Das Theater am Faden in Heslach erzählt die biblischen Geschichten in Form eines russischen Bauerntheraters und serviert zum Puppenspiel ein deftiges russisches Weihnachtsessen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Das Wertep-Theater ist eine vom Aussterben bedrohte russische Volkstradition. Bauern fertigten Puppen und Bühne im praktischen Kistenformat an, zogen damit von Haus zu Haus und führten die Geschichten von der Geburt Christi, der Verfolgung durch König Herodes auf. Zur Adventszeit holt sich die Heslacher Theaterchefin Helga Brehme immer wieder gerne das bäuerliche Stück ins Haus. Und unter ihren routinierten Puppenspielerhänden und in der märchenhaften Umgebung ihres Theaters am Faden verwandelt sich das Bauernstück unversehens in eine Art-Brut-Performance.

 

Doch dem Eindruck des Artifiziellen dampft ein hausmannsköstlicher Eintopf aus Fleisch und Kohl entgegen, der die Besucher des Theaters auf den Boden der Realität zurückholen dürfte. Denn zum Spiel wird ein russisches Weihnachtsessen serviert, das gemütlich in Lebkuchen und Tee mündet. Die Bühne zeigt gleich einer Puppenstube mehrere Stockwerke: oben der Engel, drunter Christi Geburt, im ersten Stock die Herodes-Geschichte und im Souterrain der Teufel, der sich über Herodes’ sündige Seele hermacht. „Die Bühne wird nach alter Tradition nur von Kerzen beleuchtet, der Text wird in russisch und in deutsch gesprochen und gesungen“, erklärt Helga Brehme. Die Puppen werden von unten mit Stäben geführt.

Im Souterrain die Hölle

Das Spiel entstand in Zusammenarbeit mit Viktor Navazki und Sergei Tarakanov. Die beiden Puppenspieler aus Moskau haben die Wertep-Tradition wieder ausgegraben, nachdem sie in der Sowjet-Ära verschütt gegangen war. Ihren Ursprung, so erklärt Helga Brehme, habe sie in Polen, von dort sei das Wertep-Theater im 18. Jahrhundert über die Ukraine und Weißrussland nach Russland gelangt. „In Russland bekam diese Vorstellung den Namen ‚Wertep’ und ist als ureigener Brauch zu einem Teil jedes Weihnachtsfestes geworden.“

Puppenspiel mit Stäben

Helga Brehme wird am Donnerstag, 19. Dezember, und Freitag, 20. Dezember, gemeinsam mit Velemir Pankratov auftreten, einem russischen Puppenspieler, der hier beheimatet ist. Aufgetischt werden Borschtsch und Fleischtopf.

Die Karten kosten mit Weihnachtsessen 30 Euro, für Kinder unter zwölf Jahren 20 Euro. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 19 Uhr im Theater am Faden, Hasenstraße 32, in Heslach und dauern etwa 50 Minuten. Karten können telefonisch unter der Nummer 07 11 / 60 48 50 oder auf der Website unter www.theateramfaden.de bestellt werden.