Nicht so glamourös wie bei den Oscars, aber fast so spannend ging es am Samstagabend im Kulturzentrum Merlin im Stuttgarter Westen zu. Dort konnten sich Filmbegeisterte einen Überblick über besondere und ausgefallene Kurzfilme verschaffen – und die Filme prämieren, die ihnen am besten gefielen.

S-West - And the Oscar goes to . . .“ Diese Worte sind am Wochenende wieder mehrfach aus dem Dolby Theatre in Los Angeles zu hören gewesen, als dort zum 87. Mal der begehrte Filmpreis verliehen wurde. Lange nicht so glamourös, aber beinahe genau so spannend ging es am Samstagabend im Kulturzentrum Merlin im Stuttgarter Westen zu. Dort konnten sich Filmbegeisterte einen Überblick über besondere und ausgefallene Kurzfilme verschaffen – und diejenigen Streifen prämieren, die ihnen am besten gefielen.

 

Beim 16. Kurzfilmfestival der Stuttgarter Hochschule der Medien, kurz Kufife, wurden insgesamt zehn Kurzfilme mit einer maximalen Länge von zehn Minuten gezeigt. Darunter Filme zum Lachen, Weinen, Schmunzeln, Nachdenken und Träumen. Über die Leinwand flimmerte alles, was man sich unter dem Genre Kurzfilm vorstellen kann – vom Kunstfilm über computeranimierte Streifen bis hin zum Musikvideo oder Werbefilm.

Mehr als 50 Filme eingereicht

Zum Auftakt stellten die Festivalorganisatoren eine Komödie mit dem Titel „Turteltauben“ von Marc Rößler vor. Der Film zeigt ein Pärchen mittleren Alters bei einer Straßenbahnfahrt. Während die Ehefrau unentwegt über die Nachbarn, ihre Stadt, die Krankheiten des Ehemannes und die Welt als Ganzes schimpft, sitzt ihr Mann schweigend neben ihr in der Bahn. Die Frau redet sich so in Rage, dass sie gar nicht bemerkt, wie ihr Mann an einer Haltestelle aussteigt. Allerdings ohne sie und mit der gemeinsamen Fahrkarte. Das wird der Frau erst dann schmerzlich bewusst, als der Schaffner sie nach ihrem nicht vorhandenen Fahrausweis fragt.

Unter die besten drei schafften es die „Turteltauben“ jedoch nicht. Auf den ersten drei Plätzen des Festivals landeten die Produktionen „Coming out“ von Gina Wenzel, „Schmidts Katze“ von Felix Knoche und „Studies on Hysteria“ von Felix Ruple.

Zum Festival eingereicht wurden in diesem Jahr mehr als 50 Filme. „Wir haben etwa zehn deutsche Filmhochschulen angeschrieben und ihnen angeboten, am Festival teilzunehmen“, sagt Julian Hinderer, einer der Organisatoren. „Entsprechend sind alle Filme von Studenten deutscher Filmhochschulen produziert worden.“ Teilgenommen, so Hinderer, hätten beispielsweise Nachwuchsregisseure der Hochschule der Medien in Stuttgart oder der Filmakademie in Ludwigsburg.

Die Zuschauer entscheiden

Das Kufife ist ein Filmwettbewerb, der jedes Jahr von Studenten des Studiengangs Informationsdesign der Hochschule der Medien organisiert wird. Wie die Macher erklären, werden dabei stets „professionelle Werke von noch nicht professionellen Regisseuren“ gezeigt. Welche Filme präsentiert werden, entscheiden die Studenten. Dabei, sagen sie, „bemühen wir uns um ein ausgewogenes, interessantes und qualitativ hochwertiges Programm“. Das Festival soll den Nachwuchsfilmemachern die Chance bieten, ihre eigenen Produktionen der Öffentlichkeit vorzustellen. Außerdem dient es als Plattform zum Austausch mit anderen jungen Regisseuren. Welche Filme am Ende des Festivals am besten bewertet werden, liegt in den Händen der Zuschauer. Sie können von einem Punkt bis zu fünf Punkten pro Film vergeben. Die Sieger erhalten einen Pokal und Sachpreise. Auf diese Weise wollen die Organisatoren jedes Jahr den talentiertesten Nachwuchs Steven Spielbergs, Woody Allens und Sofia Coppolas finden.

Ob die jungen Regisseure des Kurzfilmfestivals tatsächlich eines Tages in die Fußstapfen der großen Stars treten und den roten Teppich des Dolby Theatres entlang schreiten werden, steht natürlich noch in den Sternen. Aber wer weiß, vielleicht hört auch einer von ihnen irgendwann aus nächster Nähe den Satz „And the Oscar goes to . . .“