Stuttgart laufd nai: Eine Initiative mit 22 Partnern stellt eine Vision von einem City-Paradies für Fußgänger und Radler vor.

Stuttgart - Innerhalb des Stuttgarter Cityrings soll das gesamte Straßennetz in eine Fußgängerzone umgewidmet werden – ein Paradies für Fußgänger und Radfahrer mit optimaler Anbindung an den ÖPNV im Herzen der Stadt. Das ist die Vision der Initiative „Stuttgart laufd nai“, die inzwischen 15 Bündnispartner hat. Die Liste reicht von Parteien über Organisationen und Unternehmer. Die Fäden laufen dagegen bei einem Mann zusammen: Christoph Ozasek, Stadtrat der Linken.

 

Wenn Ozasek von diesem Bündnis spricht, schwingt in jedem Satz Leidenschaft mit. So wie zuletzt, als er das Projekt im Bezirksbeirat Mitte präsentiert hat. Er und seine Mitstreiter haben erkannt, dass die Zeit derzeit günstig ist, solch eine Initiative anzustoßen. Die Feinstaub- und Dieselproblematik gibt solchen Plänen Rückenwind.

Stadt soll sich „nach menschlichem Maß entwickel“

Nach Ansicht von Ozasek solle sich die Stadt in den nächsten Jahrzehnten „nach menschlichem Maß“ entwickeln, wie es der legendäre dänische Stadtplaner Jan Gehl formuliert habe. Dafür bedürfe es der Vision einer lebendigen, sicheren, nachhaltigen und gesunden Stadt. Im Visier hat „Stuttgart laufd nai“ das Gebiet innerhalb des zukünftigen Cityrings. Damit ist das Gebiet zwischen Konrad-Adenauer-Straße/Hauptstätter Straße, Theodor-Heuss-Straße/ Heilbronner Straße, der Paulinenbrücke und der Wolframstraße (neue Ostspange) gemeint. Dort soll eine durchgrünte Fußgängerzone entstehen.

Zentrale Themen der Kampagne „Stuttgart laufd nai“ seien der vom Gemeinderat beschlossene Rückbau der Schillerstraße und die Zusammenführung von Oberem und Mittlerem Schlossgarten „als intaktes grünes Band bis zum Akademiegarten und dem Schlossplatz“, sagt Ozasek.

Damit soll sich die Aufenthaltsqualität in der Stadt deutlich erhöhen. Wenn Barrieren verschwänden, Straßenschilder, Poller, Bordsteine überflüssig würden und Auto-Stellplätze wegfielen, dann könnten die Flächen neu gestaltet werden. Als Konsequenz dieser Neuordnung reduziert sich nach den Worten von Ozasek der Verkehr deutlich und damit auch der Lärm sowie die Abgase. Umgekehrt würde die Sicherheit für Passanten zunehmen. Nicht zuletzt für Menschen, die auf Grund ihres Alters nicht mehr so flexibel und mobil sind.

Straßen sollen zu grünen Oasen werden

„Straßenflächen werden zu Oasen in der Stadt“, sagt Ozasek, „Kinderspielgeräte, Sitzgelegenheiten im Schatten von Bäumen und Wasserspiele laden zum Verweilen ein. Trinkstellen für Mensch und Tier wechseln sich mit Straßencafés und Grünanlagen ab. Ein lebenswerter urbaner Raum ist entstanden, der zu Begegnungen anregt. Das kulturelle und politische Leben erblüht auf den Plätzen.“

Von diesem positiven Wandel würden nicht nur die Bürger profitieren, sondern auch Handel und Tourismus. Diese Einschätzung teilen viele Händler in der Stadt nicht. Sie sagen: 70 Prozent des Geschäftes wird mit Kunden aus dem Umland gemacht. Und diese Käuferschicht werde die Stadt meiden, wenn sie nur schlecht erreichbar ist. Besonders in Sorge sind die Händler der Markthalle, die erhebliche Umsatzeinbußen befürchten, sollten die Parkplätze an der Markthalle wegfallen. Christoph Ozasek meint jedoch, dass es „ viele Händler gibt, die mit mehr Offenheit an diesen Prozess herangehen und Chancen erkennen. Unstrittig ist, dass die vorhandenen Strukturen das Mobilitäts- und Konsumverhalten der Menschen prägen. Verändern sich Strukturen, wird zum Beispiel die City für Radfahrer besser erreichbar, dann ändern sich auch die Verhaltensmuster.“

Bleibt die Frage: Was passiert mit den Parkhäusern innerhalb des City-Rings? Antwort von „Stuttgart laufd nai“: „Teile der Flächen sollen als Fahrradparkhäuser genutzt werden, andere als Lagerflächen für die Warenwirtschaft der Innenstadthändler. An oberirdischen Parkdecks sollen gemischte Wohn- und Gewerbequartiere neu entstehen. Die Parkhäuser, die direkt über den Cityring erreichbar sind, bleiben erhalten.“