Die Lokalpolitiker fordern bei der Diskussion über die Zukunft der beiden Werkrealschulstandorte im Süden ihr Recht auf Mitsprache ein. Falls das Gremium ignoriert wird, will es die Beschlussfassung im Gemeinderat zumindest aufschieben.

S-Süd - Zwei Drittel der Stimmen sind entscheidend. Lehnt ein Bezirksbeirat mit dieser Mehrheit ein den Bezirk betreffendes Vorhaben der Verwaltung ab, muss die Verwaltung erst dem Bezirksbeirat Rede und Antwort stehen und dessen Argumente hören, bevor der Gemeinderat endgültig beschließen kann. Bei der Schulentwicklungsplanung sind die Bezirksbeiräte von Süd gewillt, diese Kraftprobe zu wagen. Sollte die Verwaltung den Bezirksbeirat nicht rechtzeitig vor der für Ende Januar geplanten Beschlussfassung informieren, wollen die Bezirksbeiräte die Festschreibung der Schulentwicklungsplanung aufschieben.

 

Im Süden soll die Werkrealschule der Heusteigschule zum nächsten Schuljahr keine neuen Fünftklässler mehr aufnehmen dürfen und somit mittelfristig geschlossen werden. Die Lerchenrainschule dagegen ist einer der 13 Werkrealschulstandorte Stuttgarts, den die Stadt halten und stärken will. Dass angesichts der schwindenden Schülerzahlen nicht beide Werkrealschulstandorte im Süden gehalten werden können, ist den Bezirksbeiräten klar. Sie wollen wissen, wie die beiden Schulstandorte entwickelt werden, sodass sie für die Schüler im Süden langfristig attraktiv sind. „Es entzieht sich der Vorstellung, wie man die Heusteigschule später möglicherweise als Gemeinschaftsschule wiederbeleben will, wenn man sie vorher abgetötet hat“, begründete Wolfgang Jaworek, der Sprecher der Grünen, einen interfraktionellen Antrag aller im Bezirksbeirat Süd vertretenen Parteien auf detaillierte Information zur Schulentwicklung im Bezirk.

Seit längerem sind verschiedene Nutzungsvarianten für die Heusteigschule, die neben der Werkrealschule auch eine Grundschule umfasst, im Gespräch. Für eine Außenstelle des Karls-Gymnasiums oder als neuer Standort für die Schloss-Realschule gäbe es allerdings einen ganz anderen Bedarf für Lehrpersonal als für eine Gemeinschaftsschule. Letzteres strebt der Schulleiter Jochen Schmidt-Rüdt an. Doch solange unklar ist, wie es mit der Heusteigschule weitergeht, müssen die Verantwortlichen damit rechnen, dass sich die Lehrer beruflich anderweitig orientieren und somit gar nicht mehr das Personal für eine Gemeinschaftsschule vorhanden wäre.

Fehlende Daten für Diskussion

„Die Heusteigschule ist keine kleine Dorfschule. Ich habe den Eindruck, wenn wir nicht aufpassen, werden wir überrannt“, verlieh der FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland dem interfraktionellen Antrag Nachdruck. „Der zuständige Mitarbeiter im Schulverwaltungsamt ist seit längerem zu unserer nächsten Sitzung am 15. Januar eingeladen, bisher haben wir leider keine Antwort erhalten“, schilderte Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Süd, die bislang vergeblichen Bemühungen darum, über die Perspektiven für die beiden Werkrealschulstandorte im Bezirk informiert zu werden. Um diese diskutieren zu können, fehlten dem Bezirksbeirat viele Daten, etwa wie sich die Schülerzahlen die nächsten Jahre entwickeln.

Die Informationsveranstaltung der Verwaltung Anfang Dezember empfand der Fraktionssprecher der Grünen als nicht ergiebig genug. Außerdem sei in einem solchen Rahmen keine sinnvolle Diskussion zu den Entwicklungen in einzelnen Bezirken möglich gewesen, betonte Jaworek. Genau diese wollen die Bezirksbeiräte aber führen. Dabei geht es dem Gremium nicht darum, die Werkrealschule an der Heusteigschule zu retten und dafür die an der Lerchenrainschule zu schließen. Die Bezirksbeiräte wollen wissen, wie der Bedarf ist und welche Perspektiven sich daraus ergeben. Zwar ließ Jaworek anklingen, dass die Bemühungen der Heusteigschule, sich zur Gemeinschaftsschule weiterzuentwickeln, gewürdigt werden müssten, doch diese Diskussion blockten die übrigen Fraktionen ab, um klar zu machen, dass der gemeinsamen Antrag zum Ziel hat, das Informationsdefizit zu beheben.

Der Süden gehört zu den ersten der 23 Bezirke Stuttgarts, die sich zur Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes äußern. Bereits zu Beginn des Schuljahres hatte der Bezirksvorsteher von Ost, Martin Körner, Kritik an der Planung der Stadt geübt.