Zwei Schüler machen im Internet mit ihrem Projekt den herkömmlichen Angeboten Konkurrenz.

S-Mitte - Zwei verschmitzt lachende Jugendliche und dazu die Frage, ob der geneigte Zuschauer schon für das Abitur gelernt habe. Das Eröffnungsvideo von „The Simple Maths“ gibt sich lockerer als die meisten anderen Nachhilfedienste. Die gibt es vermehrt nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern im Internet. Spätestens zum Abitur sollten Schüler den Mathestoff aus dem Effeff können. Viele versuchen, mit Nachhilfe oder selbst organisiert in Lerngruppen zu pauken. Ersteres ist teuer, zweites nicht unbedingt effizient.

 

Abhilfe versprechen die Schüler Alexander Giesecke und Nicolai Schork, beide 18 Jahre alt, mit ihrem kostenlosen Nachhilfeprojekt „The Simple Maths“, locker übersetzt: Mathe leicht gemacht. Der Gedanke ist, selbst produzierte Videos auf eine eigene Website zu stellen, die zwischen fünf und zehn Minuten dauern. Die Videos sind in Themen eingeteilt wie Ableitung, e-Funktion oder Geraden. Die Themen gliedern sich in drei Schwierigkeitsstufen. In den Clips wird die Zeichenfigur Jan mit mathematischen Alltagsproblemen konfrontiert. „Wir wollen die Grundlagen witzig und anschaulich erklären, damit die Schüler nicht den roten Faden verlieren“, sagt Giesecke.

„Viele habe keine Lust und kein Verständnis für Mathe“

Die jugendlichen Macher sind nach eigenem Bekunden ziemlich gut in Mathe und stehen kurz vor dem Abitur. Da der Stuttgarter Jugendrat gerne Bildungsthemen aufgreift, durften sie ihr Projekt dort vorstellen. Zwar können sich die beiden jungen Leute nicht über mangelndes Interesse im Internet beklagen. Aber sie möchten ihr Projekt trotzdem enger mit den Stuttgarter Schulen abstimmen.

Ihre Idee, Nachhilfe online über eine eigene Homepage und einen Youtube-Kanal zu geben, ist nicht ganz neu. „Die meisten Angebote gingen aber an den Schülern vorbei oder haben diese nicht angesprochen“, sagt Giesecke. Den Anstoß für die eigene Mathe-Seite erhielten sie von ihren Mitschülern. Diese bezahlten bis zu 120 Euro monatlich für ihre Nachhilfe. Zudem macht Giesecke noch einen weiteren wichtigen Grund aus: „Viele habe keine Lust und kein Verständnis für Mathe.“

Bereits 2011 haben die beiden versucht, eigene Videos zu programmieren. „Wir brauchten mehrere Anläufe, bis wir das endgültige Design der Homepage und der Videos gefunden haben“, sagt Giesecke. Im November 2012 ging die Nachhilfeseite online. Danach ging alles Schlag auf Schlag: Die beiden eröffneten ihren eigenen Youtube-Kanal und kooperierten mit dem Onlinedienst vilogo.tv.

Fünf bis sechs Stunden Arbeit pro Woche.

In der Produktion der Videos steckt eine gehörige Portion Arbeit. „Der erste Schritt ist, Bilder und Texte für die Videos zu gestalten. Dies nimmt drei bis vier Stunden in Anspruch“, sagt Giesecke. Danach folgen zwei Stunden Ton- und Bildaufnahmen, dann der endgültige Schnitt. Giesecke spricht den Ton ein, Schork programmiert die Videos. So entsteht in fünf bis sechs Stunden Arbeit jede Woche ein Clip. Dazu kommen die selbst erdachten Übungsaufgaben. Der Aufwand lohnt sich. „Wir hatten in unserem Youtube-Kanal bis Februar 1230 Abonnenten, 500 Klicks täglich und gewinnen pro Tag 30 neue Abonnenten“, sagt Giesecke. Die Steigerung der Nutzerzahl ist für die beiden Schüler wichtig, um attraktiv für Werbepartner zu bleiben. Da ihr Angebot kostenlos bleiben soll, sind sie auf deren Geld angewiesen.

Demnächst stehen Giesecke und Schork selbst vor dem Abitur. Ihren Eifer soll das nicht bremsen: „Wir werden auch in der Abiturzeit jede Woche ein Video produzieren und hochladen“, sagt Giesecke.