Auf dem Gelände der Wagenhalle wurden Elemente zur Probe gebaut. Mittlerweile ist die Schule fertig, die unter der Regie zweier Stuttgarter Architektinnen entstand. Allerdings steht sie nicht in Stuttgart, sondern in Afrika.

Stuttgart - Seit Ende vergangenen Jahres sind sie wieder in Stuttgart – aber nur mit einem Fuß. Kristina Egbers (30) und ihre Kollegin Franziska Bilger (28) planen bereits ihren nächsten Aufenthalt in Simbabwe. Gut sechs Monate – von Mai bis November – waren die Architektinnen im vergangenen Jahr in dem südafrikanischen Staat, haben dort eine Schule gebaut. In diesem Jahr wollen sie die Schule erweitern – wieder in ehrenamtlicher Arbeit. Sie sind im Auftrag von Ingenieure ohne Grenzen unterwegs und engagieren sich beide in der Regionalgruppe Stuttgart.

 

In nur sechs Monaten war die Schule bezugsfertig

Was Egbers und Bilger zusammen mit ihrem Team und biszu zwei Dutzend einheimischen Arbeitern geschafft haben, kann sich sehen lassen. In den sechs Monaten in Hopley, einer Siedlung bei der Hauptstadt Harare, ist eine neue Schule entstanden. Platz ist dort für zwei Klassen. Außerdem gibt es einen Pausenraum, der aber auch für Gottesdienste und andere Veranstaltungen offen ist.

Los ging das Projekt im Jahr 2013 mit einer Diplomarbeit: „Die Idee, als Abschlussarbeit eine Schule für Simbabwe zu entwerfen, hatte ich zusammen mit einem Freund von Ingenieure ohne Grenzen“, sagt Egbers. Ihre Arbeit wurde mit „sehr gut“ benotet. Obwohl von Anfang an klar war, dass der Entwurf umgesetzt und tatsächlich eine Schule gebaut werden soll, zog sich das Ganze hin. „Wir mussten die 75 000 Euro Baukosten selbst auftreiben und Kollegen finden, die das Projekt vor Ort zeitweise ehrenamtlich mit betreuen“, sagt Bilger.

Das Geld kam über Spenden und die Mitarbeiter über gutes Zureden zusammen. Ein Jahr bevor es nach Afrika ging, wurde auf dem Gelände der Wagenhallen zur Probe ein Rundbogen gebaut, denn Rundbögen sind ein zentrales Element der Schule. Die ist komplett aus Ziegelsteinen gebaut. Das passt zum Namen Simbabwe – übersetzt: Steinhäuser.

Obwohl der Probebau bei den Wagenhallen eine gute Vorbereitung für das Auslandsprojekt war, sind Überraschungen in Hopely nicht ausgeblieben. „Der Baustart war direkt nach der Regenzeit. Bei den Arbeiten fürs Fundament stand die Baugrube unter Wasser. Ein paar Wochen später war es so trocken, dass wir für die Mörtelarbeiten kaum Wasser hatten“, sagt Egbers und Bilger ergänzt: „An Duschen war in dieser Zeit nicht zu denken.“

Trotzdem sind die beiden Architektinnen und ihr Team im Zeit- und Kostenrahmen geblieben. Egbers: „Im November konnten wir der stellvertretenden Schulleiterin die Schlüssel für den Neubau übergeben.“ Die Schule hat 3,30 Meter hohe Räume; über der Decke ist ein Luftraum von 0,6 bis einen Meter Höhe. In diesem Bereich sind in die Fassade Öffnungen für die Luftzirkulation eingelassen. „Dadurch kann die heiße Luft abziehen, sodass es in den Räumen einigermaßen kühl bleibt“, sagt Bilger. Vor Sonne und Regen schützt auch der überdachte Umlauf.

Die Einheimischen sollen sich mit dem Projekt identifizieren

Da in dem neuen Gebäude nur zwei von sieben Klassen Platz haben, soll in diesem Jahr weiter gebaut werden. „In den Anbau, der sich direkt an die Rundbögen anschließen wird, sollen zwei weitere Unterrichtsräume kommen. Insgesamt soll in den nächsten Jahren ein Schulkomplex mit 14 Klassenzimmern entstehen“, sagt Egbers. Sie will in diesem Jahr wieder etwa sechs Monate auf der Baustelle sein und wird dafür wie im vergangenen Jahr von ihrem Chef freigestellt. Bilger wird rund vier Wochen vor Ort sein. Dass sie ihren Arbeitsplatz nach dem Auslandsaufenthalt im vergangenen Jahr wieder bekommen hat, war nicht von Anfang an klar. Trotzdem hat sie ihr Engagement in Simbabwe nicht als Risiko, sondern als Chance begriffen. „Es macht so viel Spaß, etwas eigenes auf die Beine zu stellen und von Anfang bis Ende zu begleiten.“

Die beiden Frauen gehen davon aus, dass die Zeit, die sie auf der Baustelle verbringen werden, immer kürzer wird. Egbers: „Ziel ist es auch, dass sich die Menschen in Hopley mit dem Projekt identifizieren und selbst die Verantwortung fürs Gelingen übernehmen.“