Sieben Männer machen sich zu einer Rettungsmission auf, um zwei Schwestern aus einem mexikanischen Höhlen-Bordell zu befreien – finden aber den Weg aus der Finsternis nicht wieder heraus. Denis Kundic hat in S. Craig Zahlers „Wie Schatten Über Totem Land“ dennoch ein Licht der Hoffnung entdeckt.
Stuttgart - In „Wie Schatten Über Totem Land“ ist es wie im klassischen Western: in einem gesetzeslosen Land versuchen die Guten eine Bedrohung zu bekämpfen, um wieder so etwas wie Ordnung herzustellen. Hier engagiert ein Vater einen kultivierten Weltmann, um durch ihn Zugang zu einem exklusiven Bordell zu bekommen, in dem er seine Töchter vermutet. Neben seinen beiden Söhnen gehört der Rettungstruppe noch ein alter Revolverheld, sein indianischer Partner und der schwarze Familienkoch an. Doch als sie in den Katakomben tatsächlich die beiden Mädchen finden, lösen sie eine Welle der Gewalt aus, die sie so nicht erahnen konnten. Mit jedem Schritt in Richtung Licht graben sie sich tiefer im Dunkel der Höhle ein, bis auf das Böse die Antwort nur noch Böseres sein kann.
S. Craig Zahler ist ein Multitalent: Als Schriftsteller, Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur arbeitet er sich immer wieder an einem Thema ab: Die Fragilität der Menschlichkeit. Alle seine Figuren ringen schwer mit dem Stückchen Kultur, das sie sich erarbeitet haben und mit dem sie ihren animalischen Kern umschließen. Die Brüchigkeit dieser Hülle beleuchtet er in seinen Büchern ebenso wie in seinen Filmen „Bone Tomahawk“ und „Brawl at Cell Block 99“ (zur Zeit dreht er mit Mel Gibson und Vince Vaughn „Dragged Across Concrete“, auch ein bezeichnender Titel).
Was in „Wie Schatten Über Totem Land“ aber heraussticht, ist nicht die Brutalität des Bordellbesitzers Gris, sondern ein Licht der Hoffnung, das alle sieben Protagonisten leitet und nordet. Die Möglichkeit zum Guten bietet ihnen Orientierung und hilft ihnen, sich Gris und seinen Männern entgegenzustellen und den Kampf anzunehmen, den sie eigentlich nicht gewinnen können.
S. Craig Zahler: „Wie Schatten Über Totem Land“, Übersetzung: Madeleine Seither, Luzifer-Verlag, 422 Seiten, 13,95 €