Horst Merkle ist Anfang der 90er Jahre, als in Stuttgart der Hip-Hop zu seinem Siegeszug aufbrach, ganz vorne mit dabei gewesen. Heute interessiert er sich mehr für die Kunst. Nun feiert seine Galerie 15. Geburtstag.

S-West - In seiner Laufbahn als Galerist hat Horst Merkle viele Menschen kennengelernt. Manche besser, andere haben seinen Weg nur einmal gekreuzt. Doch mit all diesen Menschen hat er ein Netzwerk geknüpft, ohne das er seine Arbeit nicht tun könnte. Das 15-jährige Bestehen seiner Galerie hat Merkle zum Anlass genommen, all diese Menschen einzuladen – persönlich sollen sie am Geburtstagsprogramm am kommenden Wochenende teilnehmen. Oder, wenn dies nicht möglich ist, mit einer künstlerischen Arbeit vertreten sein. Rund 180 Künstler sind dieser Einladung gefolgt und haben Merkle Grüße in Form kleiner Kunstwerke geschickt. „Es sind Leute, mit denen ich in irgendeiner Form zu tun gehabt habe“, sagt Merkle, also nicht unbedingt sein fester Stamm an Künstlern, die ohnehin regelmäßig bei ihm ausstellen.

 

Horst Merkle hatte schon vor der Eröffnung seiner Galerie damit begonnen, ein Netzwerk zu knüpfen, und zwar als Kultur- und Veranstaltungsmanager für Jugendliche beim Kulturbüro Cumulus. Er kam vom Stadtjugendring, der 1990 mit dem Jugendamt und der Jugendhausgesellschaft das Cumulus im Jugendhaus Mitte eröffnete. „Wir haben Konzerte, Festivals und Theater für Jugendliche organisiert“, so Merkle. „Die Idee war, dass Kultur kein Luxus sein muss.“

Das Großflächige und Brachiale ist nicht seins

Der Galerist erinnert sich gern an die Zeit zurück, in der ein Geist des Aufbruchs herrschte und zu spüren war, dass in der Stadt etwas Neues entsteht – der Stuttgarter Hip-Hop. „Max Herre war bei Cumulus mein Zivi“, erzählt der Galerist. Zu dieser Zeit hatte sich Horst Merkle als Kulturveranstalter verstanden. Über diese Arbeit lernte er nach und nach auch Bildende Künstler kennen. 1996 stiegt er bei Cumulus aus. „Als ich auf die Vierzig zuging, erkannte ich, dass ich irgendwann nicht mehr die Sprache der Jugend spreche. Das muss man selbst merken.“

Ein Jahr später gründete er in Bad Cannstatt seine Galerie, die er dort bis 2005 betrieb. Sein Interesse für die Bildende Kunst wuchs. Er begann, mit Künstlern zu arbeiten. „Die brauchen auch jemanden, der sich um sie kümmert und sie fördert“, sagt Merkle. Aus dem Kulturmanager wurde ein Kunstmanager. Er belegte in der Kunstschule Filderstadt Seminare in Zeichnen und Siebdruck. „Ich wollte ein Gespür dafür haben, um was es geht.“ Bis heute interessiert er sich vor allem für feinlinige, grafische und feinstoffliche Kunst, die er vorzugsweise ausstellt. „Ich mag diese Poesie zwischen Abstraktion und Figuration“, sagt Merkle. „Und ich mag Kunst, bei der man überlegen muss, was der Künstler zum Ausdruck bringen will.“ Das Großflächige und Brachiale ist nicht seins. Doch Respekt, so betont der Galerist, habe er vor jeder Stilrichtung.

Inzwischen interessiert sich vermehrt für junge Künstler

Mit seiner Galerie hat Horst Merkle nach Cumulus sein zweites Vernetzungsprojekt, das er noch lange fortführen will. „Ich mag es, in zurückhaltender Weise etwas zu vermitteln, und ich verfolge gerne, was in der Kunst gerade angesagt ist.“ Seit ein paar Jahren interessiert er sich verstärkt für die Arbeiten junger Künstler, die noch studieren. „Früher hätte ich mir das gar nicht leisten können, und man braucht ja auch erst ein gewisses Standing.“

Einen Künstler, dessen Werdegang er schon lange verfolgt, obgleich dieser kein Bildender Künstler ist, ist der Poetry-Slamer Timo Brunke. „Er hat bei meiner ersten Ausstellung performt“, sagt Merkle. Auf der Liste der Weggefährten zum Geburtstag darf und wird er deshalb nicht fehlen.