In der Schule am Stöckach kann zwischen G 8 und G  9 gewählt werden. Bei einem Infoabend war das Interesse groß.

S-Ost - Der Schulleiter Holger zur Hausen beginnt mit einer Entschuldigung. Der Raum, in dem er und sein Stellvertreter Tim Praßel über die Schule informieren, ist zu klein; zahlreiche Eltern müssen stehen. „Leider gibt es keinen größeren Raum, das ist eben ein Altbau, aber das macht auch den Charme der Schule aus.“ Die Schule ist das Zeppelin-Gymnasium im Stuttgarter Osten. Am vergangenen Freitag fand dort ein Abend der offenen Tür statt. Und es gab einiges, über das es zu informieren galt. „Unsere Schule befindet sich im Aufbruch“, sagte zur Hausen. In nächster Zeit sollen mehr Räume hinzukommen; außerdem werde ein Konzept erarbeitet, um Kindern den Übergang von der Grundschule aufs Gymnasium zu erleichtern.

 

Von dem Konzept der zwei Möglichkeiten überzeugt

Die bedeutsamste Veränderung aber – das war abzulesen an den anschließenden Fragen der Eltern – ist die Einführung der Kombination von G 8 und G 9. Seit dem vergangene Schuljahr ist das Zeppelin-Gymnasium eine der Modellschulen, welche die Möglichkeit bieten, zwischen acht und neun Schuljahren bis zum Abitur zu wählen. Bei der Anmeldung des Kindes muss verbindlich angegeben werden, welchen Zug es besuchen wird. Derzeit gibt es zwei G 9-Klassen und eine für G 8-Schüler. In der fünften und sechsten Klasse haben die Kinder noch den gleichen Unterricht, mit der gleichen Art und Anzahl von Schulstunden. Im zweiten Halbjahr der Klasse sechs wird auf Grundlage der bisherigen schulischen Leistungen entschieden, ob einzelne Schüler die Klasse wechseln. „Wenn wir feststellen, dass ein Kind im G 9-Zug fit ist, dann kann es, wenn es möchte, in den G 8-Zug wechseln“, sagte der stellvertretende Schulleiter Tim Praßel. Auch der umgekehrte Fall sei möglich. Ab der siebten Klasse – also in der Mittelstufe – bekommen die G 8-Schüler mehr Pflichtstunden. Einige Fächer werden früher eingeführt als in der G 9-Klasse.

Das Lehrerkollegium und die Schulleitung ist von dem Konzept der zwei Möglichkeiten überzeugt. „Ich halte es für eine gute Ergänzung und eine Bereicherung. Ich hoffe sehr, dass wir das Konzept weiterführen können“, sagte Praßel, auch wenn der Zeitpunkt für eine genaue Analyse im ersten Schuljahr der Einführung noch zu früh sei. „Im Moment sind die Schüler in Klasse fünf und bekommen genau den gleichen Unterricht“, sagte die Lehrerin Julia Gebert. „Einen Unterschied hinsichtlich der schulischen Leistung kann ich im Moment noch nicht erkennen.“

„Ein zusätzliches Jahr wäre bei manchen verschenkte Zeit“

In der vierten Klasse sei es schwer einzuschätzen, ob das eigene Kind geeignet für einen G 8-Zug ist, sagte ein Vater. „Deshalb halte ich die kombinierte Schulform für eine gute Alternative.“ Ein anderer Vater pflichtete ihm bei: „Hier am Zeppelin-Gymnasium hat man die Chance, noch ein bisschen Zeit zu gewinnen.“ Durch die Entzerrung des Stundenplans in der G 9-Klasse sei außerdem noch etwas Freizeit möglich; in diesem Punkt waren sich die beiden Väter einig.

Das ist ein Argument, das der Lehrer Dietmar Schwämmle gut kennt, trotzdem sagt er: „Wenn die Schüler ein Jahr länger Zeit haben, um das Abitur zu machen, dann gewinnen sie damit nicht nur mehr Freizeit sondern auch mehr Lernzeit, die genutzt werden muss.“

Das verkürzte Abitur sieht Schwämmle dennoch durchaus positiv: „Manche Schüler sind so gut, da wäre ein zusätzliches Jahr verschenkte Zeit.“ Doch er kennt auch die Negativbeispiele, wo Schüler ab der elften Klasse nicht mehr mitkommen, weil die Anforderungen innerhalb weniger Wochen deutlich gesteigert würden.