Die S2 soll künftig auch in Sielmingen halten. Die Filderstädter Verwaltung plant dort eine sogenannte Mobilitätsstation mit Fahrradabstellmöglichkeiten, Sharing-Angeboten und auch 100 bis 150 Parkplätzen. Aber wo sollen die hin?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Voraussichtlich 2028 soll die S2 bis nach Neuhausen fahren, in Sielmingen ist ein Zwischenhalt vorgesehen. „Daher ist die Frage zu beantworten, ob ein öffentliches Parkraumkontingent für die hier künftig zu erwartenden Fahrgäste angeboten werden soll“, schreibt die Filderstädter Verwaltung in einer aktuellen Beschlussvorlage. Mit dieser hat sich der Technische Ausschuss am Mittwochabend beschäftigt.

 

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Grundlage für die S-Bahn-Verlängerung ist das sogenannte Planfeststellungsverfahren. Zuständig als sogenannter Vorhabenträger ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG. Doch in den Unterlagen ist vermerkt, dass diese nur die „notwendigen Verkehrsanlagen“ baut. Für alles andere, also zum Beispiele für den Bau von Bushaltestellen, einer Toilettenanlage und eben auch für den Bau von Parkplätzen und Fahrradabstellmöglichkeiten, ist die Stadt Filderstadt selbst verantwortlich.

Bürger sollen den ÖPNV künftig noch mehr nutzen

Konsens zwischen der Verwaltung und dem Gemeinderat in Filderstadt ist, dass die Bürger künftig noch mehr zu Fuß, mit dem Rad und mit Bus und Bahn unterwegs sein sollen. So ist es im Mobilitätsentwicklungsplan (MEP) vorgesehen. Das bedeutet, dass in Zukunft „gebrochene Verkehre“, also die Nutzung mehrere Verkehrsmittel für einen Weg, an Bedeutung gewinnen. Daher soll es Mobilstationen geben, zum Beispiel in den Ortszentren und an S-Bahnstationen. Dort sollen die Bürger ohne viel Aufwand umsteigen, also das Verkehrsmittel wechseln können, also zum Beispiel vom Fahrrad zum Bus oder eben auch vom Auto zur Bahn. An S-Bahnstationen sind darum auch Parkplätze vorgesehen.

Das mit der MEP beauftragte Planungsbüro hält am künftigen Halt in Sielmingen 100 bis 150 Parkplätze für angemessen, darüber hinaus etwa 200 Fahrradabstellplätze und verschiedene Sharing-Angebote. Die dazu bereits vorliegende Planung der Stadt sieht in der unmittelbaren Umgebung des künftigen S-Bahnhalts bereits 80 überdachte Fahrradabstellplätze sowie 20 abschließbare Radboxen vor, womit ein Teil des notwendigen Kontingents bereits abgedeckt wäre. Außerdem soll es eine Regiorad-Verleihstation geben.

Die Stadt muss wohl verhandeln und Flächen kaufen

Doch wo im Umfeld des künftigen Haltepunkts und in welcher Form könnten 100 bis 150 Parkplätze entstehen? Die Stadt selbst jedenfalls hat in diesem Bereich kaum eigene Flächen. Darum wollte die Verwaltung von den Stadträten die Bestätigung haben, in Grundstücksverhandlungen gehen zu dürfen. Fakt ist: „Es soll kein überregionaler Haltepunkt werden, sondern ein Minimalangebot für die Filderstädter, damit diese die S-Bahn nutzen können“, sagte Bürgermeister Falk-Udo Beck in der Sitzung.

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Die Mehrheit des Technischen Ausschusses konnte der Argumentation der Verwaltung durchaus folgen. Sie übten aber dennoch Kritik. Jörg Alberth (FDP) fragte sich, wie kontrolliert werden könne, das die Parkplätze von Filderstädtern genutzt werden. In der Regel könne doch nur gelten, dass wer zuerst komme, auch zuerst parke. Richard Briem (Freie Wähler) sah keinen Platz für ebenerdige Parkplätze und brachte ein Parkhaus in Sielmingen ins Spiel, über das in Filderstadt aber ohnehin bereits diskutiert wird.

Diskussion um das richtige Vorgehen

Unzufrieden war Walter Bauer (SPD). Er sprach von einer „Briefmarkenplanung“ und forderte ein Gesamtkonzept inklusive Parkierung, und zwar für den Bereich zwischen der Landesstraße und der Industriestraße. Falk-Udo Beck warnte, dass das den gesamten Prozess verzögern würde. Die Stadtverwaltung sehe es umgedreht: Zuerst brauche man eine Grundlage, um Verhandlungen mit Grundstückseigentümern zu führen und auszuloten, wo Parkplätze gebaut werden können. Dann müsse darauf des Gesamtkonzept aufgebaut werden, sagte der Bürgermeister. Am Ende konnte sich Walter Bauer mit seiner Ansicht nicht bei seinen Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss durchsetzen. Dieser nahm die Vorlage bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen mehrheitlich an. Auf Anregung von Catherine Kalarrytou (Grüne) war zuvor explizit in den Beschlussvorschlag aufgenommen worden, dass am künftigen S-Bahnhalt auch eine Fahrradausleihe möglich sein soll.