sich auch die Bürgerinitiative Echterdingen-West und der Finanzbürgermeister der Stadt Esslingen, Bertram Schiebel (SPD), kritisch zu den fertigen Plänen geäußert.

 

In einem Interview begründet Schiebel den Umstand, dass er in der nächsten Sitzung des Kreistags gegen den Ausbau der Schienenstrecken stimmen wird, so: „Ganz einfach: Wir können uns das nicht leisten.“ Der Finanzbürgermeister erkennt den Verkehr als eines der größten Probleme in der Region an – er kritisiert aber, dass „nicht nach Lösungen gesucht wird, die vielleicht nicht ganz so wirksam, aber viel kostengünstiger wären“. Es werde nicht nach vorhandenen Ressourcen gefragt. „Wir bekommen hier Zuschüsse und wie so oft im öffentlichen Bereich – wenn man Geld hat, wird es ausgegeben“, beschreibt Schiebel das Verhaltensmuster.

Keine Überraschung

Für Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk kommen die Äußerungen aus Esslingen nicht überraschend. Schiebel habe sein ablehnendes Votum angekündigt, sagt Klenk auf Nachfrage. Der Finanzbürgermeister stehe aber mit dieser Meinung in seiner Fraktion allein da. Deshalb betrachtet der OB die Kritik nicht als gegen die Stadt L.-E. gerichtet.

Eingehender muss sich Klenk mit der Bürgerinitiative aus dem Echterdinger Westen auseinander setzen. Deren Sprecher Rolf Winter kritisiert in einem Schreiben an den Rathauschef vor allem die geplante Stadtbahn-Haltestelle auf Höhe der Stadionstraße. Dafür bestehe wegen der Nähe des Gebiets Gärtlesäcker zur vorhandenen S-Bahn-Station „kein wesentlicher Bedarf“. Winter schlägt stattdessen vor, die eingesparten Kosten direkt für eine Verlängerung der Stadtbahn bis zum Goldäcker-Zentrum mit Gymnasium, Sportzentrum und Walter-Schweizer-Kulturforum einzusetzen. Gemessen am hohen Besucheraufkommen sei dort ein „leistungsfähiger ÖPNV-Anschluss überfällig“.

Einladung ins Rathaus

Klenk will nicht über die Zeitung auf das Schreiben reagieren, sondern die Bürgerinitiative zunächst zu einem Gespräch ins Rathaus einladen. Gleichwohl kann sich der OB aber nicht vorstellen, dass die zum Beschluss anstehende Planung noch in wesentlichen Punkten veränderbar ist. Klenk verweist dazu auf den ausgehandelten Kompromiss der sieben Projektpartner.

Für eine interimsweise Anbindung des Sport- und Kulturzentrums an den Nahverkehr hatte der OB vor geraumer Zeit bereits eine Idee entwickelt: die Ertüchtigung der alten Straßenbahnstrecke für einen Elektrobus-Pendelverkehr (wir berichteten ausführlich). Die Untersuchung dieser Variante ist laut dem Rathauschef im Technischen Referat der Stadt allerdings noch nicht wesentlich vorangekommen. Er werde das Thema nun der vor 14 Tagen neu gewählten Baubürgermeisterin Eva Noller ans Herz legen, kündigt der OB an.