Der Stuttgarter Pfennigbasar des German American Women’s Club hat sich mal wieder gerechnet: 40 000 Euro Reingewinn hat der Flohmarkt im vergangenen Herbst in der Liederhalle eingebracht. Nun wird das Geld verteilt. Nutznießer sind Initiativen in der Stuttgarter Region.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Der Stuttgarter Pfennigbasar des German American Women’s Club hat sich mal wieder gerechnet: 40 000 Euro Reingewinn hat der Second-Hand-Markt im vergangenen Herbst in der Liederhalle eingebracht. Am Donnerstag, 10. Juli, wird das Geld im kleinen feierlichen Rahmen im Rathaus verteilt. Nutznießer sind zahlreiche Initiativen in der Stuttgarter Region, die das gegenseitige Verständnis und die Verständigung zwischen Deutschen und Amerikanern fördern sowie soziale Projekte – darunter die Vesperkirche für Wohnsitzlose, ein Musikunterrichtsangebot für Kinder mit Behinderung und eine inklusive Kinderfreizeit.

 

Der Verein fördert zudem den deutsch-amerikanischen Jugendaustausch. Drei amerikanische und drei deutsche Studenten sind für ein Jahr im jeweils anderen Land zu Gast. Die Studiengebühren in den Staaten sind durch Stipendien abgedeckt, auf die der Deutsch-Amerikanische Frauenclub abonniert ist, erklärt Club-Präsidentin Gaby Fürst. Ferner wird ein Schüleraustausch unterstützt.

Der Basar, der jedes Jahr im September oder Oktober in der Liederhalle stattfindet, ist eine Institution mit nunmehr 46-jähriger Tradition. Der Club selbst existiert bereits seit 1947. Seit 1951 dürfen auch Frauen beitreten, die nicht aus den USA oder aus Deutschland stammen. Die aktuelle Mitgliederzahl liegt bei 320. Etwa 60 davon seien aktive Mitglieder, schätzt Gaby Fürst.

Die Gewinne waren schon deutlich größer. So konnten beispielsweise 2011 noch Spendenschecks in einer Gesamthöhe von fast 95 000 Euro ausgegeben werden. 52 Projekte profitierten seinerzeit davon. Doch vor wenigen Jahren habe sich die Besteuerung geändert, erklärt die Präsidentin. Der Basar werde vom Finanzamt wie ein Geschäftsbetrieb behandelt. Vom Umsatz in Höhe von 75 000 Euro beim Basar 2013 seien nach Abzug von Miete, Transportkosten und Steuern nur noch jene 40 000 Euro übrig geblieben, die verteilt werden. „Das hat bei uns im Club große Diskussionen ausgelöst, als die neue Steuer kam“, erinnert sich Gaby Fürst. Einige hätten vorgeschlagen, den Basar ganz einzustellen, weil sich der Aufwand nicht mehr lohne. Gaby Fürst sieht das anders: Zum einen seien 40 000 Euro immer noch ein stattlicher Betrag. Zum anderen, „denke ich an die vielen Leute, die zum Einkaufen zum Basar kommen, weil sie nicht viel Geld haben. Man glaubt ja gar nicht, wie viele Familien in Stuttgart arm dran sind und froh sind über unseren Basar“.

Die Ware sei in gutem Zustand, versichert die Präsidentin. Viele der Sachspenden stammten von amerikanischen Familien in den Patch und Kelley Barracks. „Dort sind ganzjährig Container für gebrauchte Sachen aufgestellt. Die Familien bleiben im Schnitt ja nur drei Jahre bis zur nächsten Versetzung. Oft können sie nicht alles mitnehmen, wenn sie umziehen. Was noch gut zu gebrauchen ist, geben sie in die Container.“ Die meisten der amerikanischen Club-Frauen lebten auf den Militärbasen. „Dort wird viel Werbung gemacht für unseren Club“, sagt Gaby Fürst. Da die Familien nur wenige Jahre in Stuttgart seien, sei es für sie ansonsten schwierig, Kontakte zu Deutschen zu knüpfen.

Einige Wochen vor dem Basar sortieren ehrenamtliche Helfer die Sachspenden vor. Man trifft sich in der Schimmelhütte in Degerloch, wo die Sachen zwischenlagern. „Das ist immer eine Gaudi!“, freut sich Fürst. Die Präsidentin findet das Engagement von 700 bis 800 Helfern, die den Basar erst möglich machen, immer wieder überwältigend. „Es helfen auch viele mit, die wir früher mal mit einer Spende unterstützt haben.“ Dieses Jahr findet der Basar am Dienstag, 30. September, von 9 bis 20 Uhr, und Mittwoch von 9 bis 17 Uhr statt. In der Liederhalle werden etwa 20 Stände mit Kleidung, Schuhen, Accessoires, Gebrauchswäsche, Spielsachen, Büchern, Haushaltswaren, Kleinelektrogeräten und Kunstgewerbeartikeln aufgebaut.